sie die für unschuldig, die von den päpstlichen Gerichts- höfen waren verurtheilt worden. Sie erbrachen die Ge- fängnisse, um ihre Freunde zu befreien; ihre Feinde da- gegen suchten sie auch hier auf, und den andern Tag sah man zuweilen die abgeschnittenen Köpfe derselben an dem Brunnen aufgesteckt 1).
Da nun die öffentliche Macht so schwach war, so bildeten sich in der Mark, der Campagna, in allen Pro- vinzen die Haufen von ausgetretenen Banditen zu kleinen Armeen.
An ihrer Spitze zogen Alfonso Piccolomini, Roberto Malatesta und andre junge Männer aus den vornehmsten Geschlechtern einher. Piccolomini nahm das Stadthaus von Monte-abboddo ein, alle seine Gegner ließ er aufsu- chen und vor den Augen ihrer Mütter und Weiber hin- richten: von dem Namen Gabuzio allein mußten ihrer neun sterben; indessen hielt sein Gefolge Tänze auf dem Markt- platz. Als Herr des Landes durchzog er das Gefilde; er hatte einmal das Wechselfieber, doch hielt ihn das nicht auf: an dem schlimmen Tage ließ er sich in einer Sänfte vor seinen Truppen hertragen. Den Einwohnern von Cor- neto kündigte er an: sie möchten sich beeilen, mit ihrer Ernte fertig zu werden: er werde kommen und die Saaten seines Feindes Latino Orsino verbrennen. Er für seine Person hielt noch auf eine gewisse Ehre. Er nahm einem Courier seine Briefe ab; das Geld, das derselbe bei sich
1) In dem Ms. Sixtus V. Pontifex M. (Bibl. Altieri zu Rom) findet sich die ausführlichste Schilderung dieses Zustandes. Ich denke meinen Auszug im Anhang abdrucken zu lassen.
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GregorXIII.
ſie die fuͤr unſchuldig, die von den paͤpſtlichen Gerichts- hoͤfen waren verurtheilt worden. Sie erbrachen die Ge- faͤngniſſe, um ihre Freunde zu befreien; ihre Feinde da- gegen ſuchten ſie auch hier auf, und den andern Tag ſah man zuweilen die abgeſchnittenen Koͤpfe derſelben an dem Brunnen aufgeſteckt 1).
Da nun die oͤffentliche Macht ſo ſchwach war, ſo bildeten ſich in der Mark, der Campagna, in allen Pro- vinzen die Haufen von ausgetretenen Banditen zu kleinen Armeen.
An ihrer Spitze zogen Alfonſo Piccolomini, Roberto Malateſta und andre junge Maͤnner aus den vornehmſten Geſchlechtern einher. Piccolomini nahm das Stadthaus von Monte-abboddo ein, alle ſeine Gegner ließ er aufſu- chen und vor den Augen ihrer Muͤtter und Weiber hin- richten: von dem Namen Gabuzio allein mußten ihrer neun ſterben; indeſſen hielt ſein Gefolge Taͤnze auf dem Markt- platz. Als Herr des Landes durchzog er das Gefilde; er hatte einmal das Wechſelfieber, doch hielt ihn das nicht auf: an dem ſchlimmen Tage ließ er ſich in einer Saͤnfte vor ſeinen Truppen hertragen. Den Einwohnern von Cor- neto kuͤndigte er an: ſie moͤchten ſich beeilen, mit ihrer Ernte fertig zu werden: er werde kommen und die Saaten ſeines Feindes Latino Orſino verbrennen. Er fuͤr ſeine Perſon hielt noch auf eine gewiſſe Ehre. Er nahm einem Courier ſeine Briefe ab; das Geld, das derſelbe bei ſich
1) In dem Ms. Sixtus V. Pontifex M. (Bibl. Altieri zu Rom) findet ſich die ausfuͤhrlichſte Schilderung dieſes Zuſtandes. Ich denke meinen Auszug im Anhang abdrucken zu laſſen.
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Gregor XIII.
ſie die fuͤr unſchuldig, die von den paͤpſtlichen Gerichts-
hoͤfen waren verurtheilt worden. Sie erbrachen die Ge-
faͤngniſſe, um ihre Freunde zu befreien; ihre Feinde da-
gegen ſuchten ſie auch hier auf, und den andern Tag ſah
man zuweilen die abgeſchnittenen Koͤpfe derſelben an dem
Brunnen aufgeſteckt 1).
Da nun die oͤffentliche Macht ſo ſchwach war, ſo
bildeten ſich in der Mark, der Campagna, in allen Pro-
vinzen die Haufen von ausgetretenen Banditen zu kleinen
Armeen.
An ihrer Spitze zogen Alfonſo Piccolomini, Roberto
Malateſta und andre junge Maͤnner aus den vornehmſten
Geſchlechtern einher. Piccolomini nahm das Stadthaus
von Monte-abboddo ein, alle ſeine Gegner ließ er aufſu-
chen und vor den Augen ihrer Muͤtter und Weiber hin-
richten: von dem Namen Gabuzio allein mußten ihrer neun
ſterben; indeſſen hielt ſein Gefolge Taͤnze auf dem Markt-
platz. Als Herr des Landes durchzog er das Gefilde; er
hatte einmal das Wechſelfieber, doch hielt ihn das nicht
auf: an dem ſchlimmen Tage ließ er ſich in einer Saͤnfte
vor ſeinen Truppen hertragen. Den Einwohnern von Cor-
neto kuͤndigte er an: ſie moͤchten ſich beeilen, mit ihrer
Ernte fertig zu werden: er werde kommen und die Saaten
ſeines Feindes Latino Orſino verbrennen. Er fuͤr ſeine
Perſon hielt noch auf eine gewiſſe Ehre. Er nahm einem
Courier ſeine Briefe ab; das Geld, das derſelbe bei ſich
1) In dem Ms. Sixtus V. Pontifex M. (Bibl. Altieri zu Rom)
findet ſich die ausfuͤhrlichſte Schilderung dieſes Zuſtandes. Ich denke
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/459>, abgerufen am 25.11.2024.
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