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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.
cismus nach Deutschland entlassen worden sind. Auch ein
englisches Collegium stiftete er zu Rom, und fand Mittel,
es auszustatten. Er unterstützte die Collegien zu Wien und
zu Grätz aus seiner Schatulle, und es war vielleicht keine
Jesuitenschule in der Welt, die sich nicht auf die eine oder
die andere Weise seiner Freigebigkeit hätte zu rühmen ge-
habt. Auf Anrathen des Bischofs von Sitia richtete er
auch ein griechisches Collegium ein. Junge Leute von drei-
zehn bis sechzehn Jahren sollten darin aufgenommen wer-
den: nicht allein aus Ländern, die noch unter christlicher
Botmäßigkeit standen, wie Corfu und Candia, sondern
auch von Constantinopel, Morea und Salonichi; sie beka-
men griechische Lehrmeister: mit Kaftanen und dem vene-
zianischen Barett wurden sie bekleidet; ganz griechisch wollte
man sie halten; es sollte ihnen immer in Gedanken blei-
ben, daß sie nach ihrem Vaterlande zurückzukehren hätten.
Ihr Ritus sollte ihnen so gut gelassen werden wie ihre
Sprache; nach den Lehrsätzen des Conciliums, in welchen
die griechische und lateinische Kirche vereinigt worden, wollte
man sie im Glauben unterrichten 1).

Zu dieser, die gesammte katholische Welt umfassenden
Sorgfalt gehört es auch, daß Gregor den Kalender refor-
mirte. Das tridentinische Concilium hatte es gewünscht;
die Verrückung der hohen Feste von ihrem durch Concilien-
schlüsse festgesetzten Verhältniß zu den Jahreszeiten machte
es unerläßlich. Alle katholische Nationen nahmen an die-

1) Dispaccio Antonio Tiepolo 16 Marzo 1577. "accio che
fatto maggiori possano affettionatamente e con la verita impa-
rata dar a vedere ai suoi Greci la vera via."

Buch IV. Staat und Hof.
cismus nach Deutſchland entlaſſen worden ſind. Auch ein
engliſches Collegium ſtiftete er zu Rom, und fand Mittel,
es auszuſtatten. Er unterſtuͤtzte die Collegien zu Wien und
zu Graͤtz aus ſeiner Schatulle, und es war vielleicht keine
Jeſuitenſchule in der Welt, die ſich nicht auf die eine oder
die andere Weiſe ſeiner Freigebigkeit haͤtte zu ruͤhmen ge-
habt. Auf Anrathen des Biſchofs von Sitia richtete er
auch ein griechiſches Collegium ein. Junge Leute von drei-
zehn bis ſechzehn Jahren ſollten darin aufgenommen wer-
den: nicht allein aus Laͤndern, die noch unter chriſtlicher
Botmaͤßigkeit ſtanden, wie Corfu und Candia, ſondern
auch von Conſtantinopel, Morea und Salonichi; ſie beka-
men griechiſche Lehrmeiſter: mit Kaftanen und dem vene-
zianiſchen Barett wurden ſie bekleidet; ganz griechiſch wollte
man ſie halten; es ſollte ihnen immer in Gedanken blei-
ben, daß ſie nach ihrem Vaterlande zuruͤckzukehren haͤtten.
Ihr Ritus ſollte ihnen ſo gut gelaſſen werden wie ihre
Sprache; nach den Lehrſaͤtzen des Conciliums, in welchen
die griechiſche und lateiniſche Kirche vereinigt worden, wollte
man ſie im Glauben unterrichten 1).

Zu dieſer, die geſammte katholiſche Welt umfaſſenden
Sorgfalt gehoͤrt es auch, daß Gregor den Kalender refor-
mirte. Das tridentiniſche Concilium hatte es gewuͤnſcht;
die Verruͤckung der hohen Feſte von ihrem durch Concilien-
ſchluͤſſe feſtgeſetzten Verhaͤltniß zu den Jahreszeiten machte
es unerlaͤßlich. Alle katholiſche Nationen nahmen an die-

1) Dispaccio Antonio Tiepolo 16 Marzo 1577. „accio che
fatto maggiori possano affettionatamente e con la verità impa-
rata dar a vedere ai suoi Greci la vera via.“
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[424/0450] Buch IV. Staat und Hof. cismus nach Deutſchland entlaſſen worden ſind. Auch ein engliſches Collegium ſtiftete er zu Rom, und fand Mittel, es auszuſtatten. Er unterſtuͤtzte die Collegien zu Wien und zu Graͤtz aus ſeiner Schatulle, und es war vielleicht keine Jeſuitenſchule in der Welt, die ſich nicht auf die eine oder die andere Weiſe ſeiner Freigebigkeit haͤtte zu ruͤhmen ge- habt. Auf Anrathen des Biſchofs von Sitia richtete er auch ein griechiſches Collegium ein. Junge Leute von drei- zehn bis ſechzehn Jahren ſollten darin aufgenommen wer- den: nicht allein aus Laͤndern, die noch unter chriſtlicher Botmaͤßigkeit ſtanden, wie Corfu und Candia, ſondern auch von Conſtantinopel, Morea und Salonichi; ſie beka- men griechiſche Lehrmeiſter: mit Kaftanen und dem vene- zianiſchen Barett wurden ſie bekleidet; ganz griechiſch wollte man ſie halten; es ſollte ihnen immer in Gedanken blei- ben, daß ſie nach ihrem Vaterlande zuruͤckzukehren haͤtten. Ihr Ritus ſollte ihnen ſo gut gelaſſen werden wie ihre Sprache; nach den Lehrſaͤtzen des Conciliums, in welchen die griechiſche und lateiniſche Kirche vereinigt worden, wollte man ſie im Glauben unterrichten 1). Zu dieſer, die geſammte katholiſche Welt umfaſſenden Sorgfalt gehoͤrt es auch, daß Gregor den Kalender refor- mirte. Das tridentiniſche Concilium hatte es gewuͤnſcht; die Verruͤckung der hohen Feſte von ihrem durch Concilien- ſchluͤſſe feſtgeſetzten Verhaͤltniß zu den Jahreszeiten machte es unerlaͤßlich. Alle katholiſche Nationen nahmen an die- 1) Dispaccio Antonio Tiepolo 16 Marzo 1577. „accio che fatto maggiori possano affettionatamente e con la verità impa- rata dar a vedere ai suoi Greci la vera via.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/450>, abgerufen am 22.11.2024.