Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Verwaltung des Kirchenstaates. Romagna finden wir sie unter dem Namen der Pacifici:sie bilden allmählig eine Art von plebejischem Magistrat. Auch unter den Bauern hatte die Regierung ihre Anhän- ger. Die Manbelli hielten sich zu dem Hofe des Legaten. Sie schafften Banditen herbei und bewachten die Grenzen: es gab ihnen dieß wieder unter ihren Nachbarn ein nicht geringes Ansehen 1). Nachbarliche Eifersucht, der Gegen- satz der Landgemeinden gegen die Städte und manche an- dere innere Uebelstände kamen der Regierung überdieß zu Hülfe. Und so finden wir statt jener Gesetzlichkeit, Ruhe und Gleich unter Leo X. machten die Florentiner, welche 1) Nach der Relatione della Romagna nannten sie sich auch
von ihrem Wohnsitz huomini da Schieto: -- huomini, sagt die- selbe, che si fanno molto riguardare: sono Guelfi: la corte di Romagna si e valuta dell' opera loro molto utilmente massime in havere in mano banditi et in ovviare alle frandi, che si fanno in estrarre bestiami dalle montagne. Verwaltung des Kirchenſtaates. Romagna finden wir ſie unter dem Namen der Pacifici:ſie bilden allmaͤhlig eine Art von plebejiſchem Magiſtrat. Auch unter den Bauern hatte die Regierung ihre Anhaͤn- ger. Die Manbelli hielten ſich zu dem Hofe des Legaten. Sie ſchafften Banditen herbei und bewachten die Grenzen: es gab ihnen dieß wieder unter ihren Nachbarn ein nicht geringes Anſehen 1). Nachbarliche Eiferſucht, der Gegen- ſatz der Landgemeinden gegen die Staͤdte und manche an- dere innere Uebelſtaͤnde kamen der Regierung uͤberdieß zu Huͤlfe. Und ſo finden wir ſtatt jener Geſetzlichkeit, Ruhe und Gleich unter Leo X. machten die Florentiner, welche 1) Nach der Relatione della Romagna nannten ſie ſich auch
von ihrem Wohnſitz huomini da Schieto: — huomini, ſagt die- ſelbe, che si fanno molto riguardare: sono Guelfi: la corte di Romagna si è valuta dell’ opera loro molto utilmente massime in havere in mano banditi et in ovviare alle frandi, che si fanno in estrarre bestiami dalle montagne. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0419" n="393"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Verwaltung des Kirchenſtaates</hi>.</fw><lb/> Romagna finden wir ſie unter dem Namen der Pacifici:<lb/> ſie bilden allmaͤhlig eine Art von plebejiſchem Magiſtrat.<lb/> Auch unter den Bauern hatte die Regierung ihre Anhaͤn-<lb/> ger. Die Manbelli hielten ſich zu dem Hofe des Legaten.<lb/> Sie ſchafften Banditen herbei und bewachten die Grenzen:<lb/> es gab ihnen dieß wieder unter ihren Nachbarn ein nicht<lb/> geringes Anſehen <note place="foot" n="1)">Nach der <hi rendition="#aq">Relatione della Romagna</hi> nannten ſie ſich auch<lb/> von ihrem Wohnſitz <hi rendition="#aq">huomini da Schieto: — huomini,</hi> ſagt die-<lb/> ſelbe, <hi rendition="#aq">che si fanno molto riguardare: sono Guelfi: la corte di<lb/> Romagna si è valuta dell’ opera loro molto utilmente massime<lb/> in havere in mano banditi et in ovviare alle frandi, che si fanno<lb/> in estrarre bestiami dalle montagne.</hi></note>. Nachbarliche Eiferſucht, der Gegen-<lb/> ſatz der Landgemeinden gegen die Staͤdte und manche an-<lb/> dere innere Uebelſtaͤnde kamen der Regierung uͤberdieß zu<lb/> Huͤlfe.</p><lb/> <p>Und ſo finden wir ſtatt jener Geſetzlichkeit, Ruhe und<lb/> Stabilitaͤt, zu welcher der Idee nach dieſe Verfaſſung haͤtte<lb/> entwickelt werden koͤnnen, eine lebhafte Bewegung der<lb/> Factionen, Einwirkung der Regierung, ſo lange dieſe ent-<lb/> zweit ſind, Gegendruck der Municipalitaͤten, ſo wie ſie<lb/> ſich einmal vereinigen: Gewalt fuͤr das Geſetz, Gewalt<lb/> wider das Geſetz. Ein jeder ſieht, wie weit ers bringen<lb/> kann.</p><lb/> <p>Gleich unter Leo <hi rendition="#aq">X.</hi> machten die Florentiner, welche<lb/> die Regierung groͤßtentheils in Haͤnden hatten, die Rechte<lb/> der Curie auf eine ſehr druͤckende Weiſe geltend. Man<lb/> ſah die Geſandtſchaften der Staͤdte eine nach der an-<lb/> dern nach Rom gelangen, und um eine Abhuͤlfe ihrer Be-<lb/> ſchwerden nachſuchen. Ravenna erklaͤrte, es werde ſich eher<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0419]
Verwaltung des Kirchenſtaates.
Romagna finden wir ſie unter dem Namen der Pacifici:
ſie bilden allmaͤhlig eine Art von plebejiſchem Magiſtrat.
Auch unter den Bauern hatte die Regierung ihre Anhaͤn-
ger. Die Manbelli hielten ſich zu dem Hofe des Legaten.
Sie ſchafften Banditen herbei und bewachten die Grenzen:
es gab ihnen dieß wieder unter ihren Nachbarn ein nicht
geringes Anſehen 1). Nachbarliche Eiferſucht, der Gegen-
ſatz der Landgemeinden gegen die Staͤdte und manche an-
dere innere Uebelſtaͤnde kamen der Regierung uͤberdieß zu
Huͤlfe.
Und ſo finden wir ſtatt jener Geſetzlichkeit, Ruhe und
Stabilitaͤt, zu welcher der Idee nach dieſe Verfaſſung haͤtte
entwickelt werden koͤnnen, eine lebhafte Bewegung der
Factionen, Einwirkung der Regierung, ſo lange dieſe ent-
zweit ſind, Gegendruck der Municipalitaͤten, ſo wie ſie
ſich einmal vereinigen: Gewalt fuͤr das Geſetz, Gewalt
wider das Geſetz. Ein jeder ſieht, wie weit ers bringen
kann.
Gleich unter Leo X. machten die Florentiner, welche
die Regierung groͤßtentheils in Haͤnden hatten, die Rechte
der Curie auf eine ſehr druͤckende Weiſe geltend. Man
ſah die Geſandtſchaften der Staͤdte eine nach der an-
dern nach Rom gelangen, und um eine Abhuͤlfe ihrer Be-
ſchwerden nachſuchen. Ravenna erklaͤrte, es werde ſich eher
1) Nach der Relatione della Romagna nannten ſie ſich auch
von ihrem Wohnſitz huomini da Schieto: — huomini, ſagt die-
ſelbe, che si fanno molto riguardare: sono Guelfi: la corte di
Romagna si è valuta dell’ opera loro molto utilmente massime
in havere in mano banditi et in ovviare alle frandi, che si fanno
in estrarre bestiami dalle montagne.
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