Als sich im Jahre 1463 die Stadt Fano dem päpst- lichen Stuhle unmittelbar unterwarf, machte sie zuvor ihre Bedingungen; nicht allein Unmittelbarkeit auf alle Zukunft, sondern auch das Recht, ihren Podesta selbst zu erwählen, ohne weitere Bestätigung, auf 20 Jahre Befreiung von allen neuen Lasten, den Vortheil von dem Salzverkauf und mehrere andere Berechtigungen bedang sie sich aus 1).
Selbst ein so gewaltsamer Herrscher wie Cesar Bor- gia konnte es nicht umgehen, den Städten, aus welchen er seine Herrschaft zusammengesetzt, Privilegien zu gewäh- ren. Der Stadt Sinigaglia trat er sogar Einkünfte ab, die bisher dem Fürsten gehört hatten 2).
Wie viel mehr mußte Julius II. dieß thun, dessen Ehr- geiz es war, als ein Befreier von der Tyrannei zu erscheinen. Die Peruginer erinnerte er selbst daran, daß er die blühen- den Jahre seiner Jugend in ihren Mauern zugebracht habe. Als er den Baglione aus Perugia verdrängte, begnügte er sich, die Ausgewanderten zurückzuführen, dem friedlichen Magistrat der Priori seine Macht zurückzugeben, die Pro- fessoren der Universität mit besseren Besoldungen zu er- freuen; die alten Freiheiten tastete er nicht an. Noch lange nachher leistete diese Stadt nichts weiter, als eine Recognition von ein paar tausend Ducaten; noch unter Clemens VII. finde ich eine Berechnung, wie viel Trup- pen sie ins Feld stellen könne, gleich als wäre es eine völlig freie Commune 3).
1)Amiani: Memorie istoriche della citta di Fano. T. II, p. 4.
2)Siena: Storia di Sinigaglia. App. nr. VI.
3)Suriano: Relatione di Fiorenza. 1533.
Verwaltung des Kirchenſtaates.
Als ſich im Jahre 1463 die Stadt Fano dem paͤpſt- lichen Stuhle unmittelbar unterwarf, machte ſie zuvor ihre Bedingungen; nicht allein Unmittelbarkeit auf alle Zukunft, ſondern auch das Recht, ihren Podeſta ſelbſt zu erwaͤhlen, ohne weitere Beſtaͤtigung, auf 20 Jahre Befreiung von allen neuen Laſten, den Vortheil von dem Salzverkauf und mehrere andere Berechtigungen bedang ſie ſich aus 1).
Selbſt ein ſo gewaltſamer Herrſcher wie Ceſar Bor- gia konnte es nicht umgehen, den Staͤdten, aus welchen er ſeine Herrſchaft zuſammengeſetzt, Privilegien zu gewaͤh- ren. Der Stadt Sinigaglia trat er ſogar Einkuͤnfte ab, die bisher dem Fuͤrſten gehoͤrt hatten 2).
Wie viel mehr mußte Julius II. dieß thun, deſſen Ehr- geiz es war, als ein Befreier von der Tyrannei zu erſcheinen. Die Peruginer erinnerte er ſelbſt daran, daß er die bluͤhen- den Jahre ſeiner Jugend in ihren Mauern zugebracht habe. Als er den Baglione aus Perugia verdraͤngte, begnuͤgte er ſich, die Ausgewanderten zuruͤckzufuͤhren, dem friedlichen Magiſtrat der Priori ſeine Macht zuruͤckzugeben, die Pro- feſſoren der Univerſitaͤt mit beſſeren Beſoldungen zu er- freuen; die alten Freiheiten taſtete er nicht an. Noch lange nachher leiſtete dieſe Stadt nichts weiter, als eine Recognition von ein paar tauſend Ducaten; noch unter Clemens VII. finde ich eine Berechnung, wie viel Trup- pen ſie ins Feld ſtellen koͤnne, gleich als waͤre es eine voͤllig freie Commune 3).
1)Amiani: Memorie istoriche della città di Fano. T. II, p. 4.
2)Siena: Storia di Sinigaglia. App. nr. VI.
3)Suriano: Relatione di Fiorenza. 1533.
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Verwaltung des Kirchenſtaates.
Als ſich im Jahre 1463 die Stadt Fano dem paͤpſt-
lichen Stuhle unmittelbar unterwarf, machte ſie zuvor ihre
Bedingungen; nicht allein Unmittelbarkeit auf alle Zukunft,
ſondern auch das Recht, ihren Podeſta ſelbſt zu erwaͤhlen,
ohne weitere Beſtaͤtigung, auf 20 Jahre Befreiung von
allen neuen Laſten, den Vortheil von dem Salzverkauf und
mehrere andere Berechtigungen bedang ſie ſich aus 1).
Selbſt ein ſo gewaltſamer Herrſcher wie Ceſar Bor-
gia konnte es nicht umgehen, den Staͤdten, aus welchen
er ſeine Herrſchaft zuſammengeſetzt, Privilegien zu gewaͤh-
ren. Der Stadt Sinigaglia trat er ſogar Einkuͤnfte ab,
die bisher dem Fuͤrſten gehoͤrt hatten 2).
Wie viel mehr mußte Julius II. dieß thun, deſſen Ehr-
geiz es war, als ein Befreier von der Tyrannei zu erſcheinen.
Die Peruginer erinnerte er ſelbſt daran, daß er die bluͤhen-
den Jahre ſeiner Jugend in ihren Mauern zugebracht habe.
Als er den Baglione aus Perugia verdraͤngte, begnuͤgte er
ſich, die Ausgewanderten zuruͤckzufuͤhren, dem friedlichen
Magiſtrat der Priori ſeine Macht zuruͤckzugeben, die Pro-
feſſoren der Univerſitaͤt mit beſſeren Beſoldungen zu er-
freuen; die alten Freiheiten taſtete er nicht an. Noch
lange nachher leiſtete dieſe Stadt nichts weiter, als eine
Recognition von ein paar tauſend Ducaten; noch unter
Clemens VII. finde ich eine Berechnung, wie viel Trup-
pen ſie ins Feld ſtellen koͤnne, gleich als waͤre es eine
voͤllig freie Commune 3).
1) Amiani: Memorie istoriche della città di Fano. T. II,
p. 4.
2) Siena: Storia di Sinigaglia. App. nr. VI.
3) Suriano: Relatione di Fiorenza. 1533.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/409>, abgerufen am 28.11.2024.
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