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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Pius V.

Geschah dieß aber an einem so hochgestellten Manne,
in einem so zweifelhaften Falle, so läßt sich erachten, wie
wenig die Inquisition geneigt seyn konnte, unläugbare Ab-
weichungen an untergeordneten Personen zu dulden, wie sie
allerdings hier und da auch in Spanien vorkamen. Die
ganze Strenge, mit der man bisher die Reste jüdischer und
mahumetanischer Meinungen verfolgt hatte, kehrte man nun
wider die protestantischen. Es folgte Auto da Fe auf Auto
da Fe; bis endlich jeder Keim derselben erstickt war. Seit
dem Jahre 1570 finden wir fast nur noch Ausländer um
des Protestantismus willen vor die Inquisition gezogen 1).

In Spanien begünstigte die Regierung die Jesuiten
nicht. Man fand, es seyen meistens Juden-Christen, nicht
von dem rein spanischen Geblüt; man traute ihnen den
Gedanken zu, sich für alle die Mißhandlungen, die sie er-
duldet, wohl auch einmal rächen zu wollen. In Portu-
gal dagegen gelangten die Mitglieder dieses Ordens nur
allzubald zu unumschränkter Gewalt; sie regierten das
Reich im Namen des Königs Sebastian. Da sie auch in
Rom, auch unter Pius V. den größten Credit hatten, so
brauchten sie ihre Autorität in jenem Lande nach den Ge-
sichtspunkten der Curie.

Und so beherrschte Pius V. die beiden Halbinseln voll-
kommener, als lange Einer seiner Vorfahren; allenthalben
traten die Tridentiner Anordnungen ins Leben; alle Bischöfe

schichte der Inquisiton gewidmet. Histoire de l'inquisition III,
183--315.
1) M'Crie: History of the progress and suppression of
the reformation in Spain. p.
336.
24
Pius V.

Geſchah dieß aber an einem ſo hochgeſtellten Manne,
in einem ſo zweifelhaften Falle, ſo laͤßt ſich erachten, wie
wenig die Inquiſition geneigt ſeyn konnte, unlaͤugbare Ab-
weichungen an untergeordneten Perſonen zu dulden, wie ſie
allerdings hier und da auch in Spanien vorkamen. Die
ganze Strenge, mit der man bisher die Reſte juͤdiſcher und
mahumetaniſcher Meinungen verfolgt hatte, kehrte man nun
wider die proteſtantiſchen. Es folgte Auto da Fe auf Auto
da Fe; bis endlich jeder Keim derſelben erſtickt war. Seit
dem Jahre 1570 finden wir faſt nur noch Auslaͤnder um
des Proteſtantismus willen vor die Inquiſition gezogen 1).

In Spanien beguͤnſtigte die Regierung die Jeſuiten
nicht. Man fand, es ſeyen meiſtens Juden-Chriſten, nicht
von dem rein ſpaniſchen Gebluͤt; man traute ihnen den
Gedanken zu, ſich fuͤr alle die Mißhandlungen, die ſie er-
duldet, wohl auch einmal raͤchen zu wollen. In Portu-
gal dagegen gelangten die Mitglieder dieſes Ordens nur
allzubald zu unumſchraͤnkter Gewalt; ſie regierten das
Reich im Namen des Koͤnigs Sebaſtian. Da ſie auch in
Rom, auch unter Pius V. den groͤßten Credit hatten, ſo
brauchten ſie ihre Autoritaͤt in jenem Lande nach den Ge-
ſichtspunkten der Curie.

Und ſo beherrſchte Pius V. die beiden Halbinſeln voll-
kommener, als lange Einer ſeiner Vorfahren; allenthalben
traten die Tridentiner Anordnungen ins Leben; alle Biſchoͤfe

ſchichte der Inquiſiton gewidmet. Histoire de l’inquisition III,
183—315.
1) M’Crie: History of the progress and suppression of
the reformation in Spain. p.
336.
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[369/0395] Pius V. Geſchah dieß aber an einem ſo hochgeſtellten Manne, in einem ſo zweifelhaften Falle, ſo laͤßt ſich erachten, wie wenig die Inquiſition geneigt ſeyn konnte, unlaͤugbare Ab- weichungen an untergeordneten Perſonen zu dulden, wie ſie allerdings hier und da auch in Spanien vorkamen. Die ganze Strenge, mit der man bisher die Reſte juͤdiſcher und mahumetaniſcher Meinungen verfolgt hatte, kehrte man nun wider die proteſtantiſchen. Es folgte Auto da Fe auf Auto da Fe; bis endlich jeder Keim derſelben erſtickt war. Seit dem Jahre 1570 finden wir faſt nur noch Auslaͤnder um des Proteſtantismus willen vor die Inquiſition gezogen 1). In Spanien beguͤnſtigte die Regierung die Jeſuiten nicht. Man fand, es ſeyen meiſtens Juden-Chriſten, nicht von dem rein ſpaniſchen Gebluͤt; man traute ihnen den Gedanken zu, ſich fuͤr alle die Mißhandlungen, die ſie er- duldet, wohl auch einmal raͤchen zu wollen. In Portu- gal dagegen gelangten die Mitglieder dieſes Ordens nur allzubald zu unumſchraͤnkter Gewalt; ſie regierten das Reich im Namen des Koͤnigs Sebaſtian. Da ſie auch in Rom, auch unter Pius V. den groͤßten Credit hatten, ſo brauchten ſie ihre Autoritaͤt in jenem Lande nach den Ge- ſichtspunkten der Curie. Und ſo beherrſchte Pius V. die beiden Halbinſeln voll- kommener, als lange Einer ſeiner Vorfahren; allenthalben traten die Tridentiner Anordnungen ins Leben; alle Biſchoͤfe 1) 1) M’Crie: History of the progress and suppression of the reformation in Spain. p. 336. 1) ſchichte der Inquiſiton gewidmet. Histoire de l’inquisition III, 183—315. 24

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/395>, abgerufen am 24.11.2024.