Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Kap. I. Epochen des Papstthums. apostolischen Sitze; hier hatten die meisten Märtyrer ge-blutet; während der Verfolgungen hatten sich die Bischöfe von Rom vorzüglich wacker gehalten; und oft waren sie einander nicht sowohl im Amte, als im Märtyrerthume und im Tode nachgefolgt. Nun fanden aber überdieß die Kaiser gerathen, das Emporkommen einer großen patriar- chalen Autorität zu begünstigen. In einem Gesetz, das für die Herrschaft des Christenthums entscheidend geworden ist, gebietet Theodosius der Große, daß alle Nationen, die von seiner Gnade regiert werden, dem Glauben anhangen sol- len, der von dem heiligen Petrus den Römern verkündet worden 1). Valentinian III. untersagte den Bischöfen so- wohl in Gallien als in andern Provinzen, von den bishe- rigen Gewohnheiten abzuweichen, ohne die Billigung des ehrwürdigen Mannes, des Papstes der heiligen Stadt. Unter dem Schutze der Kaiser selbst erhob sich demnach die Macht des römischen Bischofs. Eben hierin lag dann frei- lich auch eine Beschränkung derselben. Schon die Thei- lung des Reiches mußte bei der Eifersucht, mit der sich jeder Kaiser gewisse kirchliche Rechte vorbehielt, die Aus- dehnung der Gewalt eines einzigen Bischofs über getrennte und entfernte Gebiete verhindern. 1) Codex Theodos. XVI, 1, 2. "Cunctos populos quos
clementiae nostrae regit temperamentum in tali volumus reli- gione versari, quam divinum Petrum Apostolum tradidisse Ro- manis religio usque nunc ab ipso insinuata declarat." Das Edict Valentinians III. erwähnt auch Planck: Geschichte der christlich- kirchlichen Gesellschaftsverfassung I, 642. Kap. I. Epochen des Papſtthums. apoſtoliſchen Sitze; hier hatten die meiſten Maͤrtyrer ge-blutet; waͤhrend der Verfolgungen hatten ſich die Biſchoͤfe von Rom vorzuͤglich wacker gehalten; und oft waren ſie einander nicht ſowohl im Amte, als im Maͤrtyrerthume und im Tode nachgefolgt. Nun fanden aber uͤberdieß die Kaiſer gerathen, das Emporkommen einer großen patriar- chalen Autoritaͤt zu beguͤnſtigen. In einem Geſetz, das fuͤr die Herrſchaft des Chriſtenthums entſcheidend geworden iſt, gebietet Theodoſius der Große, daß alle Nationen, die von ſeiner Gnade regiert werden, dem Glauben anhangen ſol- len, der von dem heiligen Petrus den Roͤmern verkuͤndet worden 1). Valentinian III. unterſagte den Biſchoͤfen ſo- wohl in Gallien als in andern Provinzen, von den bishe- rigen Gewohnheiten abzuweichen, ohne die Billigung des ehrwuͤrdigen Mannes, des Papſtes der heiligen Stadt. Unter dem Schutze der Kaiſer ſelbſt erhob ſich demnach die Macht des roͤmiſchen Biſchofs. Eben hierin lag dann frei- lich auch eine Beſchraͤnkung derſelben. Schon die Thei- lung des Reiches mußte bei der Eiferſucht, mit der ſich jeder Kaiſer gewiſſe kirchliche Rechte vorbehielt, die Aus- dehnung der Gewalt eines einzigen Biſchofs uͤber getrennte und entfernte Gebiete verhindern. 1) Codex Theodos. XVI, 1, 2. „Cunctos populos quos
clementiae nostrae regit temperamentum in tali volumus reli- gione versari, quam divinum Petrum Apostolum tradidisse Ro- manis religio usque nunc ab ipso insinuata declarat.“ Das Edict Valentinians III. erwaͤhnt auch Planck: Geſchichte der chriſtlich- kirchlichen Geſellſchaftsverfaſſung I, 642. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0038" n="12"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kap. <hi rendition="#aq">I.</hi> Epochen des Papſtthums</hi>.</fw><lb/> apoſtoliſchen Sitze; hier hatten die meiſten Maͤrtyrer ge-<lb/> blutet; waͤhrend der Verfolgungen hatten ſich die Biſchoͤfe<lb/> von Rom vorzuͤglich wacker gehalten; und oft waren ſie<lb/> einander nicht ſowohl im Amte, als im Maͤrtyrerthume<lb/> und im Tode nachgefolgt. Nun fanden aber uͤberdieß die<lb/> Kaiſer gerathen, das Emporkommen einer großen patriar-<lb/> chalen Autoritaͤt zu beguͤnſtigen. In einem Geſetz, das fuͤr<lb/> die Herrſchaft des Chriſtenthums entſcheidend geworden iſt,<lb/> gebietet Theodoſius der Große, daß alle Nationen, die von<lb/> ſeiner Gnade regiert werden, dem Glauben anhangen ſol-<lb/> len, der von dem heiligen Petrus den Roͤmern verkuͤndet<lb/> worden <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Codex Theodos. XVI, 1, 2. „Cunctos populos quos<lb/> clementiae nostrae regit temperamentum in tali volumus reli-<lb/> gione versari, quam divinum Petrum Apostolum tradidisse Ro-<lb/> manis religio usque nunc ab ipso insinuata declarat.“</hi> Das Edict<lb/> Valentinians <hi rendition="#aq">III.</hi> erwaͤhnt auch Planck: Geſchichte der chriſtlich-<lb/> kirchlichen Geſellſchaftsverfaſſung <hi rendition="#aq">I</hi>, 642.</note>. Valentinian <hi rendition="#aq">III.</hi> unterſagte den Biſchoͤfen ſo-<lb/> wohl in Gallien als in andern Provinzen, von den bishe-<lb/> rigen Gewohnheiten abzuweichen, ohne die Billigung des<lb/> ehrwuͤrdigen Mannes, des Papſtes der heiligen Stadt.<lb/> Unter dem Schutze der Kaiſer ſelbſt erhob ſich demnach die<lb/> Macht des roͤmiſchen Biſchofs. Eben hierin lag dann frei-<lb/> lich auch eine Beſchraͤnkung derſelben. Schon die Thei-<lb/> lung des Reiches mußte bei der Eiferſucht, mit der ſich<lb/> jeder Kaiſer gewiſſe kirchliche Rechte vorbehielt, die Aus-<lb/> dehnung der Gewalt eines einzigen Biſchofs uͤber getrennte<lb/> und entfernte Gebiete verhindern.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0038]
Kap. I. Epochen des Papſtthums.
apoſtoliſchen Sitze; hier hatten die meiſten Maͤrtyrer ge-
blutet; waͤhrend der Verfolgungen hatten ſich die Biſchoͤfe
von Rom vorzuͤglich wacker gehalten; und oft waren ſie
einander nicht ſowohl im Amte, als im Maͤrtyrerthume
und im Tode nachgefolgt. Nun fanden aber uͤberdieß die
Kaiſer gerathen, das Emporkommen einer großen patriar-
chalen Autoritaͤt zu beguͤnſtigen. In einem Geſetz, das fuͤr
die Herrſchaft des Chriſtenthums entſcheidend geworden iſt,
gebietet Theodoſius der Große, daß alle Nationen, die von
ſeiner Gnade regiert werden, dem Glauben anhangen ſol-
len, der von dem heiligen Petrus den Roͤmern verkuͤndet
worden 1). Valentinian III. unterſagte den Biſchoͤfen ſo-
wohl in Gallien als in andern Provinzen, von den bishe-
rigen Gewohnheiten abzuweichen, ohne die Billigung des
ehrwuͤrdigen Mannes, des Papſtes der heiligen Stadt.
Unter dem Schutze der Kaiſer ſelbſt erhob ſich demnach die
Macht des roͤmiſchen Biſchofs. Eben hierin lag dann frei-
lich auch eine Beſchraͤnkung derſelben. Schon die Thei-
lung des Reiches mußte bei der Eiferſucht, mit der ſich
jeder Kaiſer gewiſſe kirchliche Rechte vorbehielt, die Aus-
dehnung der Gewalt eines einzigen Biſchofs uͤber getrennte
und entfernte Gebiete verhindern.
1) Codex Theodos. XVI, 1, 2. „Cunctos populos quos
clementiae nostrae regit temperamentum in tali volumus reli-
gione versari, quam divinum Petrum Apostolum tradidisse Ro-
manis religio usque nunc ab ipso insinuata declarat.“ Das Edict
Valentinians III. erwaͤhnt auch Planck: Geſchichte der chriſtlich-
kirchlichen Geſellſchaftsverfaſſung I, 642.
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