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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch III. Die Päpste um d. Mitte d. 16. Jahrh.
hen zu seyn scheint. Wie viel minder aber war es jetzt zu
erreichen, da die Kirche in so unzählige, wider einander
laufende Verhältnisse mit dem Staat verflochten war.
Wenn die Concilien dessenungeachtet immer in großem An-
sehn blieben, und so oft, so dringend gefordert wurden, so
kam das am meisten von der Nothwendigkeit her, der Gewalt
der Päpste einen Zügel anzulegen. Jetzt aber schien sich
zu bewähren, was diese immer gesagt, daß eine Kirchen-
versammlung in Zeiten großer Verwirrung viel eher geeig-
net sey, diese zu vermehren, als sie zu heben. Alle Italie-
ner nahmen an den Befürchtungen der Curie Antheil. "Ent-
weder," sagten sie, "wird das Concilium fortgesetzt, oder es
wird aufgelöst werden. In jenem Fall, zumal wenn der
Papst indeß mit Tode abgehen sollte, werden die Ultra-
montanen das Conclave nach ihrer Absicht, zum Nachtheil
von Italien einrichten; sie werden den Papst dahin be-
schränken wollen, daß er nicht viel mehr bleibt, als einfa-
cher Bischof von Rom; unter dem Titel einer Reform wer-
den sie die Aemter und die ganze Curie ruiniren. Sollte
es dagegen aufgelöst werden, ohne guten Erfolg, so würden
auch die Gläubigen ein großes Aergerniß daran nehmen,
und die Zweifelhaften in außerordentliche Gefahr gerathen,
ganz verloren zu gehen."

Betrachtete man die Lage der Dinge, so mußte es unmög-
lich scheinen, in dem Concilium selbst eine Aenderung der
herrschenden Stimmung hervorzurufen. Den Legaten, die der
Papst leitete, den Italienern, die von ihm abhingen, standen
die Prälaten der andern Nationen gegenüber, die sich ihrerseits
wieder an die Gesandten ihrer Fürsten hielten. Da war

Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
hen zu ſeyn ſcheint. Wie viel minder aber war es jetzt zu
erreichen, da die Kirche in ſo unzaͤhlige, wider einander
laufende Verhaͤltniſſe mit dem Staat verflochten war.
Wenn die Concilien deſſenungeachtet immer in großem An-
ſehn blieben, und ſo oft, ſo dringend gefordert wurden, ſo
kam das am meiſten von der Nothwendigkeit her, der Gewalt
der Paͤpſte einen Zuͤgel anzulegen. Jetzt aber ſchien ſich
zu bewaͤhren, was dieſe immer geſagt, daß eine Kirchen-
verſammlung in Zeiten großer Verwirrung viel eher geeig-
net ſey, dieſe zu vermehren, als ſie zu heben. Alle Italie-
ner nahmen an den Befuͤrchtungen der Curie Antheil. „Ent-
weder,“ ſagten ſie, „wird das Concilium fortgeſetzt, oder es
wird aufgeloͤſt werden. In jenem Fall, zumal wenn der
Papſt indeß mit Tode abgehen ſollte, werden die Ultra-
montanen das Conclave nach ihrer Abſicht, zum Nachtheil
von Italien einrichten; ſie werden den Papſt dahin be-
ſchraͤnken wollen, daß er nicht viel mehr bleibt, als einfa-
cher Biſchof von Rom; unter dem Titel einer Reform wer-
den ſie die Aemter und die ganze Curie ruiniren. Sollte
es dagegen aufgeloͤſt werden, ohne guten Erfolg, ſo wuͤrden
auch die Glaͤubigen ein großes Aergerniß daran nehmen,
und die Zweifelhaften in außerordentliche Gefahr gerathen,
ganz verloren zu gehen.“

Betrachtete man die Lage der Dinge, ſo mußte es unmoͤg-
lich ſcheinen, in dem Concilium ſelbſt eine Aenderung der
herrſchenden Stimmung hervorzurufen. Den Legaten, die der
Papſt leitete, den Italienern, die von ihm abhingen, ſtanden
die Praͤlaten der andern Nationen gegenuͤber, die ſich ihrerſeits
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[332/0358] Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh. hen zu ſeyn ſcheint. Wie viel minder aber war es jetzt zu erreichen, da die Kirche in ſo unzaͤhlige, wider einander laufende Verhaͤltniſſe mit dem Staat verflochten war. Wenn die Concilien deſſenungeachtet immer in großem An- ſehn blieben, und ſo oft, ſo dringend gefordert wurden, ſo kam das am meiſten von der Nothwendigkeit her, der Gewalt der Paͤpſte einen Zuͤgel anzulegen. Jetzt aber ſchien ſich zu bewaͤhren, was dieſe immer geſagt, daß eine Kirchen- verſammlung in Zeiten großer Verwirrung viel eher geeig- net ſey, dieſe zu vermehren, als ſie zu heben. Alle Italie- ner nahmen an den Befuͤrchtungen der Curie Antheil. „Ent- weder,“ ſagten ſie, „wird das Concilium fortgeſetzt, oder es wird aufgeloͤſt werden. In jenem Fall, zumal wenn der Papſt indeß mit Tode abgehen ſollte, werden die Ultra- montanen das Conclave nach ihrer Abſicht, zum Nachtheil von Italien einrichten; ſie werden den Papſt dahin be- ſchraͤnken wollen, daß er nicht viel mehr bleibt, als einfa- cher Biſchof von Rom; unter dem Titel einer Reform wer- den ſie die Aemter und die ganze Curie ruiniren. Sollte es dagegen aufgeloͤſt werden, ohne guten Erfolg, ſo wuͤrden auch die Glaͤubigen ein großes Aergerniß daran nehmen, und die Zweifelhaften in außerordentliche Gefahr gerathen, ganz verloren zu gehen.“ Betrachtete man die Lage der Dinge, ſo mußte es unmoͤg- lich ſcheinen, in dem Concilium ſelbſt eine Aenderung der herrſchenden Stimmung hervorzurufen. Den Legaten, die der Papſt leitete, den Italienern, die von ihm abhingen, ſtanden die Praͤlaten der andern Nationen gegenuͤber, die ſich ihrerſeits wieder an die Geſandten ihrer Fuͤrſten hielten. Da war

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/358>, abgerufen am 24.11.2024.