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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch III. Die Päpste um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Rechtgläubigen nach einander heimgesucht würden. Wie
der Bischof von Cadiz sich vernehmen ließ, es habe be-
rühmte Bischöfe, es habe Kirchenväter gegeben, die kein
Papst gesetzt, schrien die Italiener laut auf: sie forderten
seine Entfernung, sie sprachen von Anathema und Ketze-
rei. Die Spanier gaben ihnen die Ketzerei zurück 1). Zu-
weilen sammelten sich verschiedene Haufen unter dem Ge-
schrei: Spanien, Italien, auf den Straßen und an der
Stätte des Friedens sah man Blut fließen.

War es da zu verwundern, wenn man es einmal
zehn Monate lang zu keiner Session brachte, wenn der erste
Legat dem Papste widerrieth, nach Bologna zu kommen,
denn was werde man sagen, wofern auch dann das Conci-
lium nicht zu einem regelmäßigen Schluß gelange, sondern
aufgelöst werden müsse 2)? Jedoch auch eine Auflösung,
eine Suspension, nur eine Translation, an die man öf-
ters dachte, wäre höchst gefährlich gewesen. In Rom er-
wartete man nichts als Unheil. Man fand, daß ein Con-
cilium für den geschwächten Leib der Kirche eine allzustarke
Medizin sey, daß es diese und Italien vollends ruiniren
werde. "Wenige Tage vor meiner Abreise, im Anfang des
Jahres 1563," erzählt Girolamo Soranzo, "sagte mir

1) Pallavicini XV, V, 5. Paleotto Acta: "Alii praelati
ingeminabant clamantes: exeat exeat; et alii Anathema sit, ad
quos Granatensis conversus respondit: Anathema vos estis."
Mendham Memoirs of the council of Trent p.
251.
2) Lettera del Cle. di Mantua Legato al concilio di Trento
scritta al Papa Pio IV. li 15 Gen. 1563. Quando si havesse
da dissolversi questo concilio -- per causa d'altri e non nostra
-- mi piaceria piu che Vra. Beatitudine fusse restata a Roma.

Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Rechtglaͤubigen nach einander heimgeſucht wuͤrden. Wie
der Biſchof von Cadiz ſich vernehmen ließ, es habe be-
ruͤhmte Biſchoͤfe, es habe Kirchenvaͤter gegeben, die kein
Papſt geſetzt, ſchrien die Italiener laut auf: ſie forderten
ſeine Entfernung, ſie ſprachen von Anathema und Ketze-
rei. Die Spanier gaben ihnen die Ketzerei zuruͤck 1). Zu-
weilen ſammelten ſich verſchiedene Haufen unter dem Ge-
ſchrei: Spanien, Italien, auf den Straßen und an der
Staͤtte des Friedens ſah man Blut fließen.

War es da zu verwundern, wenn man es einmal
zehn Monate lang zu keiner Seſſion brachte, wenn der erſte
Legat dem Papſte widerrieth, nach Bologna zu kommen,
denn was werde man ſagen, wofern auch dann das Conci-
lium nicht zu einem regelmaͤßigen Schluß gelange, ſondern
aufgeloͤſt werden muͤſſe 2)? Jedoch auch eine Aufloͤſung,
eine Suspenſion, nur eine Translation, an die man oͤf-
ters dachte, waͤre hoͤchſt gefaͤhrlich geweſen. In Rom er-
wartete man nichts als Unheil. Man fand, daß ein Con-
cilium fuͤr den geſchwaͤchten Leib der Kirche eine allzuſtarke
Medizin ſey, daß es dieſe und Italien vollends ruiniren
werde. „Wenige Tage vor meiner Abreiſe, im Anfang des
Jahres 1563,“ erzaͤhlt Girolamo Soranzo, „ſagte mir

1) Pallavicini XV, V, 5. Paleotto Acta: „Alii praelati
ingeminabant clamantes: exeat exeat; et alii Anathema sit, ad
quos Granatensis conversus respondit: Anathema vos estis.“
Mendham Memoirs of the council of Trent p.
251.
2) Lettera del Cle. di Mantua Legato al concilio di Trento
scritta al Papa Pio IV. li 15 Gen. 1563. Quando si havesse
da dissolversi questo concilio — per causa d’altri e non nostra
— mi piaceria più che Vra. Beatitudine fusse restata a Roma.
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[330/0356] Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh. Rechtglaͤubigen nach einander heimgeſucht wuͤrden. Wie der Biſchof von Cadiz ſich vernehmen ließ, es habe be- ruͤhmte Biſchoͤfe, es habe Kirchenvaͤter gegeben, die kein Papſt geſetzt, ſchrien die Italiener laut auf: ſie forderten ſeine Entfernung, ſie ſprachen von Anathema und Ketze- rei. Die Spanier gaben ihnen die Ketzerei zuruͤck 1). Zu- weilen ſammelten ſich verſchiedene Haufen unter dem Ge- ſchrei: Spanien, Italien, auf den Straßen und an der Staͤtte des Friedens ſah man Blut fließen. War es da zu verwundern, wenn man es einmal zehn Monate lang zu keiner Seſſion brachte, wenn der erſte Legat dem Papſte widerrieth, nach Bologna zu kommen, denn was werde man ſagen, wofern auch dann das Conci- lium nicht zu einem regelmaͤßigen Schluß gelange, ſondern aufgeloͤſt werden muͤſſe 2)? Jedoch auch eine Aufloͤſung, eine Suspenſion, nur eine Translation, an die man oͤf- ters dachte, waͤre hoͤchſt gefaͤhrlich geweſen. In Rom er- wartete man nichts als Unheil. Man fand, daß ein Con- cilium fuͤr den geſchwaͤchten Leib der Kirche eine allzuſtarke Medizin ſey, daß es dieſe und Italien vollends ruiniren werde. „Wenige Tage vor meiner Abreiſe, im Anfang des Jahres 1563,“ erzaͤhlt Girolamo Soranzo, „ſagte mir 1) Pallavicini XV, V, 5. Paleotto Acta: „Alii praelati ingeminabant clamantes: exeat exeat; et alii Anathema sit, ad quos Granatensis conversus respondit: Anathema vos estis.“ Mendham Memoirs of the council of Trent p. 251. 2) Lettera del Cle. di Mantua Legato al concilio di Trento scritta al Papa Pio IV. li 15 Gen. 1563. Quando si havesse da dissolversi questo concilio — per causa d’altri e non nostra — mi piaceria più che Vra. Beatitudine fusse restata a Roma.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/356>, abgerufen am 24.11.2024.