wieder hervor; sie behaupteten offen, ein Concilium sey über den Papst.
Nun waren zwar die Spanier mit den Forderungen der Deutschen und der Franzosen nicht einverstanden; -- Laien- kelch und Priesterweihe verdammten sie auf das lebhafteste; und wenigstens auf dem Concilium konnte es zu keinem Zugeständniß in dieser Hinsicht gebracht werden: nur die Heimstellung der Erlaubniß an den Papst wurde durchgesetzt; -- aber es gab Punkte, in denen sich die drei Nationen zu- sammen den Ansprüchen der Curie entgegenstellten. Sie fanden es unerträglich, daß die Legaten allein das Recht haben sollten, Vorschläge zu machen. Daß diese Legaten aber außerdem über jeden Beschluß, der zu fassen war, erst das Gutachten des Papstes einholten, schien ihnen eine Be- schimpfung der Würde eines Conciliums. Auf diese Weise, meinte der Kaiser, gebe es eigentlich zwei Concilien: das eine in Trient, das andere, wahrere, zu Rom.
Hätte man bei diesem Zustande der Meinungen nach Nationen gestimmt, zu wie sonderbaren auffallenden Be- schlüssen müßte es gekommen seyn!
Da dieß nicht geschah, blieben die drei Nationen, auch zusammengenommen, immer in der Minorität. Bei weitem zahlreicher waren die Italiener, die denn nach ih- rer Gewohnheit die Meinung der Curie, von der sie größ- tentheils abhingen, ohne viel Bedenken verfochten. Es entstand eine große gegenseitige Erbitterung. Die Franzo- sen brachten den Scherz auf, der heilige Geist komme im Felleisen nach Trient. Die Italiener redeten von spani- schem Aussatz, von französischen Krankheiten, mit denen die
PiusIV.Spaͤtere Sitzungen d. Concil. v. Trient.
wieder hervor; ſie behaupteten offen, ein Concilium ſey uͤber den Papſt.
Nun waren zwar die Spanier mit den Forderungen der Deutſchen und der Franzoſen nicht einverſtanden; — Laien- kelch und Prieſterweihe verdammten ſie auf das lebhafteſte; und wenigſtens auf dem Concilium konnte es zu keinem Zugeſtaͤndniß in dieſer Hinſicht gebracht werden: nur die Heimſtellung der Erlaubniß an den Papſt wurde durchgeſetzt; — aber es gab Punkte, in denen ſich die drei Nationen zu- ſammen den Anſpruͤchen der Curie entgegenſtellten. Sie fanden es unertraͤglich, daß die Legaten allein das Recht haben ſollten, Vorſchlaͤge zu machen. Daß dieſe Legaten aber außerdem uͤber jeden Beſchluß, der zu faſſen war, erſt das Gutachten des Papſtes einholten, ſchien ihnen eine Be- ſchimpfung der Wuͤrde eines Conciliums. Auf dieſe Weiſe, meinte der Kaiſer, gebe es eigentlich zwei Concilien: das eine in Trient, das andere, wahrere, zu Rom.
Haͤtte man bei dieſem Zuſtande der Meinungen nach Nationen geſtimmt, zu wie ſonderbaren auffallenden Be- ſchluͤſſen muͤßte es gekommen ſeyn!
Da dieß nicht geſchah, blieben die drei Nationen, auch zuſammengenommen, immer in der Minoritaͤt. Bei weitem zahlreicher waren die Italiener, die denn nach ih- rer Gewohnheit die Meinung der Curie, von der ſie groͤß- tentheils abhingen, ohne viel Bedenken verfochten. Es entſtand eine große gegenſeitige Erbitterung. Die Franzo- ſen brachten den Scherz auf, der heilige Geiſt komme im Felleiſen nach Trient. Die Italiener redeten von ſpani- ſchem Ausſatz, von franzoͤſiſchen Krankheiten, mit denen die
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Pius IV. Spaͤtere Sitzungen d. Concil. v. Trient.
wieder hervor; ſie behaupteten offen, ein Concilium ſey
uͤber den Papſt.
Nun waren zwar die Spanier mit den Forderungen der
Deutſchen und der Franzoſen nicht einverſtanden; — Laien-
kelch und Prieſterweihe verdammten ſie auf das lebhafteſte;
und wenigſtens auf dem Concilium konnte es zu keinem
Zugeſtaͤndniß in dieſer Hinſicht gebracht werden: nur die
Heimſtellung der Erlaubniß an den Papſt wurde durchgeſetzt;
— aber es gab Punkte, in denen ſich die drei Nationen zu-
ſammen den Anſpruͤchen der Curie entgegenſtellten. Sie
fanden es unertraͤglich, daß die Legaten allein das Recht
haben ſollten, Vorſchlaͤge zu machen. Daß dieſe Legaten
aber außerdem uͤber jeden Beſchluß, der zu faſſen war, erſt
das Gutachten des Papſtes einholten, ſchien ihnen eine Be-
ſchimpfung der Wuͤrde eines Conciliums. Auf dieſe Weiſe,
meinte der Kaiſer, gebe es eigentlich zwei Concilien: das
eine in Trient, das andere, wahrere, zu Rom.
Haͤtte man bei dieſem Zuſtande der Meinungen nach
Nationen geſtimmt, zu wie ſonderbaren auffallenden Be-
ſchluͤſſen muͤßte es gekommen ſeyn!
Da dieß nicht geſchah, blieben die drei Nationen,
auch zuſammengenommen, immer in der Minoritaͤt. Bei
weitem zahlreicher waren die Italiener, die denn nach ih-
rer Gewohnheit die Meinung der Curie, von der ſie groͤß-
tentheils abhingen, ohne viel Bedenken verfochten. Es
entſtand eine große gegenſeitige Erbitterung. Die Franzo-
ſen brachten den Scherz auf, der heilige Geiſt komme im
Felleiſen nach Trient. Die Italiener redeten von ſpani-
ſchem Ausſatz, von franzoͤſiſchen Krankheiten, mit denen die
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/355>, abgerufen am 24.11.2024.
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