streng kirchliche Meinung hatte sich erhoben. So nachthei- lig auch die Staatsverwaltung Pauls IV. übrigens war, so hatte sie doch zuletzt dieser Richtung auch am Hofe und im Pallast das Uebergewicht verschafft. Die Frage war, ob sie sich hier ferner erhalten, ob sie die ganze katholi- sche Welt zu durchdringen und zu vereinigen vermögen würde.
Pius IV.
Man erzählt, einst bei einem Gastmahl von Cardinä- len habe Alessandro Farnese einem Knaben, der zur Lyra zu improvisiren verstand, einen Kranz gegeben, um ihn Dem- jenigen von ihnen zu überreichen, der einmal Papst werden würde. Der Knabe, Silvio Antoniano, später ein nam- hafter Mann und selber Cardinal, sey augenblicklich zu Johann Angelo Medici herangetreten und das Lob dessel- ben anstimmend habe er ihm den Kranz gewidmet. Dieser Medici ward Pauls Nachfolger, Pius IV.1).
Er war von geringer Herkunft. Erst sein Vater Ber- nardin war nach Mailand gezogen, und hatte sich durch Staatspachtungen ein kleines Vermögen erworben 2). Die
1) Nicius Erythräus erzählt diese Anekdote in dem Artikel über Antoniano Pinacotheca p. 37. Auch Mazzuchelli wieder- holt sie. -- Die Wahl 26. Dez. 1559.
2)Hieronymo Soranzo Relatione di Roma. Bernardino patre della B. S. Fu stimata persona di somma bonta e di gran industria ancora che fusse nato in povero e basso stato: non-
BuchIII.Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
ſtreng kirchliche Meinung hatte ſich erhoben. So nachthei- lig auch die Staatsverwaltung Pauls IV. uͤbrigens war, ſo hatte ſie doch zuletzt dieſer Richtung auch am Hofe und im Pallaſt das Uebergewicht verſchafft. Die Frage war, ob ſie ſich hier ferner erhalten, ob ſie die ganze katholi- ſche Welt zu durchdringen und zu vereinigen vermoͤgen wuͤrde.
Pius IV.
Man erzaͤhlt, einſt bei einem Gaſtmahl von Cardinaͤ- len habe Aleſſandro Farneſe einem Knaben, der zur Lyra zu improviſiren verſtand, einen Kranz gegeben, um ihn Dem- jenigen von ihnen zu uͤberreichen, der einmal Papſt werden wuͤrde. Der Knabe, Silvio Antoniano, ſpaͤter ein nam- hafter Mann und ſelber Cardinal, ſey augenblicklich zu Johann Angelo Medici herangetreten und das Lob deſſel- ben anſtimmend habe er ihm den Kranz gewidmet. Dieſer Medici ward Pauls Nachfolger, Pius IV.1).
Er war von geringer Herkunft. Erſt ſein Vater Ber- nardin war nach Mailand gezogen, und hatte ſich durch Staatspachtungen ein kleines Vermoͤgen erworben 2). Die
1) Nicius Erythraͤus erzaͤhlt dieſe Anekdote in dem Artikel uͤber Antoniano Pinacotheca p. 37. Auch Mazzuchelli wieder- holt ſie. — Die Wahl 26. Dez. 1559.
2)Hieronymo Soranzo Relatione di Roma. Bernardino patre della B. S. Fu stimata persona di somma bontà e di gran industria ancora che fusse nato in povero e basso stato: non-
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Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
ſtreng kirchliche Meinung hatte ſich erhoben. So nachthei-
lig auch die Staatsverwaltung Pauls IV. uͤbrigens war,
ſo hatte ſie doch zuletzt dieſer Richtung auch am Hofe und
im Pallaſt das Uebergewicht verſchafft. Die Frage war,
ob ſie ſich hier ferner erhalten, ob ſie die ganze katholi-
ſche Welt zu durchdringen und zu vereinigen vermoͤgen
wuͤrde.
Pius IV.
Man erzaͤhlt, einſt bei einem Gaſtmahl von Cardinaͤ-
len habe Aleſſandro Farneſe einem Knaben, der zur Lyra zu
improviſiren verſtand, einen Kranz gegeben, um ihn Dem-
jenigen von ihnen zu uͤberreichen, der einmal Papſt werden
wuͤrde. Der Knabe, Silvio Antoniano, ſpaͤter ein nam-
hafter Mann und ſelber Cardinal, ſey augenblicklich zu
Johann Angelo Medici herangetreten und das Lob deſſel-
ben anſtimmend habe er ihm den Kranz gewidmet. Dieſer
Medici ward Pauls Nachfolger, Pius IV. 1).
Er war von geringer Herkunft. Erſt ſein Vater Ber-
nardin war nach Mailand gezogen, und hatte ſich durch
Staatspachtungen ein kleines Vermoͤgen erworben 2). Die
1) Nicius Erythraͤus erzaͤhlt dieſe Anekdote in dem Artikel
uͤber Antoniano Pinacotheca p. 37. Auch Mazzuchelli wieder-
holt ſie. — Die Wahl 26. Dez. 1559.
2) Hieronymo Soranzo Relatione di Roma. Bernardino
patre della B. S. Fu stimata persona di somma bontà e di gran
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/340>, abgerufen am 03.03.2025.
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