Im April 1557 überschritten die päpstlichen Truppen die neapolitanische Grenze. Den grünen Donnerstag bezeich- neten sie mit der Eroberung und gräuelvollen Plünde- rung von Compli, das voll von eigenen und dahin geflüch- teten Reichthümern war. Hierauf ging auch Guise über den Tronto und belagerte Civitella.
Er fand jedoch das Königreich in guter Bereitschaft. Alba wußte wohl, daß keine Bewegung wider ihn entste- hen werde, so lange er der Mächtigste im Lande sey. In einem Parlament der Baronen hatte er ein bedeutendes Donativ erlangt: die Königin Bona von Polen, von dem alten aragonischen Geschlecht, die vor kurzem mit vielen Reichthümern in ihrem Herzogthume Bari angekommen, von ganzem Herzen eine Feindin der Franzosen, unterstützte ihn mit einer halben Million Scudi; die geistlichen Ein- künfte, die nach Rom hätten gehen sollen, zog er ein: selbst das Gold und Silber der Kirchen, die Glocken von Bene- vent nahm er in Anspruch 1). Alle neapolitanischen und so viel römische Grenzplätze als er noch behauptete, hatte er denn auf das beste zu befestigen, ein stattliches Heer auf die alte Weise aus Deutschen, Spaniern und Italienern zusam- men zu bringen vermocht: auch neapolitanische Centurien unter der Anführung des Adels hatte er gebildet. Civi- tella ward von dem Grafen Santafiore tapfer vertheidigt:
1) Giannone Istoria di Napoli lib. XXXIII, c. 1. Nicht allein Gosselini, auch Mambrino Roseo delle historie del mondo lib. VII., der diesen Krieg ausführlich und nach guten Nachrichten erzählt, und Andere schreiben dem Ferrante Gonzaga einen großen Antheil an den geschickten Maaßregeln zu, die Alba ergriff.
BuchIII.Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Im April 1557 uͤberſchritten die paͤpſtlichen Truppen die neapolitaniſche Grenze. Den gruͤnen Donnerſtag bezeich- neten ſie mit der Eroberung und graͤuelvollen Pluͤnde- rung von Compli, das voll von eigenen und dahin gefluͤch- teten Reichthuͤmern war. Hierauf ging auch Guiſe uͤber den Tronto und belagerte Civitella.
Er fand jedoch das Koͤnigreich in guter Bereitſchaft. Alba wußte wohl, daß keine Bewegung wider ihn entſte- hen werde, ſo lange er der Maͤchtigſte im Lande ſey. In einem Parlament der Baronen hatte er ein bedeutendes Donativ erlangt: die Koͤnigin Bona von Polen, von dem alten aragoniſchen Geſchlecht, die vor kurzem mit vielen Reichthuͤmern in ihrem Herzogthume Bari angekommen, von ganzem Herzen eine Feindin der Franzoſen, unterſtuͤtzte ihn mit einer halben Million Scudi; die geiſtlichen Ein- kuͤnfte, die nach Rom haͤtten gehen ſollen, zog er ein: ſelbſt das Gold und Silber der Kirchen, die Glocken von Bene- vent nahm er in Anſpruch 1). Alle neapolitaniſchen und ſo viel roͤmiſche Grenzplaͤtze als er noch behauptete, hatte er denn auf das beſte zu befeſtigen, ein ſtattliches Heer auf die alte Weiſe aus Deutſchen, Spaniern und Italienern zuſam- men zu bringen vermocht: auch neapolitaniſche Centurien unter der Anfuͤhrung des Adels hatte er gebildet. Civi- tella ward von dem Grafen Santafiore tapfer vertheidigt:
1) Giannone Istoria di Napoli lib. XXXIII, c. 1. Nicht allein Goſſelini, auch Mambrino Roſeo delle historie del mondo lib. VII., der dieſen Krieg ausfuͤhrlich und nach guten Nachrichten erzaͤhlt, und Andere ſchreiben dem Ferrante Gonzaga einen großen Antheil an den geſchickten Maaßregeln zu, die Alba ergriff.
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Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Im April 1557 uͤberſchritten die paͤpſtlichen Truppen
die neapolitaniſche Grenze. Den gruͤnen Donnerſtag bezeich-
neten ſie mit der Eroberung und graͤuelvollen Pluͤnde-
rung von Compli, das voll von eigenen und dahin gefluͤch-
teten Reichthuͤmern war. Hierauf ging auch Guiſe uͤber
den Tronto und belagerte Civitella.
Er fand jedoch das Koͤnigreich in guter Bereitſchaft.
Alba wußte wohl, daß keine Bewegung wider ihn entſte-
hen werde, ſo lange er der Maͤchtigſte im Lande ſey. In
einem Parlament der Baronen hatte er ein bedeutendes
Donativ erlangt: die Koͤnigin Bona von Polen, von dem
alten aragoniſchen Geſchlecht, die vor kurzem mit vielen
Reichthuͤmern in ihrem Herzogthume Bari angekommen,
von ganzem Herzen eine Feindin der Franzoſen, unterſtuͤtzte
ihn mit einer halben Million Scudi; die geiſtlichen Ein-
kuͤnfte, die nach Rom haͤtten gehen ſollen, zog er ein: ſelbſt
das Gold und Silber der Kirchen, die Glocken von Bene-
vent nahm er in Anſpruch 1). Alle neapolitaniſchen und
ſo viel roͤmiſche Grenzplaͤtze als er noch behauptete, hatte er
denn auf das beſte zu befeſtigen, ein ſtattliches Heer auf die
alte Weiſe aus Deutſchen, Spaniern und Italienern zuſam-
men zu bringen vermocht: auch neapolitaniſche Centurien
unter der Anfuͤhrung des Adels hatte er gebildet. Civi-
tella ward von dem Grafen Santafiore tapfer vertheidigt:
1) Giannone Istoria di Napoli lib. XXXIII, c. 1. Nicht
allein Goſſelini, auch Mambrino Roſeo delle historie del mondo
lib. VII., der dieſen Krieg ausfuͤhrlich und nach guten Nachrichten
erzaͤhlt, und Andere ſchreiben dem Ferrante Gonzaga einen großen
Antheil an den geſchickten Maaßregeln zu, die Alba ergriff.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/318>, abgerufen am 24.11.2024.
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