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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Erstes Kapitel.
Epochen des Papstthums.


Das Christenthum in dem römischen Reiche.

Ueberlicken wir den Umkreis der alten Welt in den frü-
heren Jahrhunderten, so finden wir ihn mit einer großen
Anzahl unabhängiger Völkerschaften erfüllt. Um das Mit-
telmeer her, so weit von den Küsten die Kunde in das in-
nere Land reicht, wohnen sie: mannichfaltig gesondert, ur-
sprünglich alle enge begrenzt, in lauter freien und eigen-
thümlich eingerichteten Staaten. Die Unabhängigkeit, die
sie genießen, ist nicht allein politisch: allenthalben hat sich
eine örtliche Religion ausgebildet; die Ideen von Gott
und göttlichen Dingen haben sich gleichsam localisirt; na-
tionale Gottheiten von den verschiedensten Attributen neh-
men die Welt ein; das Gesetz, das ihre Gläubigen beob-
achten, ist mit dem Staatsgesetz unauflöslich vereinigt.
Wir dürfen sagen: diese enge Vereinigung von Staat und
Religion, diese zwiefache Freiheit, nur durch stammver-

1*

Erſtes Kapitel.
Epochen des Papſtthums.


Das Chriſtenthum in dem römiſchen Reiche.

Ueberlicken wir den Umkreis der alten Welt in den fruͤ-
heren Jahrhunderten, ſo finden wir ihn mit einer großen
Anzahl unabhaͤngiger Voͤlkerſchaften erfuͤllt. Um das Mit-
telmeer her, ſo weit von den Kuͤſten die Kunde in das in-
nere Land reicht, wohnen ſie: mannichfaltig geſondert, ur-
ſpruͤnglich alle enge begrenzt, in lauter freien und eigen-
thuͤmlich eingerichteten Staaten. Die Unabhaͤngigkeit, die
ſie genießen, iſt nicht allein politiſch: allenthalben hat ſich
eine oͤrtliche Religion ausgebildet; die Ideen von Gott
und goͤttlichen Dingen haben ſich gleichſam localiſirt; na-
tionale Gottheiten von den verſchiedenſten Attributen neh-
men die Welt ein; das Geſetz, das ihre Glaͤubigen beob-
achten, iſt mit dem Staatsgeſetz unaufloͤslich vereinigt.
Wir duͤrfen ſagen: dieſe enge Vereinigung von Staat und
Religion, dieſe zwiefache Freiheit, nur durch ſtammver-

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[[3]/0029] Erſtes Kapitel. Epochen des Papſtthums. Das Chriſtenthum in dem römiſchen Reiche. Ueberlicken wir den Umkreis der alten Welt in den fruͤ- heren Jahrhunderten, ſo finden wir ihn mit einer großen Anzahl unabhaͤngiger Voͤlkerſchaften erfuͤllt. Um das Mit- telmeer her, ſo weit von den Kuͤſten die Kunde in das in- nere Land reicht, wohnen ſie: mannichfaltig geſondert, ur- ſpruͤnglich alle enge begrenzt, in lauter freien und eigen- thuͤmlich eingerichteten Staaten. Die Unabhaͤngigkeit, die ſie genießen, iſt nicht allein politiſch: allenthalben hat ſich eine oͤrtliche Religion ausgebildet; die Ideen von Gott und goͤttlichen Dingen haben ſich gleichſam localiſirt; na- tionale Gottheiten von den verſchiedenſten Attributen neh- men die Welt ein; das Geſetz, das ihre Glaͤubigen beob- achten, iſt mit dem Staatsgeſetz unaufloͤslich vereinigt. Wir duͤrfen ſagen: dieſe enge Vereinigung von Staat und Religion, dieſe zwiefache Freiheit, nur durch ſtammver- 1*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/29>, abgerufen am 13.11.2024.