Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Paul III. den. Der Einfluß der Gestirne auf die Erfolge der mensch-lichen Thätigkeit ward in dieser Epoche wenig bezweifelt. Paul III. unternahm keine wichtige Sitzung des Consisto- riums, keine Reise, ohne die Tage zu wählen, ohne die Constellation beobachtet zu haben 1). Ein Bund mit Frank- reich fand darum Anstand, weil zwischen den Nativitäten des Königs und des Papstes keine Conformität sey. Die- ser Papst fühlte sich, wie es scheint, zwischen tausend wi- derwärtigen Einwirkungen: nicht allein den irdischen der Welt, sondern auch den überirdischen einer Configura- tion der Gestirne: sein Sinn ist, die Macht der einen wie der andern nach Gebühr zu berücksichtigen, ihrer Un- gunst auszuweichen, ihre Gunst zu benutzen, zwischen alle den Klippen, die ihm von allen Seiten drohen, geschickt nach seinem Ziele zu steuern. Betrachten wir, wie er dieß versuchte, ob es ihm In der That gelang es ihm gleich in seinen ersten 1) Mendoza: E venido la cosa a que ay muy pocos carde- nales, que concierten negocios aunque sea para comprar una carga de lenna, sino es o por medio de algun astrologo o he- chizero. Ueber den Papst selbst finden wir die unzweifelhaftesten Particularitäten. 16*
Paul III. den. Der Einfluß der Geſtirne auf die Erfolge der menſch-lichen Thaͤtigkeit ward in dieſer Epoche wenig bezweifelt. Paul III. unternahm keine wichtige Sitzung des Conſiſto- riums, keine Reiſe, ohne die Tage zu waͤhlen, ohne die Conſtellation beobachtet zu haben 1). Ein Bund mit Frank- reich fand darum Anſtand, weil zwiſchen den Nativitaͤten des Koͤnigs und des Papſtes keine Conformitaͤt ſey. Die- ſer Papſt fuͤhlte ſich, wie es ſcheint, zwiſchen tauſend wi- derwaͤrtigen Einwirkungen: nicht allein den irdiſchen der Welt, ſondern auch den uͤberirdiſchen einer Configura- tion der Geſtirne: ſein Sinn iſt, die Macht der einen wie der andern nach Gebuͤhr zu beruͤckſichtigen, ihrer Un- gunſt auszuweichen, ihre Gunſt zu benutzen, zwiſchen alle den Klippen, die ihm von allen Seiten drohen, geſchickt nach ſeinem Ziele zu ſteuern. Betrachten wir, wie er dieß verſuchte, ob es ihm In der That gelang es ihm gleich in ſeinen erſten 1) Mendoza: E venido la cosa a que ay muy pocos carde- nales, que concierten negocios aunque sea para comprar una carga de leña, sino es o por medio de algun astrologo o he- chizero. Ueber den Papſt ſelbſt finden wir die unzweifelhafteſten Particularitaͤten. 16*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0269" n="243"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Paul</hi><hi rendition="#aq">III.</hi></fw><lb/> den. Der Einfluß der Geſtirne auf die Erfolge der menſch-<lb/> lichen Thaͤtigkeit ward in dieſer Epoche wenig bezweifelt.<lb/> Paul <hi rendition="#aq">III.</hi> unternahm keine wichtige Sitzung des Conſiſto-<lb/> riums, keine Reiſe, ohne die Tage zu waͤhlen, ohne die<lb/> Conſtellation beobachtet zu haben <note place="foot" n="1)">Mendoza: <hi rendition="#aq">E venido la cosa a que ay muy pocos carde-<lb/> nales, que concierten negocios aunque sea para comprar una<lb/> carga de leña, sino es o por medio de algun astrologo o he-<lb/> chizero.</hi> Ueber den Papſt ſelbſt finden wir die unzweifelhafteſten<lb/> Particularitaͤten.</note>. Ein Bund mit Frank-<lb/> reich fand darum Anſtand, weil zwiſchen den Nativitaͤten<lb/> des Koͤnigs und des Papſtes keine Conformitaͤt ſey. Die-<lb/> ſer Papſt fuͤhlte ſich, wie es ſcheint, zwiſchen tauſend wi-<lb/> derwaͤrtigen Einwirkungen: nicht allein den irdiſchen der<lb/> Welt, ſondern auch den uͤberirdiſchen einer Configura-<lb/> tion der Geſtirne: ſein Sinn iſt, die Macht der einen<lb/> wie der andern nach Gebuͤhr zu beruͤckſichtigen, ihrer Un-<lb/> gunſt auszuweichen, ihre Gunſt zu benutzen, zwiſchen alle<lb/> den Klippen, die ihm von allen Seiten drohen, geſchickt<lb/> nach ſeinem Ziele zu ſteuern.</p><lb/> <p>Betrachten wir, wie er dieß verſuchte, ob es ihm<lb/> damit gluͤckte, ob er ſich zuletzt uͤber die entgegenſtreben-<lb/> den Kraͤfte der Weltbewegung wirklich erhob, oder ob auch<lb/> er von ihnen ergriffen worden iſt.</p><lb/> <p>In der That gelang es ihm gleich in ſeinen erſten<lb/> Jahren einen Bund mit Carl <hi rendition="#aq">V.</hi> und den Venezianern ge-<lb/> gen die Tuͤrken zu Stande zu bringen. Lebhaft draͤngte er<lb/> die Venezianer dazu: man erhob ſich auch dießmal zu der<lb/> Hoffnung, die chriſtlichen Graͤnzen bis nach Conſtantinopel<lb/> erweitert zu ſehen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">16*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [243/0269]
Paul III.
den. Der Einfluß der Geſtirne auf die Erfolge der menſch-
lichen Thaͤtigkeit ward in dieſer Epoche wenig bezweifelt.
Paul III. unternahm keine wichtige Sitzung des Conſiſto-
riums, keine Reiſe, ohne die Tage zu waͤhlen, ohne die
Conſtellation beobachtet zu haben 1). Ein Bund mit Frank-
reich fand darum Anſtand, weil zwiſchen den Nativitaͤten
des Koͤnigs und des Papſtes keine Conformitaͤt ſey. Die-
ſer Papſt fuͤhlte ſich, wie es ſcheint, zwiſchen tauſend wi-
derwaͤrtigen Einwirkungen: nicht allein den irdiſchen der
Welt, ſondern auch den uͤberirdiſchen einer Configura-
tion der Geſtirne: ſein Sinn iſt, die Macht der einen
wie der andern nach Gebuͤhr zu beruͤckſichtigen, ihrer Un-
gunſt auszuweichen, ihre Gunſt zu benutzen, zwiſchen alle
den Klippen, die ihm von allen Seiten drohen, geſchickt
nach ſeinem Ziele zu ſteuern.
Betrachten wir, wie er dieß verſuchte, ob es ihm
damit gluͤckte, ob er ſich zuletzt uͤber die entgegenſtreben-
den Kraͤfte der Weltbewegung wirklich erhob, oder ob auch
er von ihnen ergriffen worden iſt.
In der That gelang es ihm gleich in ſeinen erſten
Jahren einen Bund mit Carl V. und den Venezianern ge-
gen die Tuͤrken zu Stande zu bringen. Lebhaft draͤngte er
die Venezianer dazu: man erhob ſich auch dießmal zu der
Hoffnung, die chriſtlichen Graͤnzen bis nach Conſtantinopel
erweitert zu ſehen.
1) Mendoza: E venido la cosa a que ay muy pocos carde-
nales, que concierten negocios aunque sea para comprar una
carga de leña, sino es o por medio de algun astrologo o he-
chizero. Ueber den Papſt ſelbſt finden wir die unzweifelhafteſten
Particularitaͤten.
16*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |