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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch II. Regeneration des Katholicismus.
dien und Beschäftigungen, zu denen diese Classen bestimmt
waren, würde es gestört haben, wenn sie sich zugleich
der Sorge für ihre äußere Existenz hätten widmen müs-
sen. Die Professen in ihren Häusern lebten von Almosen:
den Coadjutoren und Scholastikern ward dieß erspart,
die Collegien durften gemeinschaftliche Einkünfte haben. Zu
deren Verwaltung, in so fern sie nicht den Professen, die
ihrer indeß selber nicht genießen konnten, zukam, und der
Besorgung aller Aeußerlichkeiten nahm Ignaz auch noch
weltliche Coadjutoren an; welche zwar nicht minder die ein-
fachen drei Gelübde ablegen, aber sich mit der Ueberzeu-
gung, daß sie Gott dienen, indem sie eine Gesellschaft un-
terstützen, welche für das Heil der Seelen wacht, zu begnü-
gen und nach nichts Höherem zu trachten haben.

Diese Einrichtungen, an sich wohlberechnet, gründeten
auch zugleich eine Hierarchie, die in ihren verschiedenen
Abstufungen die Geister noch besonders fesselte 1).

Fassen wir die Gesetze, welche dieser Gesellschaft nach
und nach gegeben wurden, ins Auge, so war eine der
obersten Rücksichten, die ihnen zu Grunde lag, die voll-
kommenste Absonderung von den gewohnten Verhältnissen.
Die Liebe zu den Blutsverwandten wird als eine fleisch-
liche Neigung verdammt 2). Wer seine Güter aufgiebt,

1) Die Grundlage bildeten die Novizen, Gäste, Indifferente,
aus denen die verschiedenen Classen emporstiegen.
2) Summarium Constitutionum §. 8. in dem Corpus insti-
tutorum societatis Jesu. Antverpiae 1709. T. I.
Bei Orlandi-
nus III, 66 wird Faber deshalb gepriesen, weil er einst, nach eini-
gen Jahren der Abwesenheit, bei seiner Vaterstadt in Savoyen an-
langte und über sich gewann, vorüberzureisen.

Buch II. Regeneration des Katholicismus.
dien und Beſchaͤftigungen, zu denen dieſe Claſſen beſtimmt
waren, wuͤrde es geſtoͤrt haben, wenn ſie ſich zugleich
der Sorge fuͤr ihre aͤußere Exiſtenz haͤtten widmen muͤſ-
ſen. Die Profeſſen in ihren Haͤuſern lebten von Almoſen:
den Coadjutoren und Scholaſtikern ward dieß erſpart,
die Collegien durften gemeinſchaftliche Einkuͤnfte haben. Zu
deren Verwaltung, in ſo fern ſie nicht den Profeſſen, die
ihrer indeß ſelber nicht genießen konnten, zukam, und der
Beſorgung aller Aeußerlichkeiten nahm Ignaz auch noch
weltliche Coadjutoren an; welche zwar nicht minder die ein-
fachen drei Geluͤbde ablegen, aber ſich mit der Ueberzeu-
gung, daß ſie Gott dienen, indem ſie eine Geſellſchaft un-
terſtuͤtzen, welche fuͤr das Heil der Seelen wacht, zu begnuͤ-
gen und nach nichts Hoͤherem zu trachten haben.

Dieſe Einrichtungen, an ſich wohlberechnet, gruͤndeten
auch zugleich eine Hierarchie, die in ihren verſchiedenen
Abſtufungen die Geiſter noch beſonders feſſelte 1).

Faſſen wir die Geſetze, welche dieſer Geſellſchaft nach
und nach gegeben wurden, ins Auge, ſo war eine der
oberſten Ruͤckſichten, die ihnen zu Grunde lag, die voll-
kommenſte Abſonderung von den gewohnten Verhaͤltniſſen.
Die Liebe zu den Blutsverwandten wird als eine fleiſch-
liche Neigung verdammt 2). Wer ſeine Guͤter aufgiebt,

1) Die Grundlage bildeten die Novizen, Gaͤſte, Indifferente,
aus denen die verſchiedenen Claſſen emporſtiegen.
2) Summarium Constitutionum §. 8. in dem Corpus insti-
tutorum societatis Jesu. Antverpiae 1709. T. I.
Bei Orlandi-
nus III, 66 wird Faber deshalb geprieſen, weil er einſt, nach eini-
gen Jahren der Abweſenheit, bei ſeiner Vaterſtadt in Savoyen an-
langte und uͤber ſich gewann, voruͤberzureiſen.
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[218/0244] Buch II. Regeneration des Katholicismus. dien und Beſchaͤftigungen, zu denen dieſe Claſſen beſtimmt waren, wuͤrde es geſtoͤrt haben, wenn ſie ſich zugleich der Sorge fuͤr ihre aͤußere Exiſtenz haͤtten widmen muͤſ- ſen. Die Profeſſen in ihren Haͤuſern lebten von Almoſen: den Coadjutoren und Scholaſtikern ward dieß erſpart, die Collegien durften gemeinſchaftliche Einkuͤnfte haben. Zu deren Verwaltung, in ſo fern ſie nicht den Profeſſen, die ihrer indeß ſelber nicht genießen konnten, zukam, und der Beſorgung aller Aeußerlichkeiten nahm Ignaz auch noch weltliche Coadjutoren an; welche zwar nicht minder die ein- fachen drei Geluͤbde ablegen, aber ſich mit der Ueberzeu- gung, daß ſie Gott dienen, indem ſie eine Geſellſchaft un- terſtuͤtzen, welche fuͤr das Heil der Seelen wacht, zu begnuͤ- gen und nach nichts Hoͤherem zu trachten haben. Dieſe Einrichtungen, an ſich wohlberechnet, gruͤndeten auch zugleich eine Hierarchie, die in ihren verſchiedenen Abſtufungen die Geiſter noch beſonders feſſelte 1). Faſſen wir die Geſetze, welche dieſer Geſellſchaft nach und nach gegeben wurden, ins Auge, ſo war eine der oberſten Ruͤckſichten, die ihnen zu Grunde lag, die voll- kommenſte Abſonderung von den gewohnten Verhaͤltniſſen. Die Liebe zu den Blutsverwandten wird als eine fleiſch- liche Neigung verdammt 2). Wer ſeine Guͤter aufgiebt, 1) Die Grundlage bildeten die Novizen, Gaͤſte, Indifferente, aus denen die verſchiedenen Claſſen emporſtiegen. 2) Summarium Constitutionum §. 8. in dem Corpus insti- tutorum societatis Jesu. Antverpiae 1709. T. I. Bei Orlandi- nus III, 66 wird Faber deshalb geprieſen, weil er einſt, nach eini- gen Jahren der Abweſenheit, bei ſeiner Vaterſtadt in Savoyen an- langte und uͤber ſich gewann, voruͤberzureiſen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/244>, abgerufen am 24.11.2024.