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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Ausbildung des jesuitischen Institutes.
gesagt, schlossen sich ihm solche an. Sie bildeten den Pro-
fessen gegenüber die Classe der Scholastiker 1).

Allein gar bald zeigte sich eine Inconvenienz. Da die
Professen sich durch ihr unterscheidendes viertes Gelübde
zu fortwährenden Reisen im Dienste des Papstes verpflich-
tet hatten, so war es ein Widerspruch, so viel Collegien
wie nöthig wurden, Anstalten, die nur bei einer ununter-
brochenen Anwesenheit gedeihen konnten, auf sie anzuwei-
sen. Bald fand es Ignatius nöthig, zwischen jenen bei-
den eine dritte Classe einzurichten: geistliche Coadjutoren,
ebenfalls Priester, mit wissenschaftlicher Vorbildung, die
sich ausdrücklich zum Unterricht der Jugend verpflichteten.
Eines der wichtigsten Institute und so viel ich sehe, den
Jesuiten eigen, auf welchem der Flor ihrer Gesellschaft be-
ruhte. Diese erst konnten an jedem Orte sich ansiedeln,
einheimisch werden, Einfluß gewinnen und den Unterricht
beherrschen. Wie die Scholastiker legten auch sie nur drei
Gelübde ab: und bemerken wir wohl: auch diese einfach,
nicht feierlich. Das will sagen: sie selbst wären in Ex-
communication gefallen, hätten sie sich von der Gesellschaft
wieder trennen wollen. Aber der Gesellschaft stand das
Recht zu, obwohl nur in genau bestimmten Fällen, sie zu
entlassen.

Und nun war nur noch eins erforderlich. Die Stu-

1) Pauli III. faeultas Coadjutores admittendi d. V Junii 1546:
ita ut ad vota servanda pro eo tempore quo tu fili praeposite et
qui pro tempore fuerint ejusdem societatis praepositi, eis in
ministerio spirituali vel temporali utendum judicaveritis et non
ultra astringantur. Corpus institutorum I, p.
15.

Ausbildung des jeſuitiſchen Inſtitutes.
geſagt, ſchloſſen ſich ihm ſolche an. Sie bildeten den Pro-
feſſen gegenuͤber die Claſſe der Scholaſtiker 1).

Allein gar bald zeigte ſich eine Inconvenienz. Da die
Profeſſen ſich durch ihr unterſcheidendes viertes Geluͤbde
zu fortwaͤhrenden Reiſen im Dienſte des Papſtes verpflich-
tet hatten, ſo war es ein Widerſpruch, ſo viel Collegien
wie noͤthig wurden, Anſtalten, die nur bei einer ununter-
brochenen Anweſenheit gedeihen konnten, auf ſie anzuwei-
ſen. Bald fand es Ignatius noͤthig, zwiſchen jenen bei-
den eine dritte Claſſe einzurichten: geiſtliche Coadjutoren,
ebenfalls Prieſter, mit wiſſenſchaftlicher Vorbildung, die
ſich ausdruͤcklich zum Unterricht der Jugend verpflichteten.
Eines der wichtigſten Inſtitute und ſo viel ich ſehe, den
Jeſuiten eigen, auf welchem der Flor ihrer Geſellſchaft be-
ruhte. Dieſe erſt konnten an jedem Orte ſich anſiedeln,
einheimiſch werden, Einfluß gewinnen und den Unterricht
beherrſchen. Wie die Scholaſtiker legten auch ſie nur drei
Geluͤbde ab: und bemerken wir wohl: auch dieſe einfach,
nicht feierlich. Das will ſagen: ſie ſelbſt waͤren in Ex-
communication gefallen, haͤtten ſie ſich von der Geſellſchaft
wieder trennen wollen. Aber der Geſellſchaft ſtand das
Recht zu, obwohl nur in genau beſtimmten Faͤllen, ſie zu
entlaſſen.

Und nun war nur noch eins erforderlich. Die Stu-

1) Pauli III. faeultas Coadjutores admittendi d. V Junii 1546:
ita ut ad vota servanda pro eo tempore quo tu fili praeposite et
qui pro tempore fuerint ejusdem societatis praepositi, eis in
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ultra astringantur. Corpus institutorum I, p.
15.
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[217/0243] Ausbildung des jeſuitiſchen Inſtitutes. geſagt, ſchloſſen ſich ihm ſolche an. Sie bildeten den Pro- feſſen gegenuͤber die Claſſe der Scholaſtiker 1). Allein gar bald zeigte ſich eine Inconvenienz. Da die Profeſſen ſich durch ihr unterſcheidendes viertes Geluͤbde zu fortwaͤhrenden Reiſen im Dienſte des Papſtes verpflich- tet hatten, ſo war es ein Widerſpruch, ſo viel Collegien wie noͤthig wurden, Anſtalten, die nur bei einer ununter- brochenen Anweſenheit gedeihen konnten, auf ſie anzuwei- ſen. Bald fand es Ignatius noͤthig, zwiſchen jenen bei- den eine dritte Claſſe einzurichten: geiſtliche Coadjutoren, ebenfalls Prieſter, mit wiſſenſchaftlicher Vorbildung, die ſich ausdruͤcklich zum Unterricht der Jugend verpflichteten. Eines der wichtigſten Inſtitute und ſo viel ich ſehe, den Jeſuiten eigen, auf welchem der Flor ihrer Geſellſchaft be- ruhte. Dieſe erſt konnten an jedem Orte ſich anſiedeln, einheimiſch werden, Einfluß gewinnen und den Unterricht beherrſchen. Wie die Scholaſtiker legten auch ſie nur drei Geluͤbde ab: und bemerken wir wohl: auch dieſe einfach, nicht feierlich. Das will ſagen: ſie ſelbſt waͤren in Ex- communication gefallen, haͤtten ſie ſich von der Geſellſchaft wieder trennen wollen. Aber der Geſellſchaft ſtand das Recht zu, obwohl nur in genau beſtimmten Faͤllen, ſie zu entlaſſen. Und nun war nur noch eins erforderlich. Die Stu- 1) Pauli III. faeultas Coadjutores admittendi d. V Junii 1546: ita ut ad vota servanda pro eo tempore quo tu fili praeposite et qui pro tempore fuerint ejusdem societatis praepositi, eis in ministerio spirituali vel temporali utendum judicaveritis et non ultra astringantur. Corpus institutorum I, p. 15.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/243>, abgerufen am 24.11.2024.