gegeben: jetzt erwachten sie wieder. Einer klagte den andern an. Filippo Valentin entwich nach Trient. Auch Castel- vetri fand es gerathen, sich wenigstens eine Zeitlang in Deutschland sicher zu stellen.
Denn in Italien brach allenthalben die Verfolgung und der Schrecken aus. Der Haß der Factionen kam den Inquisitoren zu Hülfe. Wie oft griff man, nachdem man lange vergebens eine andere Gelegenheit gesucht, sich an seinen Gegnern zu rächen, zu der Beschuldigung der Ketze- rei. Nun hatten die altgläubigen Mönche wider jene ganze Schaar geistreicher Leute, die durch ihr literari- sches Bemühen auf eine religiöse Tendenz geführt worden -- zwei Parteien, die einander gleich bitteren Haß wid- meten, -- die Waffen in den Händen, und verdammten ihre Gegner zu ewigem Stillschweigen. Kaum ist es möglich, ruft Antonio dei Pagliarici aus, ein Christ zu seyn und auf seinem Bette zu sterben 1). Die Akade- mie von Modena war nicht die einzige, welche sich auf- löste. Auch die neapolitanischen, von den Seggi errich- tet, ursprünglich nur für die Studien bestimmt, von de- nen sie allerdings, dem Geiste der Zeit gemäß, zu theo- logischen Disputationen fortgingen, wurden vom Vicekönig geschlossen 2). Die gesammte Literatur ward der strengsten
1)Aonii Palearici Opera ed. Wetsten. 1696. p. 91. Il Cl. di Ravenna al Cl. Contarini -- Epp. Poli III, 208 führt diesen Grund schon an: Sendo quella citta (Ravenna) partialis- sima ne vi rimanendo huomo alcuno non contaminato di questa macchia delle fattioni si van volontieri dove l'occasion s'offe- risce, caricando l'un l'altro da inimici.
2)Giannone Storia di Napoli XXXII, c. V.
BuchII.Regeneration des Katholicismus.
gegeben: jetzt erwachten ſie wieder. Einer klagte den andern an. Filippo Valentin entwich nach Trient. Auch Caſtel- vetri fand es gerathen, ſich wenigſtens eine Zeitlang in Deutſchland ſicher zu ſtellen.
Denn in Italien brach allenthalben die Verfolgung und der Schrecken aus. Der Haß der Factionen kam den Inquiſitoren zu Huͤlfe. Wie oft griff man, nachdem man lange vergebens eine andere Gelegenheit geſucht, ſich an ſeinen Gegnern zu raͤchen, zu der Beſchuldigung der Ketze- rei. Nun hatten die altglaͤubigen Moͤnche wider jene ganze Schaar geiſtreicher Leute, die durch ihr literari- ſches Bemuͤhen auf eine religioͤſe Tendenz gefuͤhrt worden — zwei Parteien, die einander gleich bitteren Haß wid- meten, — die Waffen in den Haͤnden, und verdammten ihre Gegner zu ewigem Stillſchweigen. Kaum iſt es moͤglich, ruft Antonio dei Pagliarici aus, ein Chriſt zu ſeyn und auf ſeinem Bette zu ſterben 1). Die Akade- mie von Modena war nicht die einzige, welche ſich auf- loͤſte. Auch die neapolitaniſchen, von den Seggi errich- tet, urſpruͤnglich nur fuͤr die Studien beſtimmt, von de- nen ſie allerdings, dem Geiſte der Zeit gemaͤß, zu theo- logiſchen Disputationen fortgingen, wurden vom Vicekoͤnig geſchloſſen 2). Die geſammte Literatur ward der ſtrengſten
1)Aonii Palearici Opera ed. Wetsten. 1696. p. 91. Il Cl. di Ravenna al Cl. Contarini — Epp. Poli III, 208 fuͤhrt dieſen Grund ſchon an: Sendo quella città (Ravenna) partialis- sima nè vi rimanendo huomo alcuno non contaminato di questa macchia delle fattioni si van volontieri dove l’occasion s’offe- risce, caricando l’un l’altro da inimici.
2)Giannone Storia di Napoli XXXII, c. V.
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Buch II. Regeneration des Katholicismus.
gegeben: jetzt erwachten ſie wieder. Einer klagte den andern
an. Filippo Valentin entwich nach Trient. Auch Caſtel-
vetri fand es gerathen, ſich wenigſtens eine Zeitlang in
Deutſchland ſicher zu ſtellen.
Denn in Italien brach allenthalben die Verfolgung
und der Schrecken aus. Der Haß der Factionen kam den
Inquiſitoren zu Huͤlfe. Wie oft griff man, nachdem man
lange vergebens eine andere Gelegenheit geſucht, ſich an
ſeinen Gegnern zu raͤchen, zu der Beſchuldigung der Ketze-
rei. Nun hatten die altglaͤubigen Moͤnche wider jene
ganze Schaar geiſtreicher Leute, die durch ihr literari-
ſches Bemuͤhen auf eine religioͤſe Tendenz gefuͤhrt worden
— zwei Parteien, die einander gleich bitteren Haß wid-
meten, — die Waffen in den Haͤnden, und verdammten
ihre Gegner zu ewigem Stillſchweigen. Kaum iſt es
moͤglich, ruft Antonio dei Pagliarici aus, ein Chriſt zu
ſeyn und auf ſeinem Bette zu ſterben 1). Die Akade-
mie von Modena war nicht die einzige, welche ſich auf-
loͤſte. Auch die neapolitaniſchen, von den Seggi errich-
tet, urſpruͤnglich nur fuͤr die Studien beſtimmt, von de-
nen ſie allerdings, dem Geiſte der Zeit gemaͤß, zu theo-
logiſchen Disputationen fortgingen, wurden vom Vicekoͤnig
geſchloſſen 2). Die geſammte Literatur ward der ſtrengſten
1) Aonii Palearici Opera ed. Wetsten. 1696. p. 91. Il
Cl. di Ravenna al Cl. Contarini — Epp. Poli III, 208 fuͤhrt
dieſen Grund ſchon an: Sendo quella città (Ravenna) partialis-
sima nè vi rimanendo huomo alcuno non contaminato di questa
macchia delle fattioni si van volontieri dove l’occasion s’offe-
risce, caricando l’un l’altro da inimici.
2) Giannone Storia di Napoli XXXII, c. V.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/236>, abgerufen am 26.07.2024.
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