rung an den Amadis 1), wo die Uebungen derselben so genau geschildert werden, knieend oder stehend im Ge- bete, immer seinen Pilgerstab in der Hand, hielt er vor demselben; die ritterliche Kleidung, in der er gekommen, gab er weg: er versah sich mit dem rauhen Gewand der Eremiten, deren einsame Wohnung zwischen diesen nackten Felsen eingehauen ist: nachdem er eine Generalbeichte ab- gelegt, begab er sich nicht gleich, wie seine jerusalemitani- sche Absicht forderte, nach Barcelona -- er hätte auf der großen Straße erkannt zu werden gefürchtet -- sondern zuerst nach Manresa, um nach neuen Bußübungen von da an den Hafen zu gelangen.
Hier aber erwarteten ihn andere Prüfungen; die Rich- tung, die er mehr wie ein Spiel eingeschlagen, war gleich- sam Herr über ihn geworden, und machte ihren ganzen Ernst in ihm geltend. In der Zelle eines Dominicanerklosters ergab er sich den härtesten Bußübungen; zu Mitternacht erhob er sich zum Gebet, sieben Stunden täglich brachte er auf den Knieen zu, regelmäßig geißelte er sich drei Mal den Tag. Nicht allein aber fiel ihm das doch schwer genug, und er zweifelte oft, ob er es sein Lebenlang aushalten werde; was noch viel mehr zu bedeuten hatte, er bemerkte auch, daß es ihn nicht beruhige. Er hatte sich auf Mon- serrat drei Tage damit beschäftigt, eine Beichte über sein ganzes vergangenes Leben abzulegen; aber er glaubte damit
1)Acta antiquissima: cum mentem rebus iis refertam ha- beret quae ab Amadeo de Gaula conscriptae et ab ejus gene- ris scriptoribus -- was ein seltsamer Mißverstand der Concipien- ten ist, denn Amadis ist wahrhaftig kein Schriftsteller -- nonnul- lae illi similes occurrebant.
Ignatius Loyola.
rung an den Amadis 1), wo die Uebungen derſelben ſo genau geſchildert werden, knieend oder ſtehend im Ge- bete, immer ſeinen Pilgerſtab in der Hand, hielt er vor demſelben; die ritterliche Kleidung, in der er gekommen, gab er weg: er verſah ſich mit dem rauhen Gewand der Eremiten, deren einſame Wohnung zwiſchen dieſen nackten Felſen eingehauen iſt: nachdem er eine Generalbeichte ab- gelegt, begab er ſich nicht gleich, wie ſeine jeruſalemitani- ſche Abſicht forderte, nach Barcelona — er haͤtte auf der großen Straße erkannt zu werden gefuͤrchtet — ſondern zuerſt nach Manreſa, um nach neuen Bußuͤbungen von da an den Hafen zu gelangen.
Hier aber erwarteten ihn andere Pruͤfungen; die Rich- tung, die er mehr wie ein Spiel eingeſchlagen, war gleich- ſam Herr uͤber ihn geworden, und machte ihren ganzen Ernſt in ihm geltend. In der Zelle eines Dominicanerkloſters ergab er ſich den haͤrteſten Bußuͤbungen; zu Mitternacht erhob er ſich zum Gebet, ſieben Stunden taͤglich brachte er auf den Knieen zu, regelmaͤßig geißelte er ſich drei Mal den Tag. Nicht allein aber fiel ihm das doch ſchwer genug, und er zweifelte oft, ob er es ſein Lebenlang aushalten werde; was noch viel mehr zu bedeuten hatte, er bemerkte auch, daß es ihn nicht beruhige. Er hatte ſich auf Mon- ſerrat drei Tage damit beſchaͤftigt, eine Beichte uͤber ſein ganzes vergangenes Leben abzulegen; aber er glaubte damit
1)Acta antiquissima: cum mentem rebus iis refertam ha- beret quae ab Amadeo de Gaula conscriptae et ab ejus gene- ris scriptoribus — was ein ſeltſamer Mißverſtand der Concipien- ten iſt, denn Amadis iſt wahrhaftig kein Schriftſteller — nonnul- lae illi similes occurrebant.
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Ignatius Loyola.
rung an den Amadis 1), wo die Uebungen derſelben ſo
genau geſchildert werden, knieend oder ſtehend im Ge-
bete, immer ſeinen Pilgerſtab in der Hand, hielt er vor
demſelben; die ritterliche Kleidung, in der er gekommen,
gab er weg: er verſah ſich mit dem rauhen Gewand der
Eremiten, deren einſame Wohnung zwiſchen dieſen nackten
Felſen eingehauen iſt: nachdem er eine Generalbeichte ab-
gelegt, begab er ſich nicht gleich, wie ſeine jeruſalemitani-
ſche Abſicht forderte, nach Barcelona — er haͤtte auf der
großen Straße erkannt zu werden gefuͤrchtet — ſondern
zuerſt nach Manreſa, um nach neuen Bußuͤbungen von da
an den Hafen zu gelangen.
Hier aber erwarteten ihn andere Pruͤfungen; die Rich-
tung, die er mehr wie ein Spiel eingeſchlagen, war gleich-
ſam Herr uͤber ihn geworden, und machte ihren ganzen Ernſt
in ihm geltend. In der Zelle eines Dominicanerkloſters
ergab er ſich den haͤrteſten Bußuͤbungen; zu Mitternacht
erhob er ſich zum Gebet, ſieben Stunden taͤglich brachte
er auf den Knieen zu, regelmaͤßig geißelte er ſich drei Mal
den Tag. Nicht allein aber fiel ihm das doch ſchwer genug,
und er zweifelte oft, ob er es ſein Lebenlang aushalten
werde; was noch viel mehr zu bedeuten hatte, er bemerkte
auch, daß es ihn nicht beruhige. Er hatte ſich auf Mon-
ſerrat drei Tage damit beſchaͤftigt, eine Beichte uͤber ſein
ganzes vergangenes Leben abzulegen; aber er glaubte damit
1) Acta antiquissima: cum mentem rebus iis refertam ha-
beret quae ab Amadeo de Gaula conscriptae et ab ejus gene-
ris scriptoribus — was ein ſeltſamer Mißverſtand der Concipien-
ten iſt, denn Amadis iſt wahrhaftig kein Schriftſteller — nonnul-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/207>, abgerufen am 26.07.2024.
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