Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch II. Regeneration des Katholicismus.
die wirksamste. Noch eine andre kam von der politischen
Seite her.

Eine Versöhnung, wie man sie vorhatte, würde Deutsch-
land eine ungewohnte Einheit, und dem Kaiser, der sich
deren hätte bedienen können, eine außerordentliche Macht
verliehen haben 1). Als das Oberhaupt der gemäßigten
Partei hätte er besonders alsdann, wenn es zu einem Con-
cilium gekommen wäre, ein oberstes Ansehn in ganz Eu-
ropa erlangen müssen. Hierwider erhoben sich wie natür-
lich alle gewohnten Feindseligkeiten.

Franz I. glaubte sich unmittelbar bedroht und ver-
säumte nichts, um die Vereinigung zu hintertreiben. Leb-
haft beklagte er sich über die Zugeständnisse, die der Legat
zu Regensburg mache 2). "Sein Betragen nehme den Gu-

1) Es gab immer eine kaiserliche Partei, welche diese Tendenz
verfocht. Darin liegt unter andern das ganze Geheimniß der Un-
terhandlungen des Erzb. von Lunden. Er hatte dem Kaiser vorge-
stellt: che se S. M. volesse tolerare che i Lutherani stessero
nelli loro errori disponeva a modo e voler suo di tutta la Ger-
mania. Instruzione di Paolo III. a Montepulciano
1539. Auch
jetzt wünschte der Kaiser eine Toleranz.
2) Er sprach darüber mit dem päpstlichen Gesandten an seinem
Hofe: Il Cl. di Mantova al Cl. Contarini bei Quirini III,
CCLXXVIII.: Loces 17 Maggio 1541. S. Ma. Chma. diveniva
ogni di piu ardente nelle cose della chiesa le quali era risoluto di
voler difendere e sostenere con tutte le forze sue e con la vita
sua e de' figlivoli, giurandomi, che da questo si moveva princi-
palmente a far questo officio.
Dagegen hatte Granvella andere
Notizen: m'affermo, sagt Contarini in einem Briefe an Farnese,
ibid. CCLV, con giuramento havere in mano lettere del re
Christmo., il quale scrive a questi principi protestanti, che non
si accordino in alcun modo e che lui aveva voluto veder l'opi-
nioni loro le quali non li spiacevano.
Zu beiden Seiten hätte
hiernach Franz I. die Versöhnung gehindert.

Buch II. Regeneration des Katholicismus.
die wirkſamſte. Noch eine andre kam von der politiſchen
Seite her.

Eine Verſoͤhnung, wie man ſie vorhatte, wuͤrde Deutſch-
land eine ungewohnte Einheit, und dem Kaiſer, der ſich
deren haͤtte bedienen koͤnnen, eine außerordentliche Macht
verliehen haben 1). Als das Oberhaupt der gemaͤßigten
Partei haͤtte er beſonders alsdann, wenn es zu einem Con-
cilium gekommen waͤre, ein oberſtes Anſehn in ganz Eu-
ropa erlangen muͤſſen. Hierwider erhoben ſich wie natuͤr-
lich alle gewohnten Feindſeligkeiten.

Franz I. glaubte ſich unmittelbar bedroht und ver-
ſaͤumte nichts, um die Vereinigung zu hintertreiben. Leb-
haft beklagte er ſich uͤber die Zugeſtaͤndniſſe, die der Legat
zu Regensburg mache 2). „Sein Betragen nehme den Gu-

1) Es gab immer eine kaiſerliche Partei, welche dieſe Tendenz
verfocht. Darin liegt unter andern das ganze Geheimniß der Un-
terhandlungen des Erzb. von Lunden. Er hatte dem Kaiſer vorge-
ſtellt: che se S. M. volesse tolerare che i Lutherani stessero
nelli loro errori disponeva a modo e voler suo di tutta la Ger-
mania. Instruzione di Paolo III. a Montepulciano
1539. Auch
jetzt wuͤnſchte der Kaiſer eine Toleranz.
2) Er ſprach daruͤber mit dem paͤpſtlichen Geſandten an ſeinem
Hofe: Il Cl.̱ di Mantova al Cl.̱ Contarini bei Quirini III,
CCLXXVIII.: Loces 17 Maggio 1541. S. Má̱. Chm̱a.̱ diveniva
ogni di piu ardente nelle cose della chiesa le quali era risoluto di
voler difendere e sostenere con tutte le forze sue e con la vita
sua e de’ figlivoli, giurandomi, che da questo si moveva princi-
palmente a far questo officio.
Dagegen hatte Granvella andere
Notizen: m’affermò, ſagt Contarini in einem Briefe an Farneſe,
ibid. CCLV, con giuramento havere in mano lettere del re
Christm̱o̱., il quale scrive a questi principi protestanti, che non
si accordino in alcun modo e che lui aveva voluto veder l’opi-
nioni loro le quali non li spiacevano.
Zu beiden Seiten haͤtte
hiernach Franz I. die Verſoͤhnung gehindert.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0190" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Regeneration des Katholicismus</hi>.</fw><lb/>
die wirk&#x017F;am&#x017F;te. Noch eine andre kam von der politi&#x017F;chen<lb/>
Seite her.</p><lb/>
          <p>Eine Ver&#x017F;o&#x0364;hnung, wie man &#x017F;ie vorhatte, wu&#x0364;rde Deut&#x017F;ch-<lb/>
land eine ungewohnte Einheit, und dem Kai&#x017F;er, der &#x017F;ich<lb/>
deren ha&#x0364;tte bedienen ko&#x0364;nnen, eine außerordentliche Macht<lb/>
verliehen haben <note place="foot" n="1)">Es gab immer eine kai&#x017F;erliche Partei, welche die&#x017F;e Tendenz<lb/>
verfocht. Darin liegt unter andern das ganze Geheimniß der Un-<lb/>
terhandlungen des Erzb. von Lunden. Er hatte dem Kai&#x017F;er vorge-<lb/>
&#x017F;tellt: <hi rendition="#aq">che se S. M. volesse tolerare che i Lutherani stessero<lb/>
nelli loro errori disponeva a modo e voler suo di tutta la Ger-<lb/>
mania. Instruzione di Paolo III. a Montepulciano</hi> 1539. Auch<lb/>
jetzt wu&#x0364;n&#x017F;chte der Kai&#x017F;er eine Toleranz.</note>. Als das Oberhaupt der gema&#x0364;ßigten<lb/>
Partei ha&#x0364;tte er be&#x017F;onders alsdann, wenn es zu einem Con-<lb/>
cilium gekommen wa&#x0364;re, ein ober&#x017F;tes An&#x017F;ehn in ganz Eu-<lb/>
ropa erlangen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Hierwider erhoben &#x017F;ich wie natu&#x0364;r-<lb/>
lich alle gewohnten Feind&#x017F;eligkeiten.</p><lb/>
          <p>Franz <hi rendition="#aq">I.</hi> glaubte &#x017F;ich unmittelbar bedroht und ver-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;umte nichts, um die Vereinigung zu hintertreiben. Leb-<lb/>
haft beklagte er &#x017F;ich u&#x0364;ber die Zuge&#x017F;ta&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e, die der Legat<lb/>
zu Regensburg mache <note place="foot" n="2)">Er &#x017F;prach daru&#x0364;ber mit dem pa&#x0364;p&#x017F;tlichen Ge&#x017F;andten an &#x017F;einem<lb/>
Hofe: <hi rendition="#aq">Il C<hi rendition="#sup">l.</hi>&#x0331; di Mantova al C<hi rendition="#sup">l.</hi>&#x0331; Contarini</hi> bei <hi rendition="#aq">Quirini III,<lb/>
CCLXXVIII.: Loces 17 Maggio 1541. S. M<hi rendition="#sup">á</hi>&#x0331;. Ch<hi rendition="#sup">m</hi>&#x0331;<hi rendition="#sup">a.</hi>&#x0331; diveniva<lb/>
ogni di piu ardente nelle cose della chiesa le quali era risoluto di<lb/>
voler difendere e sostenere con tutte le forze sue e con la vita<lb/>
sua e de&#x2019; figlivoli, giurandomi, che da questo si moveva princi-<lb/>
palmente a far questo officio.</hi> Dagegen hatte Granvella andere<lb/>
Notizen: <hi rendition="#aq">m&#x2019;affermò,</hi> &#x017F;agt Contarini in einem Briefe an Farne&#x017F;e,<lb/><hi rendition="#aq">ibid. CCLV, con giuramento havere in mano lettere del re<lb/>
Christ<hi rendition="#sup">m</hi>&#x0331;<hi rendition="#sup">o</hi>&#x0331;., il quale scrive a questi principi protestanti, che non<lb/>
si accordino in alcun modo e che lui aveva voluto veder l&#x2019;opi-<lb/>
nioni loro le quali non li spiacevano.</hi> Zu beiden Seiten ha&#x0364;tte<lb/>
hiernach Franz <hi rendition="#aq">I.</hi> die Ver&#x017F;o&#x0364;hnung gehindert.</note>. &#x201E;Sein Betragen nehme den Gu-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0190] Buch II. Regeneration des Katholicismus. die wirkſamſte. Noch eine andre kam von der politiſchen Seite her. Eine Verſoͤhnung, wie man ſie vorhatte, wuͤrde Deutſch- land eine ungewohnte Einheit, und dem Kaiſer, der ſich deren haͤtte bedienen koͤnnen, eine außerordentliche Macht verliehen haben 1). Als das Oberhaupt der gemaͤßigten Partei haͤtte er beſonders alsdann, wenn es zu einem Con- cilium gekommen waͤre, ein oberſtes Anſehn in ganz Eu- ropa erlangen muͤſſen. Hierwider erhoben ſich wie natuͤr- lich alle gewohnten Feindſeligkeiten. Franz I. glaubte ſich unmittelbar bedroht und ver- ſaͤumte nichts, um die Vereinigung zu hintertreiben. Leb- haft beklagte er ſich uͤber die Zugeſtaͤndniſſe, die der Legat zu Regensburg mache 2). „Sein Betragen nehme den Gu- 1) Es gab immer eine kaiſerliche Partei, welche dieſe Tendenz verfocht. Darin liegt unter andern das ganze Geheimniß der Un- terhandlungen des Erzb. von Lunden. Er hatte dem Kaiſer vorge- ſtellt: che se S. M. volesse tolerare che i Lutherani stessero nelli loro errori disponeva a modo e voler suo di tutta la Ger- mania. Instruzione di Paolo III. a Montepulciano 1539. Auch jetzt wuͤnſchte der Kaiſer eine Toleranz. 2) Er ſprach daruͤber mit dem paͤpſtlichen Geſandten an ſeinem Hofe: Il Cl.̱ di Mantova al Cl.̱ Contarini bei Quirini III, CCLXXVIII.: Loces 17 Maggio 1541. S. Má̱. Chm̱a.̱ diveniva ogni di piu ardente nelle cose della chiesa le quali era risoluto di voler difendere e sostenere con tutte le forze sue e con la vita sua e de’ figlivoli, giurandomi, che da questo si moveva princi- palmente a far questo officio. Dagegen hatte Granvella andere Notizen: m’affermò, ſagt Contarini in einem Briefe an Farneſe, ibid. CCLV, con giuramento havere in mano lettere del re Christm̱o̱., il quale scrive a questi principi protestanti, che non si accordino in alcun modo e che lui aveva voluto veder l’opi- nioni loro le quali non li spiacevano. Zu beiden Seiten haͤtte hiernach Franz I. die Verſoͤhnung gehindert.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/190
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/190>, abgerufen am 26.11.2024.