Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Versuche einer Aussöhnung m. d. Protestanten. faßt habe. Seinen alten Gegner hielt er mit Recht fürunverbesserlich, und doch war dieser auch hierbei thätig ge- wesen. In den verglichenen Artikeln sieht Luther nichts als ein Stückwerk, zusammengesetzt aus beiden Meinun- gen: er, der sich immer im Kampfe zwischen Himmel und Hölle erblickte, glaubte auch hier das Treiben des Satans zu erkennen. Seinem Herrn, dem Churfürsten, rieth er auf das dringendste ab, den Reichstag persönlich zu besuchen. "Grade er sey der, den der Teufel suche" 1). Auf das Er- scheinen und die Beistimmung des Churfürsten wäre in der That unendlich viel angekommen. Indessen waren diese Artikel auch nach Rom gelangt. Aber so stark auch diese theologische Opposition seyn 1) Luther an Joh. Friedrich in de Wette's Sammlung V, 353. 2) Ich kann es Quirini nicht vergeben, daß er den Brief Priu- li's über diese Verhältnisse, den er in Händen hatte, nicht vollstän- dig mitgetheilt hat. 11*
Verſuche einer Ausſoͤhnung m. d. Proteſtanten. faßt habe. Seinen alten Gegner hielt er mit Recht fuͤrunverbeſſerlich, und doch war dieſer auch hierbei thaͤtig ge- weſen. In den verglichenen Artikeln ſieht Luther nichts als ein Stuͤckwerk, zuſammengeſetzt aus beiden Meinun- gen: er, der ſich immer im Kampfe zwiſchen Himmel und Hoͤlle erblickte, glaubte auch hier das Treiben des Satans zu erkennen. Seinem Herrn, dem Churfuͤrſten, rieth er auf das dringendſte ab, den Reichstag perſoͤnlich zu beſuchen. „Grade er ſey der, den der Teufel ſuche“ 1). Auf das Er- ſcheinen und die Beiſtimmung des Churfuͤrſten waͤre in der That unendlich viel angekommen. Indeſſen waren dieſe Artikel auch nach Rom gelangt. Aber ſo ſtark auch dieſe theologiſche Oppoſition ſeyn 1) Luther an Joh. Friedrich in de Wette’s Sammlung V, 353. 2) Ich kann es Quirini nicht vergeben, daß er den Brief Priu- li’s uͤber dieſe Verhaͤltniſſe, den er in Haͤnden hatte, nicht vollſtaͤn- dig mitgetheilt hat. 11*
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Verſuche einer Ausſoͤhnung m. d. Proteſtanten.
faßt habe. Seinen alten Gegner hielt er mit Recht fuͤr
unverbeſſerlich, und doch war dieſer auch hierbei thaͤtig ge-
weſen. In den verglichenen Artikeln ſieht Luther nichts
als ein Stuͤckwerk, zuſammengeſetzt aus beiden Meinun-
gen: er, der ſich immer im Kampfe zwiſchen Himmel und
Hoͤlle erblickte, glaubte auch hier das Treiben des Satans
zu erkennen. Seinem Herrn, dem Churfuͤrſten, rieth er auf
das dringendſte ab, den Reichstag perſoͤnlich zu beſuchen.
„Grade er ſey der, den der Teufel ſuche“ 1). Auf das Er-
ſcheinen und die Beiſtimmung des Churfuͤrſten waͤre in der
That unendlich viel angekommen.
Indeſſen waren dieſe Artikel auch nach Rom gelangt.
Sie erregten ein ungemeines Aufſehn. An der Erklaͤrung
uͤber die Rechtfertigung nahmen beſonders die Cardinaͤle
Caraffa und San Marcello großen Anſtoß, und nur mit
Muͤhe konnte ihnen Priuli den Sinn derſelben deutlich
machen 2). So entſchieden jedoch druͤckte ſich der Papſt
nicht ſogleich aus, wie Luther. Cardinal Farneſe ließ an
den Legaten ſchreiben: Seine Heiligkeit billige weder noch
mißbillige ſie dieſen Schluß. Aber alle Anderen, die ihn
geſehen, ſeyen der Meinung, vorausgeſetzt, daß der Sinn
deſſelben mit dem katholiſchen Glauben uͤbereinſtimme, ſo
koͤnnten die Worte doch deutlicher ſeyn.
Aber ſo ſtark auch dieſe theologiſche Oppoſition ſeyn
mochte, ſo war ſie doch weder die einzige noch vielleicht
1) Luther an Joh. Friedrich in de Wette’s Sammlung V, 353.
2) Ich kann es Quirini nicht vergeben, daß er den Brief Priu-
li’s uͤber dieſe Verhaͤltniſſe, den er in Haͤnden hatte, nicht vollſtaͤn-
dig mitgetheilt hat.
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