Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Versuche einer Aussöhnung m. d. Protestanten. wies der Papst seinen Nunzius mit nichten an. "Siewürden eher sterben, fürchten wir," sagt er, "als einen solchen Widerruf leisten." Er wünscht nur, eine Hoffnung der Aussöhnung zu sehen. Bei dem ersten Strahl dersel- ben will er eine nicht beleidigende Formel senden, die von weisen und würdigen Männern bereits hierzu entworfen worden. "Wäre es doch schon dahin! Kaum dürfen wir es erwarten" 1)! Niemals aber war man näher bei einander, als bei Wie sehr auch der Papst einen glücklichen Erfolg 1) Instructiones pro Revmo. D. ep. Mutinensi Apostolico
Nuncio interfuturo conventui Germanorum Spirae 12 Maji 1540 celebrando. "Timendum est atque adeo certo sciendum, ista, quae in his articulis pie et prudenter continentur, non solum fretos salvo conductu esse eos recusaturos verum etiam ubi mors praesens immineret, illam potius praeelecturos." Verſuche einer Ausſoͤhnung m. d. Proteſtanten. wies der Papſt ſeinen Nunzius mit nichten an. „Siewuͤrden eher ſterben, fuͤrchten wir,“ ſagt er, „als einen ſolchen Widerruf leiſten.“ Er wuͤnſcht nur, eine Hoffnung der Ausſoͤhnung zu ſehen. Bei dem erſten Strahl derſel- ben will er eine nicht beleidigende Formel ſenden, die von weiſen und wuͤrdigen Maͤnnern bereits hierzu entworfen worden. „Waͤre es doch ſchon dahin! Kaum duͤrfen wir es erwarten“ 1)! Niemals aber war man naͤher bei einander, als bei Wie ſehr auch der Papſt einen gluͤcklichen Erfolg 1) Instructiones pro Revmo. D. ep. Mutinensi Apostolico
Nuncio interfuturo conventui Germanorum Spirae 12 Maji 1540 celebrando. „Timendum est atque adeo certo sciendum, ista, quae in his articulis pie et prudenter continentur, non solum fretos salvo conductu esse eos recusaturos verum etiam ubi mors praesens immineret, illam potius praeelecturos.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0177" n="151"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Verſuche einer Ausſoͤhnung m. d. Proteſtanten</hi>.</fw><lb/> wies der Papſt ſeinen Nunzius mit nichten an. „Sie<lb/> wuͤrden eher ſterben, fuͤrchten wir,“ ſagt er, „als einen<lb/> ſolchen Widerruf leiſten.“ Er wuͤnſcht nur, eine Hoffnung<lb/> der Ausſoͤhnung zu ſehen. Bei dem erſten Strahl derſel-<lb/> ben will er eine nicht beleidigende Formel ſenden, die von<lb/> weiſen und wuͤrdigen Maͤnnern bereits hierzu entworfen<lb/> worden. „Waͤre es doch ſchon dahin! Kaum duͤrfen wir<lb/> es erwarten“ <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Instructiones pro Rev<hi rendition="#sup">mo</hi>. D. ep. Mutinensi Apostolico<lb/> Nuncio interfuturo conventui Germanorum Spirae 12 Maji 1540<lb/> celebrando. „Timendum est atque adeo certo sciendum, ista,<lb/> quae in his articulis pie et prudenter continentur, non solum<lb/> fretos salvo conductu esse eos recusaturos verum etiam ubi mors<lb/> praesens immineret, illam potius praeelecturos.“</hi></note>!</p><lb/> <p>Niemals aber war man naͤher bei einander, als bei<lb/> dem Regensburger Geſpraͤch im Jahre 1541. Die politi-<lb/> ſchen Verhaͤltniſſe lagen ausnehmend vortheilhaft. Der<lb/> Kaiſer, welcher ſich der Kraft des Reiches zu einem Tuͤr-<lb/> kenkrieg oder wider Frankreich zu bedienen hatte, wuͤnſchte<lb/> nichts dringender, als eine Ausſoͤhnung. Er waͤhlte die<lb/> verſtaͤndigſten, gemaͤßigtſten Maͤnner unter den katholiſchen<lb/> Theologen, Gropper und Julius Pflug, zu dem Geſpraͤch<lb/> aus. Auf der andern Seite ſtand Landgraf Philipp wie-<lb/> der gut mit Oeſtreich; er hoffte die oberſte Anfuͤhrung in<lb/> dem Kriege, zu dem man ſich ruͤſtete, zu erhalten; mit<lb/> Bewunderung und Vergnuͤgen ſah ihn der Kaiſer auf ſei-<lb/> nem praͤchtigen Hengſt, kraͤftig wie der, in Regensburg<lb/> einreiten. Der friedfertige Bucer, der beugſame Melanch-<lb/> thon erſchienen von der proteſtantiſchen Seite.</p><lb/> <p>Wie ſehr auch der Papſt einen gluͤcklichen Erfolg<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0177]
Verſuche einer Ausſoͤhnung m. d. Proteſtanten.
wies der Papſt ſeinen Nunzius mit nichten an. „Sie
wuͤrden eher ſterben, fuͤrchten wir,“ ſagt er, „als einen
ſolchen Widerruf leiſten.“ Er wuͤnſcht nur, eine Hoffnung
der Ausſoͤhnung zu ſehen. Bei dem erſten Strahl derſel-
ben will er eine nicht beleidigende Formel ſenden, die von
weiſen und wuͤrdigen Maͤnnern bereits hierzu entworfen
worden. „Waͤre es doch ſchon dahin! Kaum duͤrfen wir
es erwarten“ 1)!
Niemals aber war man naͤher bei einander, als bei
dem Regensburger Geſpraͤch im Jahre 1541. Die politi-
ſchen Verhaͤltniſſe lagen ausnehmend vortheilhaft. Der
Kaiſer, welcher ſich der Kraft des Reiches zu einem Tuͤr-
kenkrieg oder wider Frankreich zu bedienen hatte, wuͤnſchte
nichts dringender, als eine Ausſoͤhnung. Er waͤhlte die
verſtaͤndigſten, gemaͤßigtſten Maͤnner unter den katholiſchen
Theologen, Gropper und Julius Pflug, zu dem Geſpraͤch
aus. Auf der andern Seite ſtand Landgraf Philipp wie-
der gut mit Oeſtreich; er hoffte die oberſte Anfuͤhrung in
dem Kriege, zu dem man ſich ruͤſtete, zu erhalten; mit
Bewunderung und Vergnuͤgen ſah ihn der Kaiſer auf ſei-
nem praͤchtigen Hengſt, kraͤftig wie der, in Regensburg
einreiten. Der friedfertige Bucer, der beugſame Melanch-
thon erſchienen von der proteſtantiſchen Seite.
Wie ſehr auch der Papſt einen gluͤcklichen Erfolg
1) Instructiones pro Revmo. D. ep. Mutinensi Apostolico
Nuncio interfuturo conventui Germanorum Spirae 12 Maji 1540
celebrando. „Timendum est atque adeo certo sciendum, ista,
quae in his articulis pie et prudenter continentur, non solum
fretos salvo conductu esse eos recusaturos verum etiam ubi mors
praesens immineret, illam potius praeelecturos.“
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