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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch II. Regeneration des Katholicismus.

Es fehlte viel, daß die Richtung derselben, wie man
leicht aus dem Orte der Versammlung schließen könnte, dem
Protestantismus entgegengelaufen wäre: sie war ihm vielmehr
gleichartig. Aus dem nemlichen Bedürfniß, sich dem all-
gemeinen Verfalle entgegenzusetzen, ging sie hervor. Sie
bestand aus Männern, welche später sehr verschiedene An-
sichten entwickelt haben; damals begegneten sie sich in der
nemlichen allgemeinen Gesinnung.

Gar bald aber traten die bestimmteren Tendenzen
hervor.

Einem Theile der römischen Gesellschaft begegnen wir
nach Verlauf einiger Jahre in Venedig wieder.

Rom war geplündert, Florenz erobert worden; Mai-
land war fortwährend der Tummelplatz der Kriegsheere ge-
wesen; in diesem allgemeinen Ruin hatte sich Venedig un-
berührt von den Fremden, von den Kriegsheeren behaup-
tet; es wurde als eine allgemeine Zufluchtsstätte betrach-
tet. Da fanden sich die zersprengten römischen Literatoren,
die florentinischen Patrioten, denen ihr Vaterland auf im-
mer geschlossen war, zusammen. Namentlich in den letz-
ten trat, wie wir an dem Geschichtschreiber Nardi, dem
Uebersetzer der Bibel Bruccioli sehen, nicht ohne Nachwir-
kung der Lehren des Savonarola, eine sehr starke geistliche
Richtung hervor. Auch andere Flüchtlinge, wie Reginald
Poole, welcher England verlassen hatte, um sich den Neue-
rungen Heinrichs VIII. zu entziehen, theilten dieselbe. In
ihren venezianischen Gastfreunden fanden sie ein bereitwil-
liges Entgegenkommen. Bei Peter Bembo in Padua, der
ein offenes Haus hielt, fragte man allerdings am meisten

Buch II. Regeneration des Katholicismus.

Es fehlte viel, daß die Richtung derſelben, wie man
leicht aus dem Orte der Verſammlung ſchließen koͤnnte, dem
Proteſtantismus entgegengelaufen waͤre: ſie war ihm vielmehr
gleichartig. Aus dem nemlichen Beduͤrfniß, ſich dem all-
gemeinen Verfalle entgegenzuſetzen, ging ſie hervor. Sie
beſtand aus Maͤnnern, welche ſpaͤter ſehr verſchiedene An-
ſichten entwickelt haben; damals begegneten ſie ſich in der
nemlichen allgemeinen Geſinnung.

Gar bald aber traten die beſtimmteren Tendenzen
hervor.

Einem Theile der roͤmiſchen Geſellſchaft begegnen wir
nach Verlauf einiger Jahre in Venedig wieder.

Rom war gepluͤndert, Florenz erobert worden; Mai-
land war fortwaͤhrend der Tummelplatz der Kriegsheere ge-
weſen; in dieſem allgemeinen Ruin hatte ſich Venedig un-
beruͤhrt von den Fremden, von den Kriegsheeren behaup-
tet; es wurde als eine allgemeine Zufluchtsſtaͤtte betrach-
tet. Da fanden ſich die zerſprengten roͤmiſchen Literatoren,
die florentiniſchen Patrioten, denen ihr Vaterland auf im-
mer geſchloſſen war, zuſammen. Namentlich in den letz-
ten trat, wie wir an dem Geſchichtſchreiber Nardi, dem
Ueberſetzer der Bibel Bruccioli ſehen, nicht ohne Nachwir-
kung der Lehren des Savonarola, eine ſehr ſtarke geiſtliche
Richtung hervor. Auch andere Fluͤchtlinge, wie Reginald
Poole, welcher England verlaſſen hatte, um ſich den Neue-
rungen Heinrichs VIII. zu entziehen, theilten dieſelbe. In
ihren venezianiſchen Gaſtfreunden fanden ſie ein bereitwil-
liges Entgegenkommen. Bei Peter Bembo in Padua, der
ein offenes Haus hielt, fragte man allerdings am meiſten

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[134/0160] Buch II. Regeneration des Katholicismus. Es fehlte viel, daß die Richtung derſelben, wie man leicht aus dem Orte der Verſammlung ſchließen koͤnnte, dem Proteſtantismus entgegengelaufen waͤre: ſie war ihm vielmehr gleichartig. Aus dem nemlichen Beduͤrfniß, ſich dem all- gemeinen Verfalle entgegenzuſetzen, ging ſie hervor. Sie beſtand aus Maͤnnern, welche ſpaͤter ſehr verſchiedene An- ſichten entwickelt haben; damals begegneten ſie ſich in der nemlichen allgemeinen Geſinnung. Gar bald aber traten die beſtimmteren Tendenzen hervor. Einem Theile der roͤmiſchen Geſellſchaft begegnen wir nach Verlauf einiger Jahre in Venedig wieder. Rom war gepluͤndert, Florenz erobert worden; Mai- land war fortwaͤhrend der Tummelplatz der Kriegsheere ge- weſen; in dieſem allgemeinen Ruin hatte ſich Venedig un- beruͤhrt von den Fremden, von den Kriegsheeren behaup- tet; es wurde als eine allgemeine Zufluchtsſtaͤtte betrach- tet. Da fanden ſich die zerſprengten roͤmiſchen Literatoren, die florentiniſchen Patrioten, denen ihr Vaterland auf im- mer geſchloſſen war, zuſammen. Namentlich in den letz- ten trat, wie wir an dem Geſchichtſchreiber Nardi, dem Ueberſetzer der Bibel Bruccioli ſehen, nicht ohne Nachwir- kung der Lehren des Savonarola, eine ſehr ſtarke geiſtliche Richtung hervor. Auch andere Fluͤchtlinge, wie Reginald Poole, welcher England verlaſſen hatte, um ſich den Neue- rungen Heinrichs VIII. zu entziehen, theilten dieſelbe. In ihren venezianiſchen Gaſtfreunden fanden ſie ein bereitwil- liges Entgegenkommen. Bei Peter Bembo in Padua, der ein offenes Haus hielt, fragte man allerdings am meiſten

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/160>, abgerufen am 12.12.2024.