Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Kap. III. Politisch-kirchliche Verwickelungen. und Böhmen. Denn gegen Ketzer ist dieß Rechtens. Istman ihrer nur erst Herr geworden, so setzt man heilige Inquisitoren ein, die ihren Ueberresten nachspüren, die wi- der sie verfahren, wie man in Spanien wider die Mar- ranen verfährt. Ueberdieß wird man die Universität Wit- tenberg in Bann thun, und die, welche daselbst studirt, kaiserlicher und päpstlicher Gnaden für unwürdig erklären, die Bücher der Ketzer wird man verbrennen; die ausgetre- tenen Mönche in ihre Klöster zurückschicken, an keinem Hofe einen Irrgläubigen dulden. Zuerst aber ist eine mu- thige Execution nothwendig. "Auch wenn Ew. Majestät," sagt der Legat, "sich nur an die Oberhäupter hält, kann sie denselben eine große Summe Geldes entreißen, die oh- nehin wider die Türken unentbehrlich ist." So lautet dieser Entwurf 1): das sind seine Grund- Glücklicherweise standen die Sachen anders, als daß So mächtig war der Kaiser bei weitem nicht, um dieß 1) Einen solchen Entwurf wagte man eine Instruction zu nen-
ner. Instructio data Caesari a reverendmo. Campeggio in dieta Augustana 1530. Ich fand ihn in einer römischen Bibliothek in gleichzeitigen Schriftzügen, über alle Zweifel erhaben. Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen. und Boͤhmen. Denn gegen Ketzer iſt dieß Rechtens. Iſtman ihrer nur erſt Herr geworden, ſo ſetzt man heilige Inquiſitoren ein, die ihren Ueberreſten nachſpuͤren, die wi- der ſie verfahren, wie man in Spanien wider die Mar- ranen verfaͤhrt. Ueberdieß wird man die Univerſitaͤt Wit- tenberg in Bann thun, und die, welche daſelbſt ſtudirt, kaiſerlicher und paͤpſtlicher Gnaden fuͤr unwuͤrdig erklaͤren, die Buͤcher der Ketzer wird man verbrennen; die ausgetre- tenen Moͤnche in ihre Kloͤſter zuruͤckſchicken, an keinem Hofe einen Irrglaͤubigen dulden. Zuerſt aber iſt eine mu- thige Execution nothwendig. „Auch wenn Ew. Majeſtaͤt,“ ſagt der Legat, „ſich nur an die Oberhaͤupter haͤlt, kann ſie denſelben eine große Summe Geldes entreißen, die oh- nehin wider die Tuͤrken unentbehrlich iſt.“ So lautet dieſer Entwurf 1): das ſind ſeine Grund- Gluͤcklicherweiſe ſtanden die Sachen anders, als daß So maͤchtig war der Kaiſer bei weitem nicht, um dieß 1) Einen ſolchen Entwurf wagte man eine Inſtruction zu nen-
ner. Instructio data Caesari a reverendm̱o̱. Campeggio in dieta Augustana 1530. Ich fand ihn in einer roͤmiſchen Bibliothek in gleichzeitigen Schriftzuͤgen, uͤber alle Zweifel erhaben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0138" n="112"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kap</hi>. <hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#g">Politiſch-kirchliche Verwickelungen</hi>.</fw><lb/> und Boͤhmen. Denn gegen Ketzer iſt dieß Rechtens. Iſt<lb/> man ihrer nur erſt Herr geworden, ſo ſetzt man heilige<lb/> Inquiſitoren ein, die ihren Ueberreſten nachſpuͤren, die wi-<lb/> der ſie verfahren, wie man in Spanien wider die Mar-<lb/> ranen verfaͤhrt. Ueberdieß wird man die Univerſitaͤt Wit-<lb/> tenberg in Bann thun, und die, welche daſelbſt ſtudirt,<lb/> kaiſerlicher und paͤpſtlicher Gnaden fuͤr unwuͤrdig erklaͤren,<lb/> die Buͤcher der Ketzer wird man verbrennen; die ausgetre-<lb/> tenen Moͤnche in ihre Kloͤſter zuruͤckſchicken, an keinem<lb/> Hofe einen Irrglaͤubigen dulden. Zuerſt aber iſt eine mu-<lb/> thige Execution nothwendig. „Auch wenn Ew. Majeſtaͤt,“<lb/> ſagt der Legat, „ſich nur an die Oberhaͤupter haͤlt, kann<lb/> ſie denſelben eine große Summe Geldes entreißen, die oh-<lb/> nehin wider die Tuͤrken unentbehrlich iſt.“</p><lb/> <p>So lautet dieſer Entwurf <note place="foot" n="1)">Einen ſolchen Entwurf wagte man eine Inſtruction zu nen-<lb/> ner. <hi rendition="#aq">Instructio data Caesari a reverend<hi rendition="#sup">m</hi>̱<hi rendition="#sup">o</hi>̱. Campeggio in dieta<lb/> Augustana 1530.</hi> Ich fand ihn in einer roͤmiſchen Bibliothek in<lb/> gleichzeitigen Schriftzuͤgen, uͤber alle Zweifel erhaben.</note>: das ſind ſeine Grund-<lb/> ſaͤtze. Wie athmet jedes Wort Unterdruͤckung, Blut und<lb/> Beraubung! Man kann ſich nicht wundern, wenn man<lb/> in Deutſchland von einem Kaiſer, der unter ſolchem Ge-<lb/> leite eintraf, das Aeußerſte erwartete, und die Proteſtan-<lb/> ten uͤber den Grad der Nothwehr, der ihnen rechtlich ver-<lb/> ſtattet ſey, zu Rathe gingen.</p><lb/> <p>Gluͤcklicherweiſe ſtanden die Sachen anders, als daß<lb/> der Verſuch einer ſolchen Unternehmung zu fuͤrchten gewe-<lb/> ſen waͤre.</p><lb/> <p>So maͤchtig war der Kaiſer bei weitem nicht, um<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dieß</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0138]
Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen.
und Boͤhmen. Denn gegen Ketzer iſt dieß Rechtens. Iſt
man ihrer nur erſt Herr geworden, ſo ſetzt man heilige
Inquiſitoren ein, die ihren Ueberreſten nachſpuͤren, die wi-
der ſie verfahren, wie man in Spanien wider die Mar-
ranen verfaͤhrt. Ueberdieß wird man die Univerſitaͤt Wit-
tenberg in Bann thun, und die, welche daſelbſt ſtudirt,
kaiſerlicher und paͤpſtlicher Gnaden fuͤr unwuͤrdig erklaͤren,
die Buͤcher der Ketzer wird man verbrennen; die ausgetre-
tenen Moͤnche in ihre Kloͤſter zuruͤckſchicken, an keinem
Hofe einen Irrglaͤubigen dulden. Zuerſt aber iſt eine mu-
thige Execution nothwendig. „Auch wenn Ew. Majeſtaͤt,“
ſagt der Legat, „ſich nur an die Oberhaͤupter haͤlt, kann
ſie denſelben eine große Summe Geldes entreißen, die oh-
nehin wider die Tuͤrken unentbehrlich iſt.“
So lautet dieſer Entwurf 1): das ſind ſeine Grund-
ſaͤtze. Wie athmet jedes Wort Unterdruͤckung, Blut und
Beraubung! Man kann ſich nicht wundern, wenn man
in Deutſchland von einem Kaiſer, der unter ſolchem Ge-
leite eintraf, das Aeußerſte erwartete, und die Proteſtan-
ten uͤber den Grad der Nothwehr, der ihnen rechtlich ver-
ſtattet ſey, zu Rathe gingen.
Gluͤcklicherweiſe ſtanden die Sachen anders, als daß
der Verſuch einer ſolchen Unternehmung zu fuͤrchten gewe-
ſen waͤre.
So maͤchtig war der Kaiſer bei weitem nicht, um
dieß
1) Einen ſolchen Entwurf wagte man eine Inſtruction zu nen-
ner. Instructio data Caesari a reverendm̱o̱. Campeggio in dieta
Augustana 1530. Ich fand ihn in einer roͤmiſchen Bibliothek in
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