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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Kap. III. Politisch-kirchliche Verwickelungen.
Dienste aufzählt, die er Carl V. und seinem Hause gelei-
stet habe. Er vor allem habe bewirkt, daß Franz I. bei
seiner ersten Ankunft nicht nach Neapel vorgedrungen; durch
ihn sey es geschehn, daß Leo der Wahl Carls V. zum
Kaiser nichts in den Weg gelegt, und die alte Constitu-
tion, vermöge deren kein König von Neapel zugleich Kai-
ser seyn dürfe, aufgehoben habe; trotz aller Versprechun-
gen der Franzosen habe er doch die Verbindung Leo's mit
Carl zur Wiedereroberung von Mailand befördert, und zu
diesem Erfolg weder das Vermögen seines Vaterlandes und
seiner Freunde, noch seine eigene Person gespart; er habe
Adrian VI. das Papstthum verschafft, und damals habe
es fast kein Unterschied zu seyn geschienen, ob man Adrian
oder den Kaiser selbst zum Papst mache 1). Ich will
nicht untersuchen, wie viel von der Politik Leo's X.
dem Rathgeber und wie viel dem Fürsten angehört; ge-
wiß ist es, daß Cardinal Medici immer auf Seiten des
Kaisers war. Auch nachdem er Papst geworden, unter-
stützte er die kaiserlichen Truppen mit Geld, Lebensmitteln
und der Gewährung geistlicher Gefälle; noch einmal ver-
dankten sie ihren Sieg zum Theil seiner Unterstützung.

So enge war Clemens mit den Spaniern verbün-
det; wie es aber nicht selten geschieht, in den Erfolgen ih-
res Bundes traten ungemeine Uebelstände hervor.

Die Päpste hatten den Fortgang der spanischen Macht
veranlaßt, doch niemals eigentlich beabsichtigt. Sie hat-

1) Instruttione al Card. reverendmo. di Farnese, che fu poi
Paulo III., quando ando legato all Imperatore Carlo V. doppo
il sacco di Roma.
Eigene Sammlung.

Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen.
Dienſte aufzaͤhlt, die er Carl V. und ſeinem Hauſe gelei-
ſtet habe. Er vor allem habe bewirkt, daß Franz I. bei
ſeiner erſten Ankunft nicht nach Neapel vorgedrungen; durch
ihn ſey es geſchehn, daß Leo der Wahl Carls V. zum
Kaiſer nichts in den Weg gelegt, und die alte Conſtitu-
tion, vermoͤge deren kein Koͤnig von Neapel zugleich Kai-
ſer ſeyn duͤrfe, aufgehoben habe; trotz aller Verſprechun-
gen der Franzoſen habe er doch die Verbindung Leo’s mit
Carl zur Wiedereroberung von Mailand befoͤrdert, und zu
dieſem Erfolg weder das Vermoͤgen ſeines Vaterlandes und
ſeiner Freunde, noch ſeine eigene Perſon geſpart; er habe
Adrian VI. das Papſtthum verſchafft, und damals habe
es faſt kein Unterſchied zu ſeyn geſchienen, ob man Adrian
oder den Kaiſer ſelbſt zum Papſt mache 1). Ich will
nicht unterſuchen, wie viel von der Politik Leo’s X.
dem Rathgeber und wie viel dem Fuͤrſten angehoͤrt; ge-
wiß iſt es, daß Cardinal Medici immer auf Seiten des
Kaiſers war. Auch nachdem er Papſt geworden, unter-
ſtuͤtzte er die kaiſerlichen Truppen mit Geld, Lebensmitteln
und der Gewaͤhrung geiſtlicher Gefaͤlle; noch einmal ver-
dankten ſie ihren Sieg zum Theil ſeiner Unterſtuͤtzung.

So enge war Clemens mit den Spaniern verbuͤn-
det; wie es aber nicht ſelten geſchieht, in den Erfolgen ih-
res Bundes traten ungemeine Uebelſtaͤnde hervor.

Die Paͤpſte hatten den Fortgang der ſpaniſchen Macht
veranlaßt, doch niemals eigentlich beabſichtigt. Sie hat-

1) Instruttione al Card. reverendm̱o̱. di Farnese, che fu poi
Paulo III., quandò andò legato all Imperatore Carlo V. doppo
il sacco di Roma.
Eigene Sammlung.
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[100/0126] Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen. Dienſte aufzaͤhlt, die er Carl V. und ſeinem Hauſe gelei- ſtet habe. Er vor allem habe bewirkt, daß Franz I. bei ſeiner erſten Ankunft nicht nach Neapel vorgedrungen; durch ihn ſey es geſchehn, daß Leo der Wahl Carls V. zum Kaiſer nichts in den Weg gelegt, und die alte Conſtitu- tion, vermoͤge deren kein Koͤnig von Neapel zugleich Kai- ſer ſeyn duͤrfe, aufgehoben habe; trotz aller Verſprechun- gen der Franzoſen habe er doch die Verbindung Leo’s mit Carl zur Wiedereroberung von Mailand befoͤrdert, und zu dieſem Erfolg weder das Vermoͤgen ſeines Vaterlandes und ſeiner Freunde, noch ſeine eigene Perſon geſpart; er habe Adrian VI. das Papſtthum verſchafft, und damals habe es faſt kein Unterſchied zu ſeyn geſchienen, ob man Adrian oder den Kaiſer ſelbſt zum Papſt mache 1). Ich will nicht unterſuchen, wie viel von der Politik Leo’s X. dem Rathgeber und wie viel dem Fuͤrſten angehoͤrt; ge- wiß iſt es, daß Cardinal Medici immer auf Seiten des Kaiſers war. Auch nachdem er Papſt geworden, unter- ſtuͤtzte er die kaiſerlichen Truppen mit Geld, Lebensmitteln und der Gewaͤhrung geiſtlicher Gefaͤlle; noch einmal ver- dankten ſie ihren Sieg zum Theil ſeiner Unterſtuͤtzung. So enge war Clemens mit den Spaniern verbuͤn- det; wie es aber nicht ſelten geſchieht, in den Erfolgen ih- res Bundes traten ungemeine Uebelſtaͤnde hervor. Die Paͤpſte hatten den Fortgang der ſpaniſchen Macht veranlaßt, doch niemals eigentlich beabſichtigt. Sie hat- 1) Instruttione al Card. reverendm̱o̱. di Farnese, che fu poi Paulo III., quandò andò legato all Imperatore Carlo V. doppo il sacco di Roma. Eigene Sammlung.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/126>, abgerufen am 04.12.2024.