Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Kap. III. Politisch-kirchliche Verwickelungen. der Kirchenstaat, die so leicht in Rebellion zu setzen wa-ren, viel Widerstand geleistet haben, und es sollte den Spaniern schwer geworden seyn, sich in Neapel zu behaup- ten. "Der König," sagte Franz Vettori geradehin, "konnte Herr von Italien werden." Wie viel kam in diesem Au- genblick auf Leo an! Lorenzo Medici sagte von seinen drei Söhnen, Ju- Wider den Rath seiner Cardinäle begab er sich nach Welch ein Glück dieß für ihn war, sieht man aus 1) Zorzi. Questo papa e savio e praticho di stato e si
penso con li suoi consultori di venir abocharsi a Bologna con vergogna di la sede (ap.); molti cardinali tra i qual il cardinal Hadriano lo disconsejava pur vi volse andar. Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen. der Kirchenſtaat, die ſo leicht in Rebellion zu ſetzen wa-ren, viel Widerſtand geleiſtet haben, und es ſollte den Spaniern ſchwer geworden ſeyn, ſich in Neapel zu behaup- ten. „Der Koͤnig,“ ſagte Franz Vettori geradehin, „konnte Herr von Italien werden.“ Wie viel kam in dieſem Au- genblick auf Leo an! Lorenzo Medici ſagte von ſeinen drei Soͤhnen, Ju- Wider den Rath ſeiner Cardinaͤle begab er ſich nach Welch ein Gluͤck dieß fuͤr ihn war, ſieht man aus 1) Zorzi. Questo papa è savio e praticho di stato e si
pensò con li suoi consultori di venir abocharsi a Bologna con vergogna di la sede (ap.); molti cardinali tra i qual il cardinal Hadriano lo disconsejava pur vi volse andar. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0108" n="82"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Kap</hi>. <hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#g">Politiſch-kirchliche Verwickelungen</hi>.</fw><lb/> der Kirchenſtaat, die ſo leicht in Rebellion zu ſetzen wa-<lb/> ren, viel Widerſtand geleiſtet haben, und es ſollte den<lb/> Spaniern ſchwer geworden ſeyn, ſich in Neapel zu behaup-<lb/> ten. „Der Koͤnig,“ ſagte Franz Vettori geradehin, „konnte<lb/> Herr von Italien werden.“ Wie viel kam in dieſem Au-<lb/> genblick auf Leo an!</p><lb/> <p>Lorenzo Medici ſagte von ſeinen drei Soͤhnen, Ju-<lb/> lian, Peter und Johann: der erſte ſey gut, der andre ein<lb/> Thor, der dritte, Johann, der ſey klug. Dieſer dritte iſt<lb/> Papſt Leo <hi rendition="#aq">X.;</hi> er zeigte ſich auch jetzt der ſchwierigen Lage<lb/> gewachſen, in die er gerieth.</p><lb/> <p>Wider den Rath ſeiner Cardinaͤle begab er ſich nach<lb/> Bologna, um ſich mit dem Koͤnig zu beſprechen. Hier<lb/> ſchloſſen ſie das Concordat, in welchem ſie die Rechte der<lb/> gallicaniſchen Kirche unter ſich theilten. Auch mußte<lb/> Leo Parma und Piacenza aufgeben: aber uͤbrigens gelang<lb/> es ihm, den Sturm zu beſchwoͤren, den Koͤnig zum Ruͤck-<lb/> zuge zu bewegen und unangetaſtet in dem Beſitze ſeiner Laͤn-<lb/> der zu bleiben <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Zorzi. Questo papa è savio e praticho di stato e si<lb/> pensò con li suoi consultori di venir abocharsi a Bologna con<lb/> vergogna di la sede (ap.); molti cardinali tra i qual il cardinal<lb/> Hadriano lo disconsejava pur vi volse andar.</hi></note>.</p><lb/> <p>Welch ein Gluͤck dieß fuͤr ihn war, ſieht man aus<lb/> den Folgen, welche die bloße Annaͤherung der Franzoſen un-<lb/> mittelbar nach ſich zog. Es iſt aller Anerkennung werth,<lb/> daß Leo, nachdem ſeine Verbuͤndeten geſchlagen waren und<lb/> ein Landestheil hatte abgetreten werden muͤſſen, zwei kaum<lb/> erworbene, der Unabhaͤngigkeit gewohnte, mit tauſend Ele-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0108]
Kap. III. Politiſch-kirchliche Verwickelungen.
der Kirchenſtaat, die ſo leicht in Rebellion zu ſetzen wa-
ren, viel Widerſtand geleiſtet haben, und es ſollte den
Spaniern ſchwer geworden ſeyn, ſich in Neapel zu behaup-
ten. „Der Koͤnig,“ ſagte Franz Vettori geradehin, „konnte
Herr von Italien werden.“ Wie viel kam in dieſem Au-
genblick auf Leo an!
Lorenzo Medici ſagte von ſeinen drei Soͤhnen, Ju-
lian, Peter und Johann: der erſte ſey gut, der andre ein
Thor, der dritte, Johann, der ſey klug. Dieſer dritte iſt
Papſt Leo X.; er zeigte ſich auch jetzt der ſchwierigen Lage
gewachſen, in die er gerieth.
Wider den Rath ſeiner Cardinaͤle begab er ſich nach
Bologna, um ſich mit dem Koͤnig zu beſprechen. Hier
ſchloſſen ſie das Concordat, in welchem ſie die Rechte der
gallicaniſchen Kirche unter ſich theilten. Auch mußte
Leo Parma und Piacenza aufgeben: aber uͤbrigens gelang
es ihm, den Sturm zu beſchwoͤren, den Koͤnig zum Ruͤck-
zuge zu bewegen und unangetaſtet in dem Beſitze ſeiner Laͤn-
der zu bleiben 1).
Welch ein Gluͤck dieß fuͤr ihn war, ſieht man aus
den Folgen, welche die bloße Annaͤherung der Franzoſen un-
mittelbar nach ſich zog. Es iſt aller Anerkennung werth,
daß Leo, nachdem ſeine Verbuͤndeten geſchlagen waren und
ein Landestheil hatte abgetreten werden muͤſſen, zwei kaum
erworbene, der Unabhaͤngigkeit gewohnte, mit tauſend Ele-
1) Zorzi. Questo papa è savio e praticho di stato e si
pensò con li suoi consultori di venir abocharsi a Bologna con
vergogna di la sede (ap.); molti cardinali tra i qual il cardinal
Hadriano lo disconsejava pur vi volse andar.
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