Ramler, Karl Wilhelm: Oden. Berlin, 1767.Pallas, und dem Apoll, und dem verwundeten Kriegesgotte geweiht, werden Ruinen seyn. Zwar das Jahrbuch der Welt nennt, wann der Eifergeist Stolzer Könige schläst, dich den Eroberer, Dich den Grossen: doch ach! heisst diess ein Leben für Deine Tugenden? So lebt in Europens und In der älteren Welt Asiens mancher Fürst, Dir an Weisheit nicht gleich. Selbst der unsterbliche Macedonier, wie lebt er? bewundert, und Nicht geliebt; denn er fand keinen Dir- cäischen Herold, dessen Gesang weiter, als Phidias Marmor, oder Apells athmende Farbe, strebt. -- Aber, siehe! wie lebt Cäsar Oktavius Pallas, und dem Apoll, und dem verwundeten Kriegesgotte geweiht, werden Ruinen ſeyn. Zwar das Jahrbuch der Welt nennt, wann der Eifergeiſt Stolzer Könige ſchläſt, dich den Eroberer, Dich den Groſsen: doch ach! heiſst dieſs ein Leben für Deine Tugenden? So lebt in Europens und In der älteren Welt Aſiens mancher Fürſt, Dir an Weisheit nicht gleich. Selbſt der unſterbliche Macedonier, wie lebt er? bewundert, und Nicht geliebt; denn er fand keinen Dir- cäiſchen Herold, deſſen Geſang weiter, als Phidias Marmor, oder Apells athmende Farbe, ſtrebt. — Aber, ſiehe! wie lebt Cäſar Oktavius <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0008" n="2"/> <l>Pallas, und dem Apoll, und dem verwundeten</l><lb/> <l>Kriegesgotte geweiht, werden Ruinen ſeyn.</l><lb/> <l>Zwar das Jahrbuch der Welt nennt, wann<lb/><hi rendition="#et">der Eifergeiſt</hi></l><lb/> <l>Stolzer Könige ſchläſt, dich den Eroberer,</l><lb/> <l>Dich den Groſsen: doch ach! heiſst dieſs<lb/><hi rendition="#et">ein Leben für</hi></l><lb/> <l>Deine Tugenden? So lebt in Europens und</l><lb/> <l>In der älteren Welt Aſiens mancher Fürſt,</l><lb/> <l>Dir an Weisheit nicht gleich. Selbſt der<lb/><hi rendition="#et">unſterbliche</hi></l><lb/> <l>Macedonier, wie lebt er? bewundert, und</l><lb/> <l>Nicht geliebt; denn er fand keinen Dir-<lb/><hi rendition="#et">cäiſchen</hi></l><lb/> <l>Herold, deſſen Geſang weiter, als Phidias</l><lb/> <l>Marmor, oder Apells athmende Farbe,<lb/><hi rendition="#et">ſtrebt. —</hi></l><lb/> <l>Aber, ſiehe! wie lebt Cäſar Oktavius</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [2/0008]
Pallas, und dem Apoll, und dem verwundeten
Kriegesgotte geweiht, werden Ruinen ſeyn.
Zwar das Jahrbuch der Welt nennt, wann
der Eifergeiſt
Stolzer Könige ſchläſt, dich den Eroberer,
Dich den Groſsen: doch ach! heiſst dieſs
ein Leben für
Deine Tugenden? So lebt in Europens und
In der älteren Welt Aſiens mancher Fürſt,
Dir an Weisheit nicht gleich. Selbſt der
unſterbliche
Macedonier, wie lebt er? bewundert, und
Nicht geliebt; denn er fand keinen Dir-
cäiſchen
Herold, deſſen Geſang weiter, als Phidias
Marmor, oder Apells athmende Farbe,
ſtrebt. —
Aber, ſiehe! wie lebt Cäſar Oktavius
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/ramler_oden_1767 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/ramler_oden_1767/8 |
Zitationshilfe: | Ramler, Karl Wilhelm: Oden. Berlin, 1767, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramler_oden_1767/8>, abgerufen am 16.02.2025. |