Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.von dem höchsten Range und den größten Reichthümern, ja Könige und Fürsten sich damahls mit der Poesie abgegeben haben, bey weitem der größte Theil der Dichter aus Personen bestand, die von der Freygebigkeit der Fürsten lebten, an deren Höfen sie sich aufhielten. Ihre Talente machten das einzige edlere Unterhaltungsmittel der damahligen Zeit aus. Das Frauenzimmer in den höhern Ständen nahm besonders einen großen Gefallen daran, und empfand den Eindruck und die Wirkung ihrer Kunst in einem Grade von Stärke, wovon wir uns kaum einen Begriff machen können. Keine Sorgen, keine Beschäftigungen, welche die Führung des Hauswesens bey beschränkteren Umständen aufleget, raubte ihnen die Muße und den Wohlstand, welche zur Befriedigung des Geschmacks an geselligen Vergnügungen nothwendig sind. Aber kein Taumel anhaltender Zerstreuung hinderte auch den Eingang zärterer und edlerer Gefühle zu ihrem Herzen. Ihre Sittsamkeit durfte an den Gelagen der Männer keinen Theil nehmen: ihr Geist konnte aus den gewöhnlichen Gegenständen der Unterhaltung des stärkern Geschlechts, Jagd und Krieg, keine Nahrung schöpfen, und ihrer Zartheit ekelte vor seinen muthwilligen Scherzen. Unter allen Völkern, bey denen der Geschmack an den schönen Künsten hervorgeht, pflegen es die Gattinnen der Großen zu seyn, welche ihnen den Eingang zum geselligen Zeitvertreibe bahnen. Nichts war daher natürlicher, als daß der Troubadour den Damen huldigte, die Antheil an seinen Talenten nahmen, und daß das Lob, welches er ihnen ertheilte, mit aller der Uebertreibung und Förmlichkeit gezollt von dem höchsten Range und den größten Reichthümern, ja Könige und Fürsten sich damahls mit der Poesie abgegeben haben, bey weitem der größte Theil der Dichter aus Personen bestand, die von der Freygebigkeit der Fürsten lebten, an deren Höfen sie sich aufhielten. Ihre Talente machten das einzige edlere Unterhaltungsmittel der damahligen Zeit aus. Das Frauenzimmer in den höhern Ständen nahm besonders einen großen Gefallen daran, und empfand den Eindruck und die Wirkung ihrer Kunst in einem Grade von Stärke, wovon wir uns kaum einen Begriff machen können. Keine Sorgen, keine Beschäftigungen, welche die Führung des Hauswesens bey beschränkteren Umständen aufleget, raubte ihnen die Muße und den Wohlstand, welche zur Befriedigung des Geschmacks an geselligen Vergnügungen nothwendig sind. Aber kein Taumel anhaltender Zerstreuung hinderte auch den Eingang zärterer und edlerer Gefühle zu ihrem Herzen. Ihre Sittsamkeit durfte an den Gelagen der Männer keinen Theil nehmen: ihr Geist konnte aus den gewöhnlichen Gegenständen der Unterhaltung des stärkern Geschlechts, Jagd und Krieg, keine Nahrung schöpfen, und ihrer Zartheit ekelte vor seinen muthwilligen Scherzen. Unter allen Völkern, bey denen der Geschmack an den schönen Künsten hervorgeht, pflegen es die Gattinnen der Großen zu seyn, welche ihnen den Eingang zum geselligen Zeitvertreibe bahnen. 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Keine Sorgen, keine Beschäftigungen, welche die Führung des Hauswesens bey beschränkteren Umständen aufleget, raubte ihnen die Muße und den Wohlstand, welche zur Befriedigung des Geschmacks an geselligen Vergnügungen nothwendig sind. Aber kein Taumel anhaltender Zerstreuung hinderte auch den Eingang zärterer und edlerer Gefühle zu ihrem Herzen. Ihre Sittsamkeit durfte an den Gelagen der Männer keinen Theil nehmen: ihr Geist konnte aus den gewöhnlichen Gegenständen der Unterhaltung des stärkern Geschlechts, Jagd und Krieg, keine Nahrung schöpfen, und ihrer Zartheit ekelte vor seinen muthwilligen Scherzen.</p> <p>Unter allen Völkern, bey denen der Geschmack an den schönen Künsten hervorgeht, pflegen es die Gattinnen der Großen zu seyn, welche ihnen den Eingang zum geselligen Zeitvertreibe bahnen. 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von dem höchsten Range und den größten Reichthümern, ja Könige und Fürsten sich damahls mit der Poesie abgegeben haben, bey weitem der größte Theil der Dichter aus Personen bestand, die von der Freygebigkeit der Fürsten lebten, an deren Höfen sie sich aufhielten. Ihre Talente machten das einzige edlere Unterhaltungsmittel der damahligen Zeit aus. Das Frauenzimmer in den höhern Ständen nahm besonders einen großen Gefallen daran, und empfand den Eindruck und die Wirkung ihrer Kunst in einem Grade von Stärke, wovon wir uns kaum einen Begriff machen können. Keine Sorgen, keine Beschäftigungen, welche die Führung des Hauswesens bey beschränkteren Umständen aufleget, raubte ihnen die Muße und den Wohlstand, welche zur Befriedigung des Geschmacks an geselligen Vergnügungen nothwendig sind. Aber kein Taumel anhaltender Zerstreuung hinderte auch den Eingang zärterer und edlerer Gefühle zu ihrem Herzen. Ihre Sittsamkeit durfte an den Gelagen der Männer keinen Theil nehmen: ihr Geist konnte aus den gewöhnlichen Gegenständen der Unterhaltung des stärkern Geschlechts, Jagd und Krieg, keine Nahrung schöpfen, und ihrer Zartheit ekelte vor seinen muthwilligen Scherzen.
Unter allen Völkern, bey denen der Geschmack an den schönen Künsten hervorgeht, pflegen es die Gattinnen der Großen zu seyn, welche ihnen den Eingang zum geselligen Zeitvertreibe bahnen. Nichts war daher natürlicher, als daß der Troubadour den Damen huldigte, die Antheil an seinen Talenten nahmen, und daß das Lob, welches er ihnen ertheilte, mit aller der Uebertreibung und Förmlichkeit gezollt
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