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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

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daß sie die Freuden des Körpers gewähren, bewachen, und veredlen müsse. Der Ausdruck dieser Gesinnungen war zur Zeit des Flors der italiänischen Litteratur züchtig in seinem Glanze: späterhin verfiel er in den falschen Pomp und Witz der Spanier.

Eine Schwärmerey die an Wahnsinn gränzt, excentrische Ideale, matter Gernwitz, ungeheure und unverständliche Hyperbole, zeichnen größtentheils die erotischen Gedichte der Spanier aus. Ihr Geschmack hat sich nach und nach allen Nationen mitgetheilt. Selbst die Franzosen haben ihm gehuldigt, wo sie nicht den früheren Italiänern nachahmten; nur im asotischen Tone haben sie etwas Eigenthümliches.

Der Autor findet hier Gelegenheit von den Cours d'amours zu reden, und zu zeigen, daß sie nie über den Rang geselliger Einrichtungen, zur Belustigung, oder literärischer Gesellschaften gestiegen, und nie Sittengerichte gewesen sind.

Der wichtige Einfluß, den die Liebe auf die schöne Litteratur, und auf die gesellige Unterhaltung überhaupt in diesen Zeiten gehabt hat, ist unverkennbar. Aber nun bleiben die wichtigen Fragen übrig: welchen Einfluß hatte sie auf das handelnde Leben, und was ist am Ende der unterscheidende Charakter der Galanterie, als Sitteninstitut betrachtet?

Der Einfluß der engeren Geschlechtsverbindungen auf das handelnde Leben ist allerdings groß gewesen; aber er ist nur bey Höfen, und auch hier nicht allgemein, nicht in gleicher ununterbrochener Stärke anzunehmen. Vieles davon ist auf Rechnung des Hofceremoniels abzusetzen. Nirgends aber findet man eine sichere Spur, daß der Ausspruch des Weibes über das Ansehn des Mannes in den Augen des Publikums eine vollgültige Entscheidung abgegeben habe: nirgends daß die engeren Verbindungen

daß sie die Freuden des Körpers gewähren, bewachen, und veredlen müsse. Der Ausdruck dieser Gesinnungen war zur Zeit des Flors der italiänischen Litteratur züchtig in seinem Glanze: späterhin verfiel er in den falschen Pomp und Witz der Spanier.

Eine Schwärmerey die an Wahnsinn gränzt, excentrische Ideale, matter Gernwitz, ungeheure und unverständliche Hyperbole, zeichnen größtentheils die erotischen Gedichte der Spanier aus. Ihr Geschmack hat sich nach und nach allen Nationen mitgetheilt. Selbst die Franzosen haben ihm gehuldigt, wo sie nicht den früheren Italiänern nachahmten; nur im asotischen Tone haben sie etwas Eigenthümliches.

Der Autor findet hier Gelegenheit von den Cours d’amours zu reden, und zu zeigen, daß sie nie über den Rang geselliger Einrichtungen, zur Belustigung, oder literärischer Gesellschaften gestiegen, und nie Sittengerichte gewesen sind.

Der wichtige Einfluß, den die Liebe auf die schöne Litteratur, und auf die gesellige Unterhaltung überhaupt in diesen Zeiten gehabt hat, ist unverkennbar. Aber nun bleiben die wichtigen Fragen übrig: welchen Einfluß hatte sie auf das handelnde Leben, und was ist am Ende der unterscheidende Charakter der Galanterie, als Sitteninstitut betrachtet?

Der Einfluß der engeren Geschlechtsverbindungen auf das handelnde Leben ist allerdings groß gewesen; aber er ist nur bey Höfen, und auch hier nicht allgemein, nicht in gleicher ununterbrochener Stärke anzunehmen. Vieles davon ist auf Rechnung des Hofceremoniels abzusetzen. Nirgends aber findet man eine sichere Spur, daß der Ausspruch des Weibes über das Ansehn des Mannes in den Augen des Publikums eine vollgültige Entscheidung abgegeben habe: nirgends daß die engeren Verbindungen

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[353/0353] daß sie die Freuden des Körpers gewähren, bewachen, und veredlen müsse. Der Ausdruck dieser Gesinnungen war zur Zeit des Flors der italiänischen Litteratur züchtig in seinem Glanze: späterhin verfiel er in den falschen Pomp und Witz der Spanier. Eine Schwärmerey die an Wahnsinn gränzt, excentrische Ideale, matter Gernwitz, ungeheure und unverständliche Hyperbole, zeichnen größtentheils die erotischen Gedichte der Spanier aus. Ihr Geschmack hat sich nach und nach allen Nationen mitgetheilt. Selbst die Franzosen haben ihm gehuldigt, wo sie nicht den früheren Italiänern nachahmten; nur im asotischen Tone haben sie etwas Eigenthümliches. Der Autor findet hier Gelegenheit von den Cours d’amours zu reden, und zu zeigen, daß sie nie über den Rang geselliger Einrichtungen, zur Belustigung, oder literärischer Gesellschaften gestiegen, und nie Sittengerichte gewesen sind. Der wichtige Einfluß, den die Liebe auf die schöne Litteratur, und auf die gesellige Unterhaltung überhaupt in diesen Zeiten gehabt hat, ist unverkennbar. Aber nun bleiben die wichtigen Fragen übrig: welchen Einfluß hatte sie auf das handelnde Leben, und was ist am Ende der unterscheidende Charakter der Galanterie, als Sitteninstitut betrachtet? Der Einfluß der engeren Geschlechtsverbindungen auf das handelnde Leben ist allerdings groß gewesen; aber er ist nur bey Höfen, und auch hier nicht allgemein, nicht in gleicher ununterbrochener Stärke anzunehmen. Vieles davon ist auf Rechnung des Hofceremoniels abzusetzen. Nirgends aber findet man eine sichere Spur, daß der Ausspruch des Weibes über das Ansehn des Mannes in den Augen des Publikums eine vollgültige Entscheidung abgegeben habe: nirgends daß die engeren Verbindungen

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/353>, abgerufen am 22.11.2024.