Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.in den Verhältnissen eines weitern Umgangs den Schönen, und von diesen wieder tapfern und talentvollen Männern bey seltenen feyerlichen Gelegenheiten vor den Augen vieler Menschen gegeben wurden. Diese Beweise nahmen nach dem Geiste der Zeit sehr oft die Gestalt der Zärtlichkeit und Leidenschaft an. Aber die Personen, welche sich auf solche Art wechselseitig auszeichneten, kamen selten in engeren Zirkeln ausgesuchter Bekannten zusammen, und sahen sich nicht allein. Die Dame ward entweder eingeschlossen, oder sie erschien nicht anders, als in Begleitung ihres Gatten, bejahrter oder naher Anverwandten. Auf diese Eingezogenheit des Frauenzimmers, auf diese ängstliche Sorge der Gatten für die Tugend und den Ruf ihrer Frauen ward ein lächerliches Licht geworfen, als die Sitten des französischen Hofes von dem übrigen Europa angenommen wurden. Man fand darin mit Recht einen Beweis des geringen Vertrauens, das die Männer in die Liebe und die Stärke ihrer Weiber setzten, sich selbst zu bewachen. Man suchte sich also den herrschenden Ideen bey den Nordländern mehr zu nähern; aber sie ganz anzunehmen, litt der verschiedene Charakter des Volks und dessen abweichende Lage nicht. Die Weiber in den höhern Ständen von Italien gehen wenig oder gar nicht mit einander um. Noch seltener sind Freundschaften oder genauere Bekanntschaften unter ihnen. Von häuslichen Geschäften sind sie ganz abgezogen, und viel seltener, als man gemeiniglich glaubt, mit den Talenten geschmückt, deren Ausübung die Muße auf eine, dem Charakter unnachtheilige, Art ausfüllt. In einer solchen Lage, bey einer in den Verhältnissen eines weitern Umgangs den Schönen, und von diesen wieder tapfern und talentvollen Männern bey seltenen feyerlichen Gelegenheiten vor den Augen vieler Menschen gegeben wurden. Diese Beweise nahmen nach dem Geiste der Zeit sehr oft die Gestalt der Zärtlichkeit und Leidenschaft an. Aber die Personen, welche sich auf solche Art wechselseitig auszeichneten, kamen selten in engeren Zirkeln ausgesuchter Bekannten zusammen, und sahen sich nicht allein. Die Dame ward entweder eingeschlossen, oder sie erschien nicht anders, als in Begleitung ihres Gatten, bejahrter oder naher Anverwandten. Auf diese Eingezogenheit des Frauenzimmers, auf diese ängstliche Sorge der Gatten für die Tugend und den Ruf ihrer Frauen ward ein lächerliches Licht geworfen, als die Sitten des französischen Hofes von dem übrigen Europa angenommen wurden. Man fand darin mit Recht einen Beweis des geringen Vertrauens, das die Männer in die Liebe und die Stärke ihrer Weiber setzten, sich selbst zu bewachen. Man suchte sich also den herrschenden Ideen bey den Nordländern mehr zu nähern; aber sie ganz anzunehmen, litt der verschiedene Charakter des Volks und dessen abweichende Lage nicht. Die Weiber in den höhern Ständen von Italien gehen wenig oder gar nicht mit einander um. Noch seltener sind Freundschaften oder genauere Bekanntschaften unter ihnen. Von häuslichen Geschäften sind sie ganz abgezogen, und viel seltener, als man gemeiniglich glaubt, mit den Talenten geschmückt, deren Ausübung die Muße auf eine, dem Charakter unnachtheilige, Art ausfüllt. 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in den Verhältnissen eines weitern Umgangs den Schönen, und von diesen wieder tapfern und talentvollen Männern bey seltenen feyerlichen Gelegenheiten vor den Augen vieler Menschen gegeben wurden. Diese Beweise nahmen nach dem Geiste der Zeit sehr oft die Gestalt der Zärtlichkeit und Leidenschaft an. Aber die Personen, welche sich auf solche Art wechselseitig auszeichneten, kamen selten in engeren Zirkeln ausgesuchter Bekannten zusammen, und sahen sich nicht allein. Die Dame ward entweder eingeschlossen, oder sie erschien nicht anders, als in Begleitung ihres Gatten, bejahrter oder naher Anverwandten.
Auf diese Eingezogenheit des Frauenzimmers, auf diese ängstliche Sorge der Gatten für die Tugend und den Ruf ihrer Frauen ward ein lächerliches Licht geworfen, als die Sitten des französischen Hofes von dem übrigen Europa angenommen wurden. Man fand darin mit Recht einen Beweis des geringen Vertrauens, das die Männer in die Liebe und die Stärke ihrer Weiber setzten, sich selbst zu bewachen.
Man suchte sich also den herrschenden Ideen bey den Nordländern mehr zu nähern; aber sie ganz anzunehmen, litt der verschiedene Charakter des Volks und dessen abweichende Lage nicht.
Die Weiber in den höhern Ständen von Italien gehen wenig oder gar nicht mit einander um. Noch seltener sind Freundschaften oder genauere Bekanntschaften unter ihnen. Von häuslichen Geschäften sind sie ganz abgezogen, und viel seltener, als man gemeiniglich glaubt, mit den Talenten geschmückt, deren Ausübung die Muße auf eine, dem Charakter unnachtheilige, Art ausfüllt. In einer solchen Lage, bey einer
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