Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.von Gefühlen nach, die mehr mit dem Herzen als mit der Imagination in Verbindung standen. Eine feinere Sinnlichkeit mischte sich mit ein. Man behielt aus den Ideen der Vorzeit nur dieß bey, daß der höchste Reitz der Geschlechtsverbindung in der Beschäftigung liege, die sie dem Geiste giebt: daß die Seele allein lieben könne, und daher allein der Liebe werth sey: daß diese die Freuden des Körpers hauptsächlich schätzbar mache: daß selbst in den Qualen unerhörter Liebe eine geheime Wollust liege: und daß endlich Treue, Aufopferung und Beständigkeit die einzigen zuverlässigen Beweise einer wahren und edlen Zärtlichkeit wären. So erscheint die Liebe noch beym Guarini und Marino. Aber ihr Ausdruck hat sich schon wieder von der Natur entfernt, und den bald pomphaften, bald schmelzenden, und bald witzigen Ton angenommen, dessen Entstehung theils dem Bestreben, die Vorgänger an poetischem Schwunge und an tönender Sprache zu übertreffen, theils dem Einfluß der spanischen Litteratur zuzuschreiben ist. von Gefühlen nach, die mehr mit dem Herzen als mit der Imagination in Verbindung standen. Eine feinere Sinnlichkeit mischte sich mit ein. Man behielt aus den Ideen der Vorzeit nur dieß bey, daß der höchste Reitz der Geschlechtsverbindung in der Beschäftigung liege, die sie dem Geiste giebt: daß die Seele allein lieben könne, und daher allein der Liebe werth sey: daß diese die Freuden des Körpers hauptsächlich schätzbar mache: daß selbst in den Qualen unerhörter Liebe eine geheime Wollust liege: und daß endlich Treue, Aufopferung und Beständigkeit die einzigen zuverlässigen Beweise einer wahren und edlen Zärtlichkeit wären. So erscheint die Liebe noch beym Guarini und Marino. Aber ihr Ausdruck hat sich schon wieder von der Natur entfernt, und den bald pomphaften, bald schmelzenden, und bald witzigen Ton angenommen, dessen Entstehung theils dem Bestreben, die Vorgänger an poetischem Schwunge und an tönender Sprache zu übertreffen, theils dem Einfluß der spanischen Litteratur zuzuschreiben ist. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0231" n="231"/> von Gefühlen nach, die mehr mit dem Herzen als mit der Imagination in Verbindung standen. Eine feinere Sinnlichkeit mischte sich mit ein. Man behielt aus den Ideen der Vorzeit nur dieß bey, daß der höchste Reitz der Geschlechtsverbindung in der Beschäftigung liege, die sie dem Geiste giebt: daß die Seele allein lieben könne, und daher allein der Liebe werth sey: daß diese die Freuden des Körpers hauptsächlich schätzbar mache: daß selbst in den Qualen unerhörter Liebe eine geheime Wollust liege: und daß endlich Treue, Aufopferung und Beständigkeit die einzigen zuverlässigen Beweise einer wahren und edlen Zärtlichkeit wären.</p> <p>So erscheint die Liebe noch beym Guarini und Marino. Aber ihr Ausdruck hat sich schon wieder von der Natur entfernt, und den bald pomphaften, bald schmelzenden, und bald witzigen Ton angenommen, dessen Entstehung theils dem Bestreben, die Vorgänger an poetischem Schwunge und an tönender Sprache zu übertreffen, theils dem Einfluß der spanischen Litteratur zuzuschreiben ist.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [231/0231]
von Gefühlen nach, die mehr mit dem Herzen als mit der Imagination in Verbindung standen. Eine feinere Sinnlichkeit mischte sich mit ein. Man behielt aus den Ideen der Vorzeit nur dieß bey, daß der höchste Reitz der Geschlechtsverbindung in der Beschäftigung liege, die sie dem Geiste giebt: daß die Seele allein lieben könne, und daher allein der Liebe werth sey: daß diese die Freuden des Körpers hauptsächlich schätzbar mache: daß selbst in den Qualen unerhörter Liebe eine geheime Wollust liege: und daß endlich Treue, Aufopferung und Beständigkeit die einzigen zuverlässigen Beweise einer wahren und edlen Zärtlichkeit wären.
So erscheint die Liebe noch beym Guarini und Marino. Aber ihr Ausdruck hat sich schon wieder von der Natur entfernt, und den bald pomphaften, bald schmelzenden, und bald witzigen Ton angenommen, dessen Entstehung theils dem Bestreben, die Vorgänger an poetischem Schwunge und an tönender Sprache zu übertreffen, theils dem Einfluß der spanischen Litteratur zuzuschreiben ist.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |