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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

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der Dichtkunst, hatte Daphnen geliebt: er war nicht erhört worden: er hatte kalten Lorber statt eines warmen Herzens gefunden; aber der Baum war seit der Zeit dem Gotte und Allen, die er begeistert, geheiligt gewesen. Petrarka liebte Lauren: auch er erwärmte nicht ihr Herz; aber die Gedichte, die er auf sie machte, erwarben ihm den Lorberkranz. Und gewiß! manches Gefühl, das ihm Ehrgeitz einflößte, ward auf Rechnung der Liebe gesetzt: manche Empfindung der Liebe unterstützte den Ehrgeitz. Man hat mit Recht gesagt, Petrarka würde nicht berühmt seyn, wenn er nicht geliebt hätte. Man kann vielleicht mit eben dem Rechte sagen, er würde nicht so geliebt haben, wie er that, wenn er nicht ruhmsüchtig gewesen wäre.

Wahr bleibt es inzwischen, Petrarka hat eine Dame, die er unter dem Nahmen Laura besang, wirklich gekannt, und bey seinen Gedichten vor Augen gehabt: eine verheirathete Dame von Stande, nach der Sitte der Troubadours. Aber haben bey seinen Gedichten lauter wahre Situationen zum Grunde gelegen: waren seine Poesien lauter Ausbrüche wahrer Empfindungen? Schwerlich! In seinem Verhältnisse zu Lauren muß allerdings die Veranlassung zu der verliebten Stimmung seiner Muse, nicht aber der Grund zu jedem einzelnen Sonett, zu jeder einzelnen Canzone gesucht werden.

Petrarka zeichnet seine Geliebte schön von Körper und Seele. Inzwischen erhellet aus einigen Stellen seiner Gedichte und Schriften, daß Fremde die Höhe seiner Leidenschaft durch die persönlichen Vorzüge des Gegenstandes nicht völlig gerechtfertigt gefunden haben. In ihrem Betragen gegen ihn erscheint sie als eine

der Dichtkunst, hatte Daphnen geliebt: er war nicht erhört worden: er hatte kalten Lorber statt eines warmen Herzens gefunden; aber der Baum war seit der Zeit dem Gotte und Allen, die er begeistert, geheiligt gewesen. Petrarka liebte Lauren: auch er erwärmte nicht ihr Herz; aber die Gedichte, die er auf sie machte, erwarben ihm den Lorberkranz. Und gewiß! manches Gefühl, das ihm Ehrgeitz einflößte, ward auf Rechnung der Liebe gesetzt: manche Empfindung der Liebe unterstützte den Ehrgeitz. Man hat mit Recht gesagt, Petrarka würde nicht berühmt seyn, wenn er nicht geliebt hätte. Man kann vielleicht mit eben dem Rechte sagen, er würde nicht so geliebt haben, wie er that, wenn er nicht ruhmsüchtig gewesen wäre.

Wahr bleibt es inzwischen, Petrarka hat eine Dame, die er unter dem Nahmen Laura besang, wirklich gekannt, und bey seinen Gedichten vor Augen gehabt: eine verheirathete Dame von Stande, nach der Sitte der Troubadours. Aber haben bey seinen Gedichten lauter wahre Situationen zum Grunde gelegen: waren seine Poesien lauter Ausbrüche wahrer Empfindungen? Schwerlich! In seinem Verhältnisse zu Lauren muß allerdings die Veranlassung zu der verliebten Stimmung seiner Muse, nicht aber der Grund zu jedem einzelnen Sonett, zu jeder einzelnen Canzone gesucht werden.

Petrarka zeichnet seine Geliebte schön von Körper und Seele. Inzwischen erhellet aus einigen Stellen seiner Gedichte und Schriften, daß Fremde die Höhe seiner Leidenschaft durch die persönlichen Vorzüge des Gegenstandes nicht völlig gerechtfertigt gefunden haben. In ihrem Betragen gegen ihn erscheint sie als eine

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[210/0210] der Dichtkunst, hatte Daphnen geliebt: er war nicht erhört worden: er hatte kalten Lorber statt eines warmen Herzens gefunden; aber der Baum war seit der Zeit dem Gotte und Allen, die er begeistert, geheiligt gewesen. Petrarka liebte Lauren: auch er erwärmte nicht ihr Herz; aber die Gedichte, die er auf sie machte, erwarben ihm den Lorberkranz. Und gewiß! manches Gefühl, das ihm Ehrgeitz einflößte, ward auf Rechnung der Liebe gesetzt: manche Empfindung der Liebe unterstützte den Ehrgeitz. Man hat mit Recht gesagt, Petrarka würde nicht berühmt seyn, wenn er nicht geliebt hätte. Man kann vielleicht mit eben dem Rechte sagen, er würde nicht so geliebt haben, wie er that, wenn er nicht ruhmsüchtig gewesen wäre. Wahr bleibt es inzwischen, Petrarka hat eine Dame, die er unter dem Nahmen Laura besang, wirklich gekannt, und bey seinen Gedichten vor Augen gehabt: eine verheirathete Dame von Stande, nach der Sitte der Troubadours. Aber haben bey seinen Gedichten lauter wahre Situationen zum Grunde gelegen: waren seine Poesien lauter Ausbrüche wahrer Empfindungen? Schwerlich! In seinem Verhältnisse zu Lauren muß allerdings die Veranlassung zu der verliebten Stimmung seiner Muse, nicht aber der Grund zu jedem einzelnen Sonett, zu jeder einzelnen Canzone gesucht werden. Petrarka zeichnet seine Geliebte schön von Körper und Seele. Inzwischen erhellet aus einigen Stellen seiner Gedichte und Schriften, daß Fremde die Höhe seiner Leidenschaft durch die persönlichen Vorzüge des Gegenstandes nicht völlig gerechtfertigt gefunden haben. In ihrem Betragen gegen ihn erscheint sie als eine

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/210>, abgerufen am 23.11.2024.