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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

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Vorzug, der einem fremden Volke am päbstlichen Hofe widerfuhr, äußerst erbittert. Nach ihrer Beschreibung war dieser ein Zusammenfluß von Abentheurern und Glücksrittern, die aus allen Theilen der Welt dahin strömten, eine völlige Sittenlosigkeit einführten, und durch die niedrigsten Mittel zu den ersten Stellen der Hierarchie hinaufzusteigen trachteten.

Vieles von den früheren Sitten des Petrarka, vieles von seiner nachherigen Stimmung muß aus der Lage derjenigen großen Welt erklärt werden, worin er zuerst auftrat.

Petrarka wußte früh durch seine Leibesgestalt und seine Talente die Aufmerksamkeit des großen Haufens auf sich zu ziehen: er wußte sich Freunde und Gönner zu machen, die er Lebenslang behielt. Petrarka hatte von der Natur einen unbestimmten Trieb nach Hervorragung erhalten. Er war eitel auf seine Figur und auf die Gaben seines Geistes. Noch in seinem Alter gefällt er sich dabey uns mit zweydeutiger Bescheidenheit zu sagen, daß die Vorübergehenden, durch seine körperliche Schönheit angezogen, stehen geblieben, und, ihm zum Ueberdruß und Ekel, mit Fingern auf ihn gewiesen hätten. Er klagt sich an, Tagelang mit dem Schmuck seiner Haare zugebracht, die Reinlichkeit seiner Kleidung ängstlich besorgt, und sich den Beschwerlichkeiten gewisser Trachten zur größern Zierde seines Aeußeren unterworfen zu haben. Das Gefühl seines Werths, welches durch eine astrologische Prophezeihung noch verstärkt wurde, gab ihm ein Selbstvertrauen, vermöge dessen er sich der größten Ehrenstellen würdig, und fähig hielt, auf Alles Anspruch zu machen. Er versuchte das, was man in der Welt sein Glück machen nennt, und trat

Vorzug, der einem fremden Volke am päbstlichen Hofe widerfuhr, äußerst erbittert. Nach ihrer Beschreibung war dieser ein Zusammenfluß von Abentheurern und Glücksrittern, die aus allen Theilen der Welt dahin strömten, eine völlige Sittenlosigkeit einführten, und durch die niedrigsten Mittel zu den ersten Stellen der Hierarchie hinaufzusteigen trachteten.

Vieles von den früheren Sitten des Petrarka, vieles von seiner nachherigen Stimmung muß aus der Lage derjenigen großen Welt erklärt werden, worin er zuerst auftrat.

Petrarka wußte früh durch seine Leibesgestalt und seine Talente die Aufmerksamkeit des großen Haufens auf sich zu ziehen: er wußte sich Freunde und Gönner zu machen, die er Lebenslang behielt. Petrarka hatte von der Natur einen unbestimmten Trieb nach Hervorragung erhalten. Er war eitel auf seine Figur und auf die Gaben seines Geistes. Noch in seinem Alter gefällt er sich dabey uns mit zweydeutiger Bescheidenheit zu sagen, daß die Vorübergehenden, durch seine körperliche Schönheit angezogen, stehen geblieben, und, ihm zum Ueberdruß und Ekel, mit Fingern auf ihn gewiesen hätten. Er klagt sich an, Tagelang mit dem Schmuck seiner Haare zugebracht, die Reinlichkeit seiner Kleidung ängstlich besorgt, und sich den Beschwerlichkeiten gewisser Trachten zur größern Zierde seines Aeußeren unterworfen zu haben. Das Gefühl seines Werths, welches durch eine astrologische Prophezeihung noch verstärkt wurde, gab ihm ein Selbstvertrauen, vermöge dessen er sich der größten Ehrenstellen würdig, und fähig hielt, auf Alles Anspruch zu machen. Er versuchte das, was man in der Welt sein Glück machen nennt, und trat

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[208/0208] Vorzug, der einem fremden Volke am päbstlichen Hofe widerfuhr, äußerst erbittert. Nach ihrer Beschreibung war dieser ein Zusammenfluß von Abentheurern und Glücksrittern, die aus allen Theilen der Welt dahin strömten, eine völlige Sittenlosigkeit einführten, und durch die niedrigsten Mittel zu den ersten Stellen der Hierarchie hinaufzusteigen trachteten. Vieles von den früheren Sitten des Petrarka, vieles von seiner nachherigen Stimmung muß aus der Lage derjenigen großen Welt erklärt werden, worin er zuerst auftrat. Petrarka wußte früh durch seine Leibesgestalt und seine Talente die Aufmerksamkeit des großen Haufens auf sich zu ziehen: er wußte sich Freunde und Gönner zu machen, die er Lebenslang behielt. Petrarka hatte von der Natur einen unbestimmten Trieb nach Hervorragung erhalten. Er war eitel auf seine Figur und auf die Gaben seines Geistes. Noch in seinem Alter gefällt er sich dabey uns mit zweydeutiger Bescheidenheit zu sagen, daß die Vorübergehenden, durch seine körperliche Schönheit angezogen, stehen geblieben, und, ihm zum Ueberdruß und Ekel, mit Fingern auf ihn gewiesen hätten. Er klagt sich an, Tagelang mit dem Schmuck seiner Haare zugebracht, die Reinlichkeit seiner Kleidung ängstlich besorgt, und sich den Beschwerlichkeiten gewisser Trachten zur größern Zierde seines Aeußeren unterworfen zu haben. Das Gefühl seines Werths, welches durch eine astrologische Prophezeihung noch verstärkt wurde, gab ihm ein Selbstvertrauen, vermöge dessen er sich der größten Ehrenstellen würdig, und fähig hielt, auf Alles Anspruch zu machen. Er versuchte das, was man in der Welt sein Glück machen nennt, und trat

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/208>, abgerufen am 23.11.2024.