Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.hyperbolischen Style ausgedrückt, die uns weiter nicht interessieren können, als in so fern sie über den Geschmack des Zeitalters, worin Petrarka auftrat, einen nähern Aufschluß geben. Der Nahme dieses Dichters ist noch jetzt in Italien die Losung derer, die durch ihren Glauben an den geistigen Genuß der Liebe in ihrem Dienste eine eigene Sekte bilden. Es ist höchst interessant, die Natur seiner Leidenschaft zu Lauren, und die Verhältnisse, unter denen sie sich geformt hat, kennen zu lernen, um daraus seine Begriffe über die veredelte Liebe näher zu entwickeln, und wo möglich zu bestimmen. Petrarka ward im Jahre 1304 zu Arezzo geboren: ein Italiäner mit aller Anhänglichkeit, mit aller Vorliebe für sein Vaterland, die dieser Nation so eigen, und in Rücksicht dessen, was die Natur für dieses Land gethan hat, so gegründet ist. Sein Vater ward aus Florenz vertrieben, und ging mit seinem noch jungen Sohne nach Avignon, dem damahligen Sitze des päbstlichen Hofes. Hier ward er erzogen: hier wählte er den geistlichen Stand, um darin sein Glück zu suchen. Dieser Umstand ist aus mehreren Gründen wichtig. Die mittäglichen Theile von Frankreich waren der Sitz der Galanterie und der Poesie der Troubadours, deren Charakter ich in dem vorigen Buche entwickelt habe. Nichts natürlicher, als daß Petrarka den Geschmack daran mit den Ideen, worauf sie beruhen, früh eingeflößt erhielt. Avignon selbst war allen Italiänern äußerst zuwider. Päbste von französischem Herkommen hatten den heiligen Stuhl aus Rom hieher verlegt, und haßten die Italiäner. Diese hingen mit schwermüthigem Zurücksehnen an ihrem Vaterlande, und waren über den hyperbolischen Style ausgedrückt, die uns weiter nicht interessieren können, als in so fern sie über den Geschmack des Zeitalters, worin Petrarka auftrat, einen nähern Aufschluß geben. Der Nahme dieses Dichters ist noch jetzt in Italien die Losung derer, die durch ihren Glauben an den geistigen Genuß der Liebe in ihrem Dienste eine eigene Sekte bilden. Es ist höchst interessant, die Natur seiner Leidenschaft zu Lauren, und die Verhältnisse, unter denen sie sich geformt hat, kennen zu lernen, um daraus seine Begriffe über die veredelte Liebe näher zu entwickeln, und wo möglich zu bestimmen. Petrarka ward im Jahre 1304 zu Arezzo geboren: ein Italiäner mit aller Anhänglichkeit, mit aller Vorliebe für sein Vaterland, die dieser Nation so eigen, und in Rücksicht dessen, was die Natur für dieses Land gethan hat, so gegründet ist. Sein Vater ward aus Florenz vertrieben, und ging mit seinem noch jungen Sohne nach Avignon, dem damahligen Sitze des päbstlichen Hofes. Hier ward er erzogen: hier wählte er den geistlichen Stand, um darin sein Glück zu suchen. Dieser Umstand ist aus mehreren Gründen wichtig. Die mittäglichen Theile von Frankreich waren der Sitz der Galanterie und der Poesie der Troubadours, deren Charakter ich in dem vorigen Buche entwickelt habe. Nichts natürlicher, als daß Petrarka den Geschmack daran mit den Ideen, worauf sie beruhen, früh eingeflößt erhielt. Avignon selbst war allen Italiänern äußerst zuwider. Päbste von französischem Herkommen hatten den heiligen Stuhl aus Rom hieher verlegt, und haßten die Italiäner. Diese hingen mit schwermüthigem Zurücksehnen an ihrem Vaterlande, und waren über den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0207" n="207"/> hyperbolischen Style ausgedrückt, die uns weiter nicht interessieren können, als in so fern sie über den Geschmack des Zeitalters, worin Petrarka auftrat, einen nähern Aufschluß geben.</p> <p>Der Nahme dieses Dichters ist noch jetzt in Italien die Losung derer, die durch ihren Glauben an den geistigen Genuß der Liebe in ihrem Dienste eine eigene Sekte bilden. Es ist höchst interessant, die Natur seiner Leidenschaft zu Lauren, und die Verhältnisse, unter denen sie sich geformt hat, kennen zu lernen, um daraus seine Begriffe über die veredelte Liebe näher zu entwickeln, und wo möglich zu bestimmen.</p> <p>Petrarka ward im Jahre 1304 zu Arezzo geboren: ein Italiäner mit aller Anhänglichkeit, mit aller Vorliebe für sein Vaterland, die dieser Nation so eigen, und in Rücksicht dessen, was die Natur für dieses Land gethan hat, so gegründet ist. Sein Vater ward aus Florenz vertrieben, und ging mit seinem noch jungen Sohne nach Avignon, dem damahligen Sitze des päbstlichen Hofes. Hier ward er erzogen: hier wählte er den geistlichen Stand, um darin sein Glück zu suchen.</p> <p>Dieser Umstand ist aus mehreren Gründen wichtig. Die mittäglichen Theile von Frankreich waren der Sitz der Galanterie und der Poesie der Troubadours, deren Charakter ich in dem vorigen Buche entwickelt habe. Nichts natürlicher, als daß Petrarka den Geschmack daran mit den Ideen, worauf sie beruhen, früh eingeflößt erhielt. Avignon selbst war allen Italiänern äußerst zuwider. Päbste von französischem Herkommen hatten den heiligen Stuhl aus Rom hieher verlegt, und haßten die Italiäner. Diese hingen mit schwermüthigem Zurücksehnen an ihrem Vaterlande, und waren über den </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0207]
hyperbolischen Style ausgedrückt, die uns weiter nicht interessieren können, als in so fern sie über den Geschmack des Zeitalters, worin Petrarka auftrat, einen nähern Aufschluß geben.
Der Nahme dieses Dichters ist noch jetzt in Italien die Losung derer, die durch ihren Glauben an den geistigen Genuß der Liebe in ihrem Dienste eine eigene Sekte bilden. Es ist höchst interessant, die Natur seiner Leidenschaft zu Lauren, und die Verhältnisse, unter denen sie sich geformt hat, kennen zu lernen, um daraus seine Begriffe über die veredelte Liebe näher zu entwickeln, und wo möglich zu bestimmen.
Petrarka ward im Jahre 1304 zu Arezzo geboren: ein Italiäner mit aller Anhänglichkeit, mit aller Vorliebe für sein Vaterland, die dieser Nation so eigen, und in Rücksicht dessen, was die Natur für dieses Land gethan hat, so gegründet ist. Sein Vater ward aus Florenz vertrieben, und ging mit seinem noch jungen Sohne nach Avignon, dem damahligen Sitze des päbstlichen Hofes. Hier ward er erzogen: hier wählte er den geistlichen Stand, um darin sein Glück zu suchen.
Dieser Umstand ist aus mehreren Gründen wichtig. Die mittäglichen Theile von Frankreich waren der Sitz der Galanterie und der Poesie der Troubadours, deren Charakter ich in dem vorigen Buche entwickelt habe. Nichts natürlicher, als daß Petrarka den Geschmack daran mit den Ideen, worauf sie beruhen, früh eingeflößt erhielt. Avignon selbst war allen Italiänern äußerst zuwider. Päbste von französischem Herkommen hatten den heiligen Stuhl aus Rom hieher verlegt, und haßten die Italiäner. Diese hingen mit schwermüthigem Zurücksehnen an ihrem Vaterlande, und waren über den
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