Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.auszeichneten, so war doch diese bey dem größeren Theile sehr kärglich, und erstreckte sich selbst bey jenen Virtuosinnen selten auf Dinge, die zur Ausfüllung ihrer Bestimmung und zur angenehmerern Unterhaltung in geselligen Zirkeln hätte dienen können. Aber selbst jene dem zärteren Geschlechte öffentlich bewiesene Vergötterung war keinesweges allgemein. Man fand viele Spötter seines Ansehns, selbst unter den höheren Ständen, auf welche sich doch, wie wir schon oft bemerkt haben, die gesellige Kultur beynahe ausschließend beschränkte. Der Zustand der Weiber aus den untern Ständen verschwindet ganz in der Geschichte. Von Franz des Ersten Zeiten an kamen die Damen des Hofes in Frankreich häufiger in Gesellschaft, und unter seinen Nachfolgern, besonders unter der Minorennität Ludwigs des Vierzehnten, in den damahligen bürgerlichen Kriegen, stiegen sie zur höchsten Stufe des Einflusses auf politische Angelegenheiten, die wir in der Geschichte kennen. Ihr Charakter war damahls im Ganzen stolz, intriguant, und nicht selten rauh und grausam; aber ihr Geist besaß eine seltene Bildung. auszeichneten, so war doch diese bey dem größeren Theile sehr kärglich, und erstreckte sich selbst bey jenen Virtuosinnen selten auf Dinge, die zur Ausfüllung ihrer Bestimmung und zur angenehmerern Unterhaltung in geselligen Zirkeln hätte dienen können. Aber selbst jene dem zärteren Geschlechte öffentlich bewiesene Vergötterung war keinesweges allgemein. Man fand viele Spötter seines Ansehns, selbst unter den höheren Ständen, auf welche sich doch, wie wir schon oft bemerkt haben, die gesellige Kultur beynahe ausschließend beschränkte. Der Zustand der Weiber aus den untern Ständen verschwindet ganz in der Geschichte. Von Franz des Ersten Zeiten an kamen die Damen des Hofes in Frankreich häufiger in Gesellschaft, und unter seinen Nachfolgern, besonders unter der Minorennität Ludwigs des Vierzehnten, in den damahligen bürgerlichen Kriegen, stiegen sie zur höchsten Stufe des Einflusses auf politische Angelegenheiten, die wir in der Geschichte kennen. Ihr Charakter war damahls im Ganzen stolz, intriguant, und nicht selten rauh und grausam; aber ihr Geist besaß eine seltene Bildung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0164" n="164"/> auszeichneten, so war doch diese bey dem größeren Theile sehr kärglich, und erstreckte sich selbst bey jenen Virtuosinnen selten auf Dinge, die zur Ausfüllung ihrer Bestimmung und zur angenehmerern Unterhaltung in geselligen Zirkeln hätte dienen können.</p> <p>Aber selbst jene dem zärteren Geschlechte öffentlich bewiesene Vergötterung war keinesweges allgemein. Man fand viele Spötter seines Ansehns, selbst unter den höheren Ständen, auf welche sich doch, wie wir schon oft bemerkt haben, die gesellige Kultur beynahe ausschließend beschränkte. Der Zustand der Weiber aus den untern Ständen verschwindet ganz in der Geschichte.</p> <p>Von Franz des Ersten Zeiten an kamen die Damen des Hofes in Frankreich häufiger in Gesellschaft, und unter seinen Nachfolgern, besonders unter der Minorennität Ludwigs des Vierzehnten, in den damahligen bürgerlichen Kriegen, stiegen sie zur höchsten Stufe des Einflusses auf politische Angelegenheiten, die wir in der Geschichte kennen. Ihr Charakter war damahls im Ganzen stolz, intriguant, und nicht selten rauh und grausam; aber ihr Geist besaß eine seltene Bildung.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0164]
auszeichneten, so war doch diese bey dem größeren Theile sehr kärglich, und erstreckte sich selbst bey jenen Virtuosinnen selten auf Dinge, die zur Ausfüllung ihrer Bestimmung und zur angenehmerern Unterhaltung in geselligen Zirkeln hätte dienen können.
Aber selbst jene dem zärteren Geschlechte öffentlich bewiesene Vergötterung war keinesweges allgemein. Man fand viele Spötter seines Ansehns, selbst unter den höheren Ständen, auf welche sich doch, wie wir schon oft bemerkt haben, die gesellige Kultur beynahe ausschließend beschränkte. Der Zustand der Weiber aus den untern Ständen verschwindet ganz in der Geschichte.
Von Franz des Ersten Zeiten an kamen die Damen des Hofes in Frankreich häufiger in Gesellschaft, und unter seinen Nachfolgern, besonders unter der Minorennität Ludwigs des Vierzehnten, in den damahligen bürgerlichen Kriegen, stiegen sie zur höchsten Stufe des Einflusses auf politische Angelegenheiten, die wir in der Geschichte kennen. Ihr Charakter war damahls im Ganzen stolz, intriguant, und nicht selten rauh und grausam; aber ihr Geist besaß eine seltene Bildung.
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