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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

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Fürsten unterworfen war, und seit 1087 mit England in näherer Verbindung stand. Von den normännischen Abentheurern sind, wie ich glaube, die ersten Ideen von irrender Ritterschaft entlehnt, und die Kultur, welche wir früh im nördlichen Frankreich und in England antreffen, darf ich dem Zusammenfluß der Normänner aus diesen Gegenden mit den Griechen und Saracenen im untern Italien zuschreiben.

Doch ohne hier diese Vermuthungen weiter zu verfolgen und zu vertheidigen, will ich den Geist eines der ältesten Romane von der Tafelrunde in Beziehung auf meinen Zweck zu entwickeln suchen. Ich wähle dazu den Tristan le Lionois 75) und habe davon eine sehr alte Ausgabe vor mir. Der vollständige Titel lautet: Tristan Chevalier de la table ronde, nouvellement imprime a Paris. Sie ist in Quart mit gothischen Lettern, bey Michel le Noir 1520 gedruckt. In der Bibliotheque des Romans par Mr. le C. Gordon de Percel wird

75) Der Graf Tressan behauptet in seinem Corps d'extraits Romans, er sey zwischen 1110 - 1120 lateinisch geschrieben. Le Grand setzt ihn ans Ende des zwölften Jahrhunderts, und behauptet, er sey der erste, der ursprünglich in Prosa geschrieben worden. Ich weiß nicht, worauf sich diese Behauptung gründet. Aber ich halte ihn, nach dem geringern Grade von Ausbildung der Rittergebräuche zu urtheilen, für älter als die übrigen Romane von der Tafelrunde: z. E. Lancelot dü Lac, Perceforest, u. s. w. Aber wohl verstanden, in so fern wir diese in Prosa und weitläuftiger Ausdehnung besitzen. Denn kürzere Gedichte, welche sich mit den Begebenheiten dieser Helden, so wie auch Tristans, beschäftigt haben, sind gewiß schon früher vorhanden gewesen, da unser Roman darauf, als auf etwas Bekanntes, Beziehung nimmt.

Fürsten unterworfen war, und seit 1087 mit England in näherer Verbindung stand. Von den normännischen Abentheurern sind, wie ich glaube, die ersten Ideen von irrender Ritterschaft entlehnt, und die Kultur, welche wir früh im nördlichen Frankreich und in England antreffen, darf ich dem Zusammenfluß der Normänner aus diesen Gegenden mit den Griechen und Saracenen im untern Italien zuschreiben.

Doch ohne hier diese Vermuthungen weiter zu verfolgen und zu vertheidigen, will ich den Geist eines der ältesten Romane von der Tafelrunde in Beziehung auf meinen Zweck zu entwickeln suchen. Ich wähle dazu den Tristan le Lionois 75) und habe davon eine sehr alte Ausgabe vor mir. Der vollständige Titel lautet: Tristan Chevalier de la table ronde, nouvellement imprimé à Paris. Sie ist in Quart mit gothischen Lettern, bey Michel le Noir 1520 gedruckt. In der Bibliotheque des Romans par Mr. le C. Gordon de Percel wird

75) Der Graf Tressan behauptet in seinem Corps d’extraits Romans, er sey zwischen 1110 – 1120 lateinisch geschrieben. Le Grand setzt ihn ans Ende des zwölften Jahrhunderts, und behauptet, er sey der erste, der ursprünglich in Prosa geschrieben worden. Ich weiß nicht, worauf sich diese Behauptung gründet. Aber ich halte ihn, nach dem geringern Grade von Ausbildung der Rittergebräuche zu urtheilen, für älter als die übrigen Romane von der Tafelrunde: z. E. Lancelot dü Lac, Perceforest, u. s. w. Aber wohl verstanden, in so fern wir diese in Prosa und weitläuftiger Ausdehnung besitzen. Denn kürzere Gedichte, welche sich mit den Begebenheiten dieser Helden, so wie auch Tristans, beschäftigt haben, sind gewiß schon früher vorhanden gewesen, da unser Roman darauf, als auf etwas Bekanntes, Beziehung nimmt.
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[133/0133] Fürsten unterworfen war, und seit 1087 mit England in näherer Verbindung stand. Von den normännischen Abentheurern sind, wie ich glaube, die ersten Ideen von irrender Ritterschaft entlehnt, und die Kultur, welche wir früh im nördlichen Frankreich und in England antreffen, darf ich dem Zusammenfluß der Normänner aus diesen Gegenden mit den Griechen und Saracenen im untern Italien zuschreiben. Doch ohne hier diese Vermuthungen weiter zu verfolgen und zu vertheidigen, will ich den Geist eines der ältesten Romane von der Tafelrunde in Beziehung auf meinen Zweck zu entwickeln suchen. Ich wähle dazu den Tristan le Lionois 75) und habe davon eine sehr alte Ausgabe vor mir. Der vollständige Titel lautet: Tristan Chevalier de la table ronde, nouvellement imprimé à Paris. Sie ist in Quart mit gothischen Lettern, bey Michel le Noir 1520 gedruckt. In der Bibliotheque des Romans par Mr. le C. Gordon de Percel wird 75) Der Graf Tressan behauptet in seinem Corps d’extraits Romans, er sey zwischen 1110 – 1120 lateinisch geschrieben. Le Grand setzt ihn ans Ende des zwölften Jahrhunderts, und behauptet, er sey der erste, der ursprünglich in Prosa geschrieben worden. Ich weiß nicht, worauf sich diese Behauptung gründet. Aber ich halte ihn, nach dem geringern Grade von Ausbildung der Rittergebräuche zu urtheilen, für älter als die übrigen Romane von der Tafelrunde: z. E. Lancelot dü Lac, Perceforest, u. s. w. Aber wohl verstanden, in so fern wir diese in Prosa und weitläuftiger Ausdehnung besitzen. Denn kürzere Gedichte, welche sich mit den Begebenheiten dieser Helden, so wie auch Tristans, beschäftigt haben, sind gewiß schon früher vorhanden gewesen, da unser Roman darauf, als auf etwas Bekanntes, Beziehung nimmt.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/133>, abgerufen am 25.11.2024.