Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.Tyane, oder des Apulejus selbst, die beyde aus dem gelesensten der Kirchenväter, dem heiligen Augustin, bekannt waren, gebildet sey. Feen kommen inzwischen beym Gottfried noch nicht vor. Die Ideen von Ritterschaft, von Tournieren, von Galanterie und Courteoisie liegen hier noch im Keime. Irrende Ritter giebt es gar nicht: nur ein Paar Zweykämpfe finden wir, um das Schicksal einer Belagerung von Paris zu entscheiden, und eine geraubte Schöne zu erretten. Bey dem Krönungsfeste des Königs Arthur wird eine große Vorliebe für pomphafte Aufzüge, und ein abgemessenes Ceremoniel gezeigt. Die Verfeinerung der Sitten, und der gute Geschmack in der Kleidung an diesem Hofe werden gelobt. Die Damen begehen ihre festlichen Zusammenkünfte getrennt von den Männern, "und darin, sagt der Verfasser, folgen die Britten bis auf diesen Tag der Sitte der Trojaner. Die Weiber, fährt er fort, waren wegen ihres Verstandes berühmt. Sie hielten keinen Mann ihrer Liebe würdig, der nicht in dreyen Schlachten Beweise seiner Tapferkeit abgelegt hatte. So forderte die Tapferkeit des Mannes das Weib zur Sittigkeit auf, und seine Liebe war für jenen ein Sporn zur Tapferkeit." Nach dem Banquet, erzählt Gottfried weiter, gingen die Männer aufs Feld vor die Stadt hinaus, um sich dort mit einer Nachahmung der Gefechte zu Pferde zu belustigen. Die Damen standen als Zuschauerinnen auf den Wällen, und warfen auf eine unterhaltende Art ihren Anbetern verliebte Blicke zu, um ihren Muth zu entflammen. Der König Arthur theilte die Preise aus. Tyane, oder des Apulejus selbst, die beyde aus dem gelesensten der Kirchenväter, dem heiligen Augustin, bekannt waren, gebildet sey. Feen kommen inzwischen beym Gottfried noch nicht vor. Die Ideen von Ritterschaft, von Tournieren, von Galanterie und Courteoisie liegen hier noch im Keime. Irrende Ritter giebt es gar nicht: nur ein Paar Zweykämpfe finden wir, um das Schicksal einer Belagerung von Paris zu entscheiden, und eine geraubte Schöne zu erretten. Bey dem Krönungsfeste des Königs Arthur wird eine große Vorliebe für pomphafte Aufzüge, und ein abgemessenes Ceremoniel gezeigt. Die Verfeinerung der Sitten, und der gute Geschmack in der Kleidung an diesem Hofe werden gelobt. Die Damen begehen ihre festlichen Zusammenkünfte getrennt von den Männern, „und darin, sagt der Verfasser, folgen die Britten bis auf diesen Tag der Sitte der Trojaner. Die Weiber, fährt er fort, waren wegen ihres Verstandes berühmt. Sie hielten keinen Mann ihrer Liebe würdig, der nicht in dreyen Schlachten Beweise seiner Tapferkeit abgelegt hatte. So forderte die Tapferkeit des Mannes das Weib zur Sittigkeit auf, und seine Liebe war für jenen ein Sporn zur Tapferkeit.“ Nach dem Banquet, erzählt Gottfried weiter, gingen die Männer aufs Feld vor die Stadt hinaus, um sich dort mit einer Nachahmung der Gefechte zu Pferde zu belustigen. Die Damen standen als Zuschauerinnen auf den Wällen, und warfen auf eine unterhaltende Art ihren Anbetern verliebte Blicke zu, um ihren Muth zu entflammen. Der König Arthur theilte die Preise aus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0130" n="130"/> Tyane, oder des Apulejus selbst, die beyde aus dem gelesensten der Kirchenväter, dem heiligen Augustin, bekannt waren, gebildet sey. Feen kommen inzwischen beym Gottfried noch nicht vor.</p> <p>Die Ideen von Ritterschaft, von Tournieren, von Galanterie und Courteoisie liegen hier noch im Keime. Irrende Ritter giebt es gar nicht: nur ein Paar Zweykämpfe finden wir, um das Schicksal einer Belagerung von Paris zu entscheiden, und eine geraubte Schöne zu erretten. Bey dem Krönungsfeste des Königs Arthur wird eine große Vorliebe für pomphafte Aufzüge, und ein abgemessenes Ceremoniel gezeigt. Die Verfeinerung der Sitten, und der gute Geschmack in der Kleidung an diesem Hofe werden gelobt. Die Damen begehen ihre festlichen Zusammenkünfte getrennt von den Männern, „und darin, sagt der Verfasser, folgen die Britten bis auf diesen Tag der Sitte der Trojaner. Die Weiber, fährt er fort, waren wegen ihres Verstandes berühmt. Sie hielten keinen Mann ihrer Liebe würdig, der nicht in dreyen Schlachten Beweise seiner Tapferkeit abgelegt hatte. So forderte die Tapferkeit des Mannes das Weib zur Sittigkeit auf, und seine Liebe war für jenen ein Sporn zur Tapferkeit.“</p> <p>Nach dem Banquet, erzählt Gottfried weiter, gingen die Männer aufs Feld vor die Stadt hinaus, um sich dort mit einer Nachahmung der Gefechte zu Pferde zu belustigen. Die Damen standen als Zuschauerinnen auf den Wällen, und warfen auf eine unterhaltende Art ihren Anbetern <choice><sic>geliebte</sic><corr>verliebte</corr></choice> Blicke zu, um ihren Muth zu entflammen. Der König Arthur theilte die Preise aus.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0130]
Tyane, oder des Apulejus selbst, die beyde aus dem gelesensten der Kirchenväter, dem heiligen Augustin, bekannt waren, gebildet sey. Feen kommen inzwischen beym Gottfried noch nicht vor.
Die Ideen von Ritterschaft, von Tournieren, von Galanterie und Courteoisie liegen hier noch im Keime. Irrende Ritter giebt es gar nicht: nur ein Paar Zweykämpfe finden wir, um das Schicksal einer Belagerung von Paris zu entscheiden, und eine geraubte Schöne zu erretten. Bey dem Krönungsfeste des Königs Arthur wird eine große Vorliebe für pomphafte Aufzüge, und ein abgemessenes Ceremoniel gezeigt. Die Verfeinerung der Sitten, und der gute Geschmack in der Kleidung an diesem Hofe werden gelobt. Die Damen begehen ihre festlichen Zusammenkünfte getrennt von den Männern, „und darin, sagt der Verfasser, folgen die Britten bis auf diesen Tag der Sitte der Trojaner. Die Weiber, fährt er fort, waren wegen ihres Verstandes berühmt. Sie hielten keinen Mann ihrer Liebe würdig, der nicht in dreyen Schlachten Beweise seiner Tapferkeit abgelegt hatte. So forderte die Tapferkeit des Mannes das Weib zur Sittigkeit auf, und seine Liebe war für jenen ein Sporn zur Tapferkeit.“
Nach dem Banquet, erzählt Gottfried weiter, gingen die Männer aufs Feld vor die Stadt hinaus, um sich dort mit einer Nachahmung der Gefechte zu Pferde zu belustigen. Die Damen standen als Zuschauerinnen auf den Wällen, und warfen auf eine unterhaltende Art ihren Anbetern verliebte Blicke zu, um ihren Muth zu entflammen. Der König Arthur theilte die Preise aus.
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