Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.beruhenden Zusammenhangs mit ihnen an die Hand geben. Alles dieß heißt moralisch in der weitläuftigsten aber bereits bestimmten Bedeutung, worin es sich von dem Patriotischen (gut Bürgerlichen,) Anständigen, (gut Geselligen,) Klugen, (weise Genießenden,) im Betragen des Menschen gegen sich selbst und andere unterscheidet. In einer engeren Bedeutung aber heißt moralisch, was der Moral gemäß ist. Moral aber ist der Inbegriff der Vorschriften, welche aus der Anwendung der Gesetze des Verstandes und der Vernunft, (Wahrheit und Zweckmäßigkeit,) auf die Verhältnisse des Menschen zum Reiche vernünftiger Wesen, als solcher fließen. Also heißt hier moralisch, was in dem Verhalten des Menschen gegen sein eigenes höheres Wesen, gegen dieß Wesen in andern Menschen, und gegen Gott, den Gesetzen des Verstandes und der Vernunft gemäß, oder mit andern Worten, wahr, (d. h. übereinstimmend mit sich selbst) und zweckmäßig ist, (d. h. zusammenstimmend mit allen übrigen Verhältnissen, worin das vernünftige Wesen im Menschen hiernieden gesetzt ist.) Das Moralische in diesem Sinne ist oft sehr verschieden von dem Moralischen in dem zuerst angegebenen. In einem Romane des Johannes Damascenus steigt der junge König Josaphat vom Throne, um sich in einer ägyptischen Einöde der Beschauung des höchsten Wesens zu widmen. Unstreitig war dieß eine moralische Handlung in der weitläuftigsten Bedeutung. Er bestimmte seinen Willen nach Rücksichten auf seine Verhältnisse zu dem Reiche vernünftiger Wesen. Aber seine Handlung beruhenden Zusammenhangs mit ihnen an die Hand geben. Alles dieß heißt moralisch in der weitläuftigsten aber bereits bestimmten Bedeutung, worin es sich von dem Patriotischen (gut Bürgerlichen,) Anständigen, (gut Geselligen,) Klugen, (weise Genießenden,) im Betragen des Menschen gegen sich selbst und andere unterscheidet. In einer engeren Bedeutung aber heißt moralisch, was der Moral gemäß ist. Moral aber ist der Inbegriff der Vorschriften, welche aus der Anwendung der Gesetze des Verstandes und der Vernunft, (Wahrheit und Zweckmäßigkeit,) auf die Verhältnisse des Menschen zum Reiche vernünftiger Wesen, als solcher fließen. Also heißt hier moralisch, was in dem Verhalten des Menschen gegen sein eigenes höheres Wesen, gegen dieß Wesen in andern Menschen, und gegen Gott, den Gesetzen des Verstandes und der Vernunft gemäß, oder mit andern Worten, wahr, (d. h. übereinstimmend mit sich selbst) und zweckmäßig ist, (d. h. zusammenstimmend mit allen übrigen Verhältnissen, worin das vernünftige Wesen im Menschen hiernieden gesetzt ist.) Das Moralische in diesem Sinne ist oft sehr verschieden von dem Moralischen in dem zuerst angegebenen. In einem Romane des Johannes Damascenus steigt der junge König Josaphat vom Throne, um sich in einer ägyptischen Einöde der Beschauung des höchsten Wesens zu widmen. Unstreitig war dieß eine moralische Handlung in der weitläuftigsten Bedeutung. Er bestimmte seinen Willen nach Rücksichten auf seine Verhältnisse zu dem Reiche vernünftiger Wesen. Aber seine Handlung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0068" n="68"/> beruhenden Zusammenhangs mit ihnen an die Hand geben.</p> <p>Alles dieß heißt <hi rendition="#g">moralisch</hi> in der weitläuftigsten aber bereits bestimmten Bedeutung, worin es sich von dem Patriotischen (gut Bürgerlichen,) Anständigen, (gut Geselligen,) Klugen, (weise Genießenden,) im Betragen des Menschen gegen sich selbst und andere unterscheidet.</p> <p>In einer engeren Bedeutung aber heißt <hi rendition="#g">moralisch</hi>, was der <hi rendition="#g">Moral</hi> gemäß ist. Moral aber ist der Inbegriff der Vorschriften, welche aus der Anwendung der Gesetze des Verstandes und der Vernunft, (Wahrheit und Zweckmäßigkeit,) auf die Verhältnisse des Menschen zum Reiche vernünftiger Wesen, als solcher fließen. Also heißt hier <hi rendition="#g">moralisch</hi>, was in dem Verhalten des Menschen gegen sein eigenes höheres Wesen, gegen dieß Wesen in andern Menschen, und gegen Gott, den Gesetzen des Verstandes und der Vernunft gemäß, oder mit andern Worten, wahr, (d. h. übereinstimmend mit sich selbst) und zweckmäßig ist, (d. h. zusammenstimmend mit allen übrigen Verhältnissen, worin das vernünftige Wesen im Menschen hiernieden gesetzt ist.)</p> <p>Das Moralische in diesem Sinne ist oft sehr verschieden von dem Moralischen in dem zuerst angegebenen. In einem Romane des Johannes Damascenus steigt der junge König Josaphat vom Throne, um sich in einer ägyptischen Einöde der Beschauung des höchsten Wesens zu widmen. Unstreitig war dieß eine moralische Handlung in der weitläuftigsten Bedeutung. Er bestimmte seinen Willen nach Rücksichten auf seine Verhältnisse zu dem Reiche vernünftiger Wesen. Aber seine Handlung </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0068]
beruhenden Zusammenhangs mit ihnen an die Hand geben.
Alles dieß heißt moralisch in der weitläuftigsten aber bereits bestimmten Bedeutung, worin es sich von dem Patriotischen (gut Bürgerlichen,) Anständigen, (gut Geselligen,) Klugen, (weise Genießenden,) im Betragen des Menschen gegen sich selbst und andere unterscheidet.
In einer engeren Bedeutung aber heißt moralisch, was der Moral gemäß ist. Moral aber ist der Inbegriff der Vorschriften, welche aus der Anwendung der Gesetze des Verstandes und der Vernunft, (Wahrheit und Zweckmäßigkeit,) auf die Verhältnisse des Menschen zum Reiche vernünftiger Wesen, als solcher fließen. Also heißt hier moralisch, was in dem Verhalten des Menschen gegen sein eigenes höheres Wesen, gegen dieß Wesen in andern Menschen, und gegen Gott, den Gesetzen des Verstandes und der Vernunft gemäß, oder mit andern Worten, wahr, (d. h. übereinstimmend mit sich selbst) und zweckmäßig ist, (d. h. zusammenstimmend mit allen übrigen Verhältnissen, worin das vernünftige Wesen im Menschen hiernieden gesetzt ist.)
Das Moralische in diesem Sinne ist oft sehr verschieden von dem Moralischen in dem zuerst angegebenen. In einem Romane des Johannes Damascenus steigt der junge König Josaphat vom Throne, um sich in einer ägyptischen Einöde der Beschauung des höchsten Wesens zu widmen. Unstreitig war dieß eine moralische Handlung in der weitläuftigsten Bedeutung. Er bestimmte seinen Willen nach Rücksichten auf seine Verhältnisse zu dem Reiche vernünftiger Wesen. Aber seine Handlung
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