Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

so viele Nahrung giebt. Er fürchtet nicht so wohl die Vorstellung eines gefallenen Wesens, das allen Anspruch auf Wiedererlangung der Achtung verloren hat; er fürchtet die Vorstellung eines Wesens, das sich durch seine Schuld in der steten Lage erhält, an die Möglichkeit und Leichtigkeit seiner Niederlage glauben zu müssen. - Dreymahl glücklich aber wirst du seyn, wenn du mit einem Weibe verbunden bist, das von Eltern geboren, in einem Hause auferzogen ist, die sich durch Sittlichkeit und Anstand auszeichneten; das nie durch ein unbehutsames Betragen den Schmähungen der Welt einigen Grund geliehen hat; das selbst, bevor es dir sein Herz geschenkt hat, dich lange prüfte, und sich nicht aus Schwäche, oder auf eine undelicate Art hingab; das während der Verbindung mit dir Gleichgültigkeit gegen die Versuchungen der Eitelkeit, Offenheit, Unbefangenheit, Festigkeit in seinem Betragen zeigte, und selbst in den Augenblicken, worin die Sinne ihre höchste Gewalt äußern, diese durch Schamhaftigkeit zu zügeln weiß! O wenn du so verbunden bist, wie leicht wird es dir werden, dich mit ganzem Vertrauen hinzugeben, und wenn dir ja noch Besorgnisse übrig bleiben, die von dem Streben nach zärtlicher Vereinigung unzertrennlich sind, sie durch Vernunft und Liebe zu besiegen!

Was ich hier von der Wahl des Weibes gesagt habe, an dessen Hand ich meinem Geschlechte Ruhe und Glück verspreche, das gilt, bis auf wenige Einschränkungen noch, auch von der Wahl, die das Weib zu treffen hat. Zärteres Geschlecht, kannst du von dem stärkeren gleich nicht jungfräuliche Reinheit erwarten, so hüte dich wenigstens vor Männern, die in

so viele Nahrung giebt. Er fürchtet nicht so wohl die Vorstellung eines gefallenen Wesens, das allen Anspruch auf Wiedererlangung der Achtung verloren hat; er fürchtet die Vorstellung eines Wesens, das sich durch seine Schuld in der steten Lage erhält, an die Möglichkeit und Leichtigkeit seiner Niederlage glauben zu müssen. – Dreymahl glücklich aber wirst du seyn, wenn du mit einem Weibe verbunden bist, das von Eltern geboren, in einem Hause auferzogen ist, die sich durch Sittlichkeit und Anstand auszeichneten; das nie durch ein unbehutsames Betragen den Schmähungen der Welt einigen Grund geliehen hat; das selbst, bevor es dir sein Herz geschenkt hat, dich lange prüfte, und sich nicht aus Schwäche, oder auf eine undelicate Art hingab; das während der Verbindung mit dir Gleichgültigkeit gegen die Versuchungen der Eitelkeit, Offenheit, Unbefangenheit, Festigkeit in seinem Betragen zeigte, und selbst in den Augenblicken, worin die Sinne ihre höchste Gewalt äußern, diese durch Schamhaftigkeit zu zügeln weiß! O wenn du so verbunden bist, wie leicht wird es dir werden, dich mit ganzem Vertrauen hinzugeben, und wenn dir ja noch Besorgnisse übrig bleiben, die von dem Streben nach zärtlicher Vereinigung unzertrennlich sind, sie durch Vernunft und Liebe zu besiegen!

Was ich hier von der Wahl des Weibes gesagt habe, an dessen Hand ich meinem Geschlechte Ruhe und Glück verspreche, das gilt, bis auf wenige Einschränkungen noch, auch von der Wahl, die das Weib zu treffen hat. Zärteres Geschlecht, kannst du von dem stärkeren gleich nicht jungfräuliche Reinheit erwarten, so hüte dich wenigstens vor Männern, die in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0385" n="385"/>
so viele Nahrung giebt. Er fürchtet nicht so wohl die Vorstellung eines gefallenen Wesens, das allen Anspruch auf Wiedererlangung der Achtung verloren hat; er fürchtet die Vorstellung eines Wesens, das sich durch seine Schuld in der steten Lage erhält, an die Möglichkeit und Leichtigkeit seiner Niederlage glauben zu müssen. &#x2013; Dreymahl glücklich aber wirst du seyn, wenn du mit einem Weibe verbunden bist, das von Eltern geboren, in einem Hause auferzogen ist, die sich durch Sittlichkeit und Anstand auszeichneten; das nie durch ein unbehutsames Betragen den Schmähungen der Welt einigen Grund geliehen hat; das selbst, bevor es dir sein Herz geschenkt hat, dich lange prüfte, und sich nicht aus Schwäche, oder auf eine undelicate Art hingab; das während der Verbindung mit dir Gleichgültigkeit gegen die Versuchungen der Eitelkeit, Offenheit, Unbefangenheit, Festigkeit in seinem Betragen zeigte, und selbst in den Augenblicken, worin die Sinne ihre höchste Gewalt äußern, diese durch Schamhaftigkeit zu zügeln weiß! O wenn du so verbunden bist, wie leicht wird es dir werden, dich mit ganzem Vertrauen hinzugeben, und wenn dir ja noch Besorgnisse übrig bleiben, die von dem Streben nach zärtlicher Vereinigung unzertrennlich sind, sie durch Vernunft und Liebe zu besiegen!</p>
          <p>Was ich hier von der Wahl des Weibes gesagt habe, an dessen Hand ich meinem Geschlechte Ruhe und Glück verspreche, das gilt, bis auf wenige Einschränkungen noch, auch von der Wahl, die das Weib zu treffen hat. Zärteres Geschlecht, kannst du von dem stärkeren gleich nicht jungfräuliche Reinheit erwarten, so hüte dich wenigstens vor Männern, die in
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[385/0385] so viele Nahrung giebt. Er fürchtet nicht so wohl die Vorstellung eines gefallenen Wesens, das allen Anspruch auf Wiedererlangung der Achtung verloren hat; er fürchtet die Vorstellung eines Wesens, das sich durch seine Schuld in der steten Lage erhält, an die Möglichkeit und Leichtigkeit seiner Niederlage glauben zu müssen. – Dreymahl glücklich aber wirst du seyn, wenn du mit einem Weibe verbunden bist, das von Eltern geboren, in einem Hause auferzogen ist, die sich durch Sittlichkeit und Anstand auszeichneten; das nie durch ein unbehutsames Betragen den Schmähungen der Welt einigen Grund geliehen hat; das selbst, bevor es dir sein Herz geschenkt hat, dich lange prüfte, und sich nicht aus Schwäche, oder auf eine undelicate Art hingab; das während der Verbindung mit dir Gleichgültigkeit gegen die Versuchungen der Eitelkeit, Offenheit, Unbefangenheit, Festigkeit in seinem Betragen zeigte, und selbst in den Augenblicken, worin die Sinne ihre höchste Gewalt äußern, diese durch Schamhaftigkeit zu zügeln weiß! O wenn du so verbunden bist, wie leicht wird es dir werden, dich mit ganzem Vertrauen hinzugeben, und wenn dir ja noch Besorgnisse übrig bleiben, die von dem Streben nach zärtlicher Vereinigung unzertrennlich sind, sie durch Vernunft und Liebe zu besiegen! Was ich hier von der Wahl des Weibes gesagt habe, an dessen Hand ich meinem Geschlechte Ruhe und Glück verspreche, das gilt, bis auf wenige Einschränkungen noch, auch von der Wahl, die das Weib zu treffen hat. Zärteres Geschlecht, kannst du von dem stärkeren gleich nicht jungfräuliche Reinheit erwarten, so hüte dich wenigstens vor Männern, die in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/385
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/385>, abgerufen am 22.11.2024.