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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

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gleich der Ausspruch der Geliebten sie verdammt; überzeugt, daß sie zu stolz sey, um ihren Vorzug auf Herabwürdigung ihrer Gespielinnen zu gründen. Sie sorgt endlich zu sehr für das Glück der Geliebten, als daß sie das ihrige auf Kosten des Genusses erkaufen sollte, den Freundschaft und häusliche Einigkeit dem angebeteten Gegenstande gewähren.

Aber gütig, herablassend, höflich wird der edel Liebende gegen die Dienstbothen der Geliebten allerdings erscheinen. Dieß sind Folgen seiner Denkungsart überhaupt, und es ist natürlich, daß diejenigen, welche die Geliebte zunächst umringen, sie besonders erfahren. Behutsam in seinem Urtheile über Menschenwerth wird er seyn, wo es von dem der Geliebten abweicht, und schonend und bescheiden in seinem Widerspruche. Er wird sein Ohr gern gerechten Klagen über unglückliche Verhältnisse engerer Verbindungen leihen, und Vertrauen verdienen, ohne Anvertrauung zu erpressen.

Durch Geschenke, welche die Habsucht und die Eitelkeit befriedigen, wird die Gunst gewöhnlicher Weiber gewonnen. Aber die edle Geliebte verschmäht jedes Geschenk, das nicht seinen Werth durch das Herz erhält das es darbiethet, und je unzweydeutiger dieser Werth und ihre Uneigennützigkeit bey der Annahme erscheint, um desto kostbarer wird die Gabe.

Wem ist die Geschichte des edeln Friedrichs nicht bekannt, die uns Bocaz aufbewahret hat! Er hatte sein ganzes Vermögen aufgewandt, um das Herz einer schönen Wittwe durch prächtige Feste und schimmernde Huldigungen zu gewinnen. Umsonst! Sie wollte fernerhin nur zärtern Empfindungen als Mutter Raum geben, sie wollte für ihren einzigen Sohn leben. Nichts blieb dem verarmten

gleich der Ausspruch der Geliebten sie verdammt; überzeugt, daß sie zu stolz sey, um ihren Vorzug auf Herabwürdigung ihrer Gespielinnen zu gründen. Sie sorgt endlich zu sehr für das Glück der Geliebten, als daß sie das ihrige auf Kosten des Genusses erkaufen sollte, den Freundschaft und häusliche Einigkeit dem angebeteten Gegenstande gewähren.

Aber gütig, herablassend, höflich wird der edel Liebende gegen die Dienstbothen der Geliebten allerdings erscheinen. Dieß sind Folgen seiner Denkungsart überhaupt, und es ist natürlich, daß diejenigen, welche die Geliebte zunächst umringen, sie besonders erfahren. Behutsam in seinem Urtheile über Menschenwerth wird er seyn, wo es von dem der Geliebten abweicht, und schonend und bescheiden in seinem Widerspruche. Er wird sein Ohr gern gerechten Klagen über unglückliche Verhältnisse engerer Verbindungen leihen, und Vertrauen verdienen, ohne Anvertrauung zu erpressen.

Durch Geschenke, welche die Habsucht und die Eitelkeit befriedigen, wird die Gunst gewöhnlicher Weiber gewonnen. Aber die edle Geliebte verschmäht jedes Geschenk, das nicht seinen Werth durch das Herz erhält das es darbiethet, und je unzweydeutiger dieser Werth und ihre Uneigennützigkeit bey der Annahme erscheint, um desto kostbarer wird die Gabe.

Wem ist die Geschichte des edeln Friedrichs nicht bekannt, die uns Bocaz aufbewahret hat! Er hatte sein ganzes Vermögen aufgewandt, um das Herz einer schönen Wittwe durch prächtige Feste und schimmernde Huldigungen zu gewinnen. Umsonst! Sie wollte fernerhin nur zärtern Empfindungen als Mutter Raum geben, sie wollte für ihren einzigen Sohn leben. Nichts blieb dem verarmten

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[252/0252] gleich der Ausspruch der Geliebten sie verdammt; überzeugt, daß sie zu stolz sey, um ihren Vorzug auf Herabwürdigung ihrer Gespielinnen zu gründen. Sie sorgt endlich zu sehr für das Glück der Geliebten, als daß sie das ihrige auf Kosten des Genusses erkaufen sollte, den Freundschaft und häusliche Einigkeit dem angebeteten Gegenstande gewähren. Aber gütig, herablassend, höflich wird der edel Liebende gegen die Dienstbothen der Geliebten allerdings erscheinen. Dieß sind Folgen seiner Denkungsart überhaupt, und es ist natürlich, daß diejenigen, welche die Geliebte zunächst umringen, sie besonders erfahren. Behutsam in seinem Urtheile über Menschenwerth wird er seyn, wo es von dem der Geliebten abweicht, und schonend und bescheiden in seinem Widerspruche. Er wird sein Ohr gern gerechten Klagen über unglückliche Verhältnisse engerer Verbindungen leihen, und Vertrauen verdienen, ohne Anvertrauung zu erpressen. Durch Geschenke, welche die Habsucht und die Eitelkeit befriedigen, wird die Gunst gewöhnlicher Weiber gewonnen. Aber die edle Geliebte verschmäht jedes Geschenk, das nicht seinen Werth durch das Herz erhält das es darbiethet, und je unzweydeutiger dieser Werth und ihre Uneigennützigkeit bey der Annahme erscheint, um desto kostbarer wird die Gabe. Wem ist die Geschichte des edeln Friedrichs nicht bekannt, die uns Bocaz aufbewahret hat! Er hatte sein ganzes Vermögen aufgewandt, um das Herz einer schönen Wittwe durch prächtige Feste und schimmernde Huldigungen zu gewinnen. Umsonst! Sie wollte fernerhin nur zärtern Empfindungen als Mutter Raum geben, sie wollte für ihren einzigen Sohn leben. Nichts blieb dem verarmten

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/252>, abgerufen am 22.11.2024.