Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.Siebentes Kapitel. Veredlung und Verschönerung der Urbanität des Mannes in seinem Betragen gegen das Frauenzimmer. Das zärtere Geschlecht hat besonders Ursache, Werth auf die Urbanität des unsrigen zu setzen. Seine Schamhaftigkeit, seine Schüchternheit, seine Zartheiten jeder Art, verlangen, daß der Mann den Ausbruch seiner Leidenschaften bey zufälligen Zusammenkünften doppelt bewache, und für den Werth des Menschen und der Person im Weibe eine Achtung in seinem Aeußeren bezeuge, die der rohe Haufe so sehr geneigt ist, ihm um seiner Schwäche willen zu entziehen. Darum ist von jeher Urbanität im Betragen gegen das Frauenzimmer als ein Hauptstück in den Lehren dieser Kunst betrachtet worden; darum hat es Zeiten gegeben, worin man Courteoisie, Höflichkeit überhaupt, mit Galanterie, Höflichkeit gegen das Frauenzimmer, für eins gehalten, und letzterer sogar den Anstrich von Zärtlichkeit und Leidenschaft gegeben hat. Nur Thoren, nur steife oder ungezogene Pedanten können dem weiblichen Geschlechte Vorwürfe darüber machen, daß artige Manieren an dem unsrigen ein vorzügliches Anrecht darauf haben, ihm zu gefallen; daß oft der innere Werth des Mannes darnach angeschlagen wird. Wo sehen unsere wohlerzogenen Mädchen den Mann anders als in größeren geselligen Zusammenkünften, und wie läßt sich da eine so enge Bekanntschaft knüpfen, um über jenen innern Werth des Mannes nach zuverlässigern Gründen zu entscheiden, als diejenigen sind, welche seine Art, sich darzustellen, an die Hand giebt? Siebentes Kapitel. Veredlung und Verschönerung der Urbanität des Mannes in seinem Betragen gegen das Frauenzimmer. Das zärtere Geschlecht hat besonders Ursache, Werth auf die Urbanität des unsrigen zu setzen. Seine Schamhaftigkeit, seine Schüchternheit, seine Zartheiten jeder Art, verlangen, daß der Mann den Ausbruch seiner Leidenschaften bey zufälligen Zusammenkünften doppelt bewache, und für den Werth des Menschen und der Person im Weibe eine Achtung in seinem Aeußeren bezeuge, die der rohe Haufe so sehr geneigt ist, ihm um seiner Schwäche willen zu entziehen. Darum ist von jeher Urbanität im Betragen gegen das Frauenzimmer als ein Hauptstück in den Lehren dieser Kunst betrachtet worden; darum hat es Zeiten gegeben, worin man Courteoisie, Höflichkeit überhaupt, mit Galanterie, Höflichkeit gegen das Frauenzimmer, für eins gehalten, und letzterer sogar den Anstrich von Zärtlichkeit und Leidenschaft gegeben hat. Nur Thoren, nur steife oder ungezogene Pedanten können dem weiblichen Geschlechte Vorwürfe darüber machen, daß artige Manieren an dem unsrigen ein vorzügliches Anrecht darauf haben, ihm zu gefallen; daß oft der innere Werth des Mannes darnach angeschlagen wird. Wo sehen unsere wohlerzogenen Mädchen den Mann anders als in größeren geselligen Zusammenkünften, und wie läßt sich da eine so enge Bekanntschaft knüpfen, um über jenen innern Werth des Mannes nach zuverlässigern Gründen zu entscheiden, als diejenigen sind, welche seine Art, sich darzustellen, an die Hand giebt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0227" n="227"/> <div n="2"> <head>Siebentes Kapitel.<lb/></head> <argument> <p>Veredlung und Verschönerung der Urbanität des Mannes in seinem Betragen gegen das Frauenzimmer.<lb/></p> </argument> <p>Das zärtere Geschlecht hat besonders Ursache, Werth auf die Urbanität des unsrigen zu setzen. Seine Schamhaftigkeit, seine Schüchternheit, seine Zartheiten jeder Art, verlangen, daß der Mann den Ausbruch seiner Leidenschaften bey zufälligen Zusammenkünften doppelt bewache, und für den Werth des Menschen und der Person im Weibe eine Achtung in seinem Aeußeren bezeuge, die der rohe Haufe so sehr geneigt ist, ihm um seiner Schwäche willen zu entziehen. Darum ist von jeher Urbanität im Betragen gegen das Frauenzimmer als ein Hauptstück in den Lehren dieser Kunst betrachtet worden; darum hat es Zeiten gegeben, worin man Courteoisie, Höflichkeit überhaupt, mit Galanterie, Höflichkeit gegen das Frauenzimmer, für eins gehalten, und letzterer sogar den Anstrich von Zärtlichkeit und Leidenschaft gegeben hat.</p> <p>Nur Thoren, nur steife oder ungezogene Pedanten können dem weiblichen Geschlechte Vorwürfe darüber machen, daß artige Manieren an dem unsrigen ein vorzügliches Anrecht darauf haben, ihm zu gefallen; daß oft der innere Werth des Mannes darnach angeschlagen wird. Wo sehen unsere wohlerzogenen Mädchen den Mann anders als in größeren geselligen Zusammenkünften, und wie läßt sich da eine so enge Bekanntschaft knüpfen, um über jenen innern Werth des Mannes nach zuverlässigern Gründen zu entscheiden, als diejenigen sind, welche seine Art, sich darzustellen, an die Hand giebt?</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [227/0227]
Siebentes Kapitel.
Veredlung und Verschönerung der Urbanität des Mannes in seinem Betragen gegen das Frauenzimmer.
Das zärtere Geschlecht hat besonders Ursache, Werth auf die Urbanität des unsrigen zu setzen. Seine Schamhaftigkeit, seine Schüchternheit, seine Zartheiten jeder Art, verlangen, daß der Mann den Ausbruch seiner Leidenschaften bey zufälligen Zusammenkünften doppelt bewache, und für den Werth des Menschen und der Person im Weibe eine Achtung in seinem Aeußeren bezeuge, die der rohe Haufe so sehr geneigt ist, ihm um seiner Schwäche willen zu entziehen. Darum ist von jeher Urbanität im Betragen gegen das Frauenzimmer als ein Hauptstück in den Lehren dieser Kunst betrachtet worden; darum hat es Zeiten gegeben, worin man Courteoisie, Höflichkeit überhaupt, mit Galanterie, Höflichkeit gegen das Frauenzimmer, für eins gehalten, und letzterer sogar den Anstrich von Zärtlichkeit und Leidenschaft gegeben hat.
Nur Thoren, nur steife oder ungezogene Pedanten können dem weiblichen Geschlechte Vorwürfe darüber machen, daß artige Manieren an dem unsrigen ein vorzügliches Anrecht darauf haben, ihm zu gefallen; daß oft der innere Werth des Mannes darnach angeschlagen wird. Wo sehen unsere wohlerzogenen Mädchen den Mann anders als in größeren geselligen Zusammenkünften, und wie läßt sich da eine so enge Bekanntschaft knüpfen, um über jenen innern Werth des Mannes nach zuverlässigern Gründen zu entscheiden, als diejenigen sind, welche seine Art, sich darzustellen, an die Hand giebt?
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