Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.Stadt und Hof, sondern, so weit es die Bedürfnisse der größeren Gesellschaft an allen Orten erfordern, in die ganze Welt zu schicken. In so fern gehört die Urbanität den Künsten des Nutzens an. Aber sie kann auch zu den edlen und schönen Fertigkeiten oder Künsten gehören, in so fern sie nicht so wohl der Selbstheit und der Sympathie, als vielmehr dem Beschauungshange durch Bilder des Edeln, und durch schöne Formen Wonne zuführen soll. Auch hierüber haben die guten Sitten gemeiniglich etwas festgesetzt, und die Regeln der schönen Urbanität, die durch Convention sanktioniert sind, heißen der feine Ton, feine Manieren, oder Ton der großen Welt. Aber wenn der urbane Mensch sich wirklich als eine Vollkommenheit darstellen soll, so ist es nicht genug, daß er sich nach jenen Vorschriften des feinen Tons richte, der oft nichts weniger als übereinstimmend mit den Gesetzen des Verstandes und der Vernunft ist. Er muß sein urbanes Wesen zu einem harmonischen Ganzen fertigen, das seinem innern Gehalt nach ästhetisch edel, seiner äußern Form nach ästhetisch schön in jeder Rücksicht erscheint. Laßt uns also in der Urbanität die Kunst des Nutzens von der edeln und schönen Kunst wohl unterscheiden, und in jener nützlichen Fertigkeit die drey Stufen festsetzen: localen Ton, guten Ton, und Welt zu besitzen; in dieser schönen aber die beyden: feinen Ton zu haben, oder gar als ein urbanes Wesen zu erscheinen, welches das Bild absoluter Vollkommenheit erwecken kann. Es ist wohl der Mühe werth, daß ich diese Sätze durch Beyspiele klar mache. Stadt und Hof, sondern, so weit es die Bedürfnisse der größeren Gesellschaft an allen Orten erfordern, in die ganze Welt zu schicken. In so fern gehört die Urbanität den Künsten des Nutzens an. Aber sie kann auch zu den edlen und schönen Fertigkeiten oder Künsten gehören, in so fern sie nicht so wohl der Selbstheit und der Sympathie, als vielmehr dem Beschauungshange durch Bilder des Edeln, und durch schöne Formen Wonne zuführen soll. Auch hierüber haben die guten Sitten gemeiniglich etwas festgesetzt, und die Regeln der schönen Urbanität, die durch Convention sanktioniert sind, heißen der feine Ton, feine Manieren, oder Ton der großen Welt. Aber wenn der urbane Mensch sich wirklich als eine Vollkommenheit darstellen soll, so ist es nicht genug, daß er sich nach jenen Vorschriften des feinen Tons richte, der oft nichts weniger als übereinstimmend mit den Gesetzen des Verstandes und der Vernunft ist. Er muß sein urbanes Wesen zu einem harmonischen Ganzen fertigen, das seinem innern Gehalt nach ästhetisch edel, seiner äußern Form nach ästhetisch schön in jeder Rücksicht erscheint. Laßt uns also in der Urbanität die Kunst des Nutzens von der edeln und schönen Kunst wohl unterscheiden, und in jener nützlichen Fertigkeit die drey Stufen festsetzen: localen Ton, guten Ton, und Welt zu besitzen; in dieser schönen aber die beyden: feinen Ton zu haben, oder gar als ein urbanes Wesen zu erscheinen, welches das Bild absoluter Vollkommenheit erwecken kann. Es ist wohl der Mühe werth, daß ich diese Sätze durch Beyspiele klar mache. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0218" n="218"/> Stadt und Hof, sondern, so weit es die Bedürfnisse der größeren Gesellschaft an allen Orten erfordern, in die ganze Welt zu schicken.</p> <p>In so fern gehört die Urbanität den Künsten des Nutzens an. 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Laßt uns also in der Urbanität die Kunst des Nutzens von der edeln und schönen Kunst wohl unterscheiden, und in jener nützlichen Fertigkeit die drey Stufen festsetzen: localen Ton, guten Ton, und Welt zu besitzen; in dieser schönen aber die beyden: feinen Ton zu haben, oder gar als ein urbanes Wesen zu erscheinen, welches das Bild absoluter Vollkommenheit erwecken kann.</p> <p>Es ist wohl der Mühe werth, daß ich diese Sätze durch Beyspiele klar mache.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0218]
Stadt und Hof, sondern, so weit es die Bedürfnisse der größeren Gesellschaft an allen Orten erfordern, in die ganze Welt zu schicken.
In so fern gehört die Urbanität den Künsten des Nutzens an. Aber sie kann auch zu den edlen und schönen Fertigkeiten oder Künsten gehören, in so fern sie nicht so wohl der Selbstheit und der Sympathie, als vielmehr dem Beschauungshange durch Bilder des Edeln, und durch schöne Formen Wonne zuführen soll. Auch hierüber haben die guten Sitten gemeiniglich etwas festgesetzt, und die Regeln der schönen Urbanität, die durch Convention sanktioniert sind, heißen der feine Ton, feine Manieren, oder Ton der großen Welt.
Aber wenn der urbane Mensch sich wirklich als eine Vollkommenheit darstellen soll, so ist es nicht genug, daß er sich nach jenen Vorschriften des feinen Tons richte, der oft nichts weniger als übereinstimmend mit den Gesetzen des Verstandes und der Vernunft ist. Er muß sein urbanes Wesen zu einem harmonischen Ganzen fertigen, das seinem innern Gehalt nach ästhetisch edel, seiner äußern Form nach ästhetisch schön in jeder Rücksicht erscheint. Laßt uns also in der Urbanität die Kunst des Nutzens von der edeln und schönen Kunst wohl unterscheiden, und in jener nützlichen Fertigkeit die drey Stufen festsetzen: localen Ton, guten Ton, und Welt zu besitzen; in dieser schönen aber die beyden: feinen Ton zu haben, oder gar als ein urbanes Wesen zu erscheinen, welches das Bild absoluter Vollkommenheit erwecken kann.
Es ist wohl der Mühe werth, daß ich diese Sätze durch Beyspiele klar mache.
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