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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

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unnennbare Trieb nach. Zuweilen kommt unser Körper unmittelbar in diesen Aufruhr, zuweilen mittelst des Aufruhrs, worin sich die Seele auf ähnliche Art befindet. Und diese Wirkung kann der Mann auf den Mann, das Weib auf das Weib machen, wenn anders ihre Körper, oder auch nur ihre Seelen, in jenem Wohlverhältnisse von ihnen gefühlt werden, besonders wenn leidenschaftliches Streben nach Vereinigung, und häufiger Umgang hinzutreten.

Hierüber habe ich unzählige Bemerkungen, in früheren und späteren Jahren, unter heißeren und kälteren Himmelsstrichen, in Ländern von reineren und verderbteren Sitten, gemacht. Allerwärts die nehmliche Erscheinung! Besonders aber stützt sich meine Ueberzeugung auf einen Vorfall, für dessen Wahrheit ich mit der Ueberzeugung eigener Erfahrung bürgen kann.

Zwey Männer, in den Jahren erwachender Kräfte, trafen auf einer der berühmtesten Academien Deutschlands, auf einer Laufbahn der Vollkommenheit zusammen. Beyde waren frey von gröberen Ausschweifungen, und der eine ganz gewiß, der andere höchstwahrscheinlich, frey von Ansteckung nahmenloser Sünden.

Der Körper des einen war von viel zärterer Beschaffenheit als der des Andern. Noch größer aber war die Verschiedenheit ihrer Charaktere. Der eine abgewinnend, ausdauernd, voller Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse die ihn zunächst umringten; begabt mit großer Gewalt, über den Ausbruch seiner Neigungen zu wachen; fähig, den Vortheil des Augenblicks zu nutzen, und nach und nach, aber sicher, das vorgesteckte Ziel zu erreichen. Und dieses Ziel lag nicht fern, es lag im Kreise der Localität seiner Person. Sein Geist war geschmückt mit

unnennbare Trieb nach. Zuweilen kommt unser Körper unmittelbar in diesen Aufruhr, zuweilen mittelst des Aufruhrs, worin sich die Seele auf ähnliche Art befindet. Und diese Wirkung kann der Mann auf den Mann, das Weib auf das Weib machen, wenn anders ihre Körper, oder auch nur ihre Seelen, in jenem Wohlverhältnisse von ihnen gefühlt werden, besonders wenn leidenschaftliches Streben nach Vereinigung, und häufiger Umgang hinzutreten.

Hierüber habe ich unzählige Bemerkungen, in früheren und späteren Jahren, unter heißeren und kälteren Himmelsstrichen, in Ländern von reineren und verderbteren Sitten, gemacht. Allerwärts die nehmliche Erscheinung! Besonders aber stützt sich meine Ueberzeugung auf einen Vorfall, für dessen Wahrheit ich mit der Ueberzeugung eigener Erfahrung bürgen kann.

Zwey Männer, in den Jahren erwachender Kräfte, trafen auf einer der berühmtesten Academien Deutschlands, auf einer Laufbahn der Vollkommenheit zusammen. Beyde waren frey von gröberen Ausschweifungen, und der eine ganz gewiß, der andere höchstwahrscheinlich, frey von Ansteckung nahmenloser Sünden.

Der Körper des einen war von viel zärterer Beschaffenheit als der des Andern. Noch größer aber war die Verschiedenheit ihrer Charaktere. Der eine abgewinnend, ausdauernd, voller Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse die ihn zunächst umringten; begabt mit großer Gewalt, über den Ausbruch seiner Neigungen zu wachen; fähig, den Vortheil des Augenblicks zu nutzen, und nach und nach, aber sicher, das vorgesteckte Ziel zu erreichen. Und dieses Ziel lag nicht fern, es lag im Kreise der Localität seiner Person. Sein Geist war geschmückt mit

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[104/0104] unnennbare Trieb nach. Zuweilen kommt unser Körper unmittelbar in diesen Aufruhr, zuweilen mittelst des Aufruhrs, worin sich die Seele auf ähnliche Art befindet. Und diese Wirkung kann der Mann auf den Mann, das Weib auf das Weib machen, wenn anders ihre Körper, oder auch nur ihre Seelen, in jenem Wohlverhältnisse von ihnen gefühlt werden, besonders wenn leidenschaftliches Streben nach Vereinigung, und häufiger Umgang hinzutreten. Hierüber habe ich unzählige Bemerkungen, in früheren und späteren Jahren, unter heißeren und kälteren Himmelsstrichen, in Ländern von reineren und verderbteren Sitten, gemacht. Allerwärts die nehmliche Erscheinung! Besonders aber stützt sich meine Ueberzeugung auf einen Vorfall, für dessen Wahrheit ich mit der Ueberzeugung eigener Erfahrung bürgen kann. Zwey Männer, in den Jahren erwachender Kräfte, trafen auf einer der berühmtesten Academien Deutschlands, auf einer Laufbahn der Vollkommenheit zusammen. Beyde waren frey von gröberen Ausschweifungen, und der eine ganz gewiß, der andere höchstwahrscheinlich, frey von Ansteckung nahmenloser Sünden. Der Körper des einen war von viel zärterer Beschaffenheit als der des Andern. Noch größer aber war die Verschiedenheit ihrer Charaktere. Der eine abgewinnend, ausdauernd, voller Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse die ihn zunächst umringten; begabt mit großer Gewalt, über den Ausbruch seiner Neigungen zu wachen; fähig, den Vortheil des Augenblicks zu nutzen, und nach und nach, aber sicher, das vorgesteckte Ziel zu erreichen. Und dieses Ziel lag nicht fern, es lag im Kreise der Localität seiner Person. Sein Geist war geschmückt mit

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/104>, abgerufen am 24.11.2024.