Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.Begierde entgegen gesetzt wird. Die Lebhaftigkeit, die süße wollüstige Zärtlichkeit, worin der unterscheidende Charakter der sogenannten Freundschaft unter Personen von verschiedenem Geschlechte hier gesucht wird, ist weiter nichts als die Ueppigkeit des Körpers und der Seele; die feinere Geschlechtssympathie, welche mit ins Spiel kommt. *) Achtes Kapitel. Unter welchen Personen Geschlechtszärtlichkeit und Freundschaft Statt finde. Geschlechtszärtlichkeit findet Statt zwischen Vater und Tochter, zwischen Sohn und Mutter, zwischen Bruder und Schwester; und dabey brauchen der unnennbare Trieb oder die Lüsternheit des Körpers sich nicht deutlich zu melden. Die Empfindungen, die Aeußerungen der Zärtlichkeit zwischen diesen Personen, sind demohngeachtet sehr verschieden von der Zärtlichkeit zwischen Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Bruder und Bruder, Schwester und Schwester. Geschlechtszärtlichkeit findet Statt zwischen Ehegatten, die nicht mehr leidenschaftlich lieben; zwischen allen Personen, welche die völlige Befriedigung der Geschlechtssympathie zärtlich, aber ohne Gefühl der Unentbehrlichkeit genießen. *) Wichtig in eben dieser Rücksicht sind auch einige Stellen bey den Alten, worin sie diese Freundschaft von der Liebe zu unterscheiden gesucht haben. Man vergleiche das dreyzehnte Buch dieses Werks, worin die hieher gehörigen Stellen aus dem Xenophon, Plato, Cicero, u. s. w. angeführt werden.
Begierde entgegen gesetzt wird. Die Lebhaftigkeit, die süße wollüstige Zärtlichkeit, worin der unterscheidende Charakter der sogenannten Freundschaft unter Personen von verschiedenem Geschlechte hier gesucht wird, ist weiter nichts als die Ueppigkeit des Körpers und der Seele; die feinere Geschlechtssympathie, welche mit ins Spiel kommt. *) Achtes Kapitel. Unter welchen Personen Geschlechtszärtlichkeit und Freundschaft Statt finde. Geschlechtszärtlichkeit findet Statt zwischen Vater und Tochter, zwischen Sohn und Mutter, zwischen Bruder und Schwester; und dabey brauchen der unnennbare Trieb oder die Lüsternheit des Körpers sich nicht deutlich zu melden. Die Empfindungen, die Aeußerungen der Zärtlichkeit zwischen diesen Personen, sind demohngeachtet sehr verschieden von der Zärtlichkeit zwischen Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Bruder und Bruder, Schwester und Schwester. Geschlechtszärtlichkeit findet Statt zwischen Ehegatten, die nicht mehr leidenschaftlich lieben; zwischen allen Personen, welche die völlige Befriedigung der Geschlechtssympathie zärtlich, aber ohne Gefühl der Unentbehrlichkeit genießen. *) Wichtig in eben dieser Rücksicht sind auch einige Stellen bey den Alten, worin sie diese Freundschaft von der Liebe zu unterscheiden gesucht haben. Man vergleiche das dreyzehnte Buch dieses Werks, worin die hieher gehörigen Stellen aus dem Xenophon, Plato, Cicero, u. s. w. angeführt werden.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0236" n="236"/> Begierde entgegen gesetzt wird. Die Lebhaftigkeit, die süße wollüstige Zärtlichkeit, worin der unterscheidende Charakter der sogenannten Freundschaft unter Personen von verschiedenem Geschlechte hier gesucht wird, ist weiter nichts als die Ueppigkeit des Körpers und der Seele; die feinere Geschlechtssympathie, welche mit ins Spiel kommt. <note place="foot" n="*)">Wichtig in eben dieser Rücksicht sind auch einige Stellen bey den Alten, worin sie diese Freundschaft von der Liebe zu unterscheiden gesucht haben. Man vergleiche das dreyzehnte Buch dieses Werks, worin die hieher gehörigen Stellen aus dem Xenophon, Plato, Cicero, u. s. w. angeführt werden.</note></p> </div> <div n="2"> <head>Achtes Kapitel.<lb/></head> <argument> <p>Unter welchen Personen Geschlechtszärtlichkeit und Freundschaft Statt finde.<lb/></p> </argument> <p>Geschlechtszärtlichkeit findet Statt zwischen Vater und Tochter, zwischen Sohn und Mutter, zwischen Bruder und Schwester; und dabey brauchen der unnennbare Trieb oder die Lüsternheit des Körpers sich nicht deutlich zu melden. Die Empfindungen, die Aeußerungen der Zärtlichkeit zwischen diesen Personen, sind demohngeachtet sehr verschieden von der Zärtlichkeit zwischen Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Bruder und Bruder, Schwester und Schwester.</p> <p>Geschlechtszärtlichkeit findet Statt zwischen Ehegatten, die nicht mehr leidenschaftlich lieben; zwischen allen Personen, welche die völlige Befriedigung der Geschlechtssympathie zärtlich, aber ohne Gefühl der Unentbehrlichkeit genießen.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0236]
Begierde entgegen gesetzt wird. Die Lebhaftigkeit, die süße wollüstige Zärtlichkeit, worin der unterscheidende Charakter der sogenannten Freundschaft unter Personen von verschiedenem Geschlechte hier gesucht wird, ist weiter nichts als die Ueppigkeit des Körpers und der Seele; die feinere Geschlechtssympathie, welche mit ins Spiel kommt. *)
Achtes Kapitel.
Unter welchen Personen Geschlechtszärtlichkeit und Freundschaft Statt finde.
Geschlechtszärtlichkeit findet Statt zwischen Vater und Tochter, zwischen Sohn und Mutter, zwischen Bruder und Schwester; und dabey brauchen der unnennbare Trieb oder die Lüsternheit des Körpers sich nicht deutlich zu melden. Die Empfindungen, die Aeußerungen der Zärtlichkeit zwischen diesen Personen, sind demohngeachtet sehr verschieden von der Zärtlichkeit zwischen Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Bruder und Bruder, Schwester und Schwester.
Geschlechtszärtlichkeit findet Statt zwischen Ehegatten, die nicht mehr leidenschaftlich lieben; zwischen allen Personen, welche die völlige Befriedigung der Geschlechtssympathie zärtlich, aber ohne Gefühl der Unentbehrlichkeit genießen.
*) Wichtig in eben dieser Rücksicht sind auch einige Stellen bey den Alten, worin sie diese Freundschaft von der Liebe zu unterscheiden gesucht haben. Man vergleiche das dreyzehnte Buch dieses Werks, worin die hieher gehörigen Stellen aus dem Xenophon, Plato, Cicero, u. s. w. angeführt werden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |