Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.Gleichheit des Geschlechts auch die seinigen sind. Diese Waffenbrüder, diese Jagdgenossen, machen unstreitig eine vollständigere Person ihres Geschlechts mittelst ihrer Vereinigung aus, als jedes einzelne Mitglied des nehmlichen Volks und Geschlechts. Ihre zusammengesetzte Person vertheidigt sich gegen alle fremde Angriffe wie ein einzelner Mann, greift an wie ein einzelner Mann; aber beydes mit verstärkten Kräften, und wenn der eine fällt, so muß der andere ihn rächen oder sterben. Unter Modificationen, die ein jeder selbst mit leichter Mühe hinzufügen wird, liegt bey den Freundschaften der Weiber unter den wilden Völkern das nehmliche Bewußtseyn zum Grunde: ein Paar von Weibern, zu einer Person zusammengesetzt, ist mehr und besser daran, als ein einzelnes Weib. Völker auf dieser untersten Stufe der Cultur behandeln ihre Weiber gemeiniglich wie Sklavinnen. Sie kennen keine wahre Geschlechtszärtlichkeit. Aber einer sehr genauen Verbindung, einer liebenden Ergebenheit, sind sie gegen ihre Gattinnen hin und wieder fähig, und diese wird dann deutlich von der Freundschaft unterschieden. Der Mann vereinigt sich mit der Frau, und diese mit ihm, theils um körperlicher Freuden willen, die beyde der Geschlechtsverschiedenheit ihrer Naturen verdanken, theils zur Gründung einer Familie. Hier bringen sie ihr Eigenthum zusammen; hier erwirbt der Mann außer Hause, während das Weib daheim zusammenhält; hier findet er bessere Pflege und Fürsorge für seine Bequemlichkeit, sie sicherern Schutz und Schirm für sich und ihre Kinder, als jeder von ihnen es in Gesellschaft mit einer Person von seinem Geschlechte finden würde. Zuweilen treffen sie in gemeinschaftlichen Gleichheit des Geschlechts auch die seinigen sind. Diese Waffenbrüder, diese Jagdgenossen, machen unstreitig eine vollständigere Person ihres Geschlechts mittelst ihrer Vereinigung aus, als jedes einzelne Mitglied des nehmlichen Volks und Geschlechts. Ihre zusammengesetzte Person vertheidigt sich gegen alle fremde Angriffe wie ein einzelner Mann, greift an wie ein einzelner Mann; aber beydes mit verstärkten Kräften, und wenn der eine fällt, so muß der andere ihn rächen oder sterben. Unter Modificationen, die ein jeder selbst mit leichter Mühe hinzufügen wird, liegt bey den Freundschaften der Weiber unter den wilden Völkern das nehmliche Bewußtseyn zum Grunde: ein Paar von Weibern, zu einer Person zusammengesetzt, ist mehr und besser daran, als ein einzelnes Weib. Völker auf dieser untersten Stufe der Cultur behandeln ihre Weiber gemeiniglich wie Sklavinnen. Sie kennen keine wahre Geschlechtszärtlichkeit. Aber einer sehr genauen Verbindung, einer liebenden Ergebenheit, sind sie gegen ihre Gattinnen hin und wieder fähig, und diese wird dann deutlich von der Freundschaft unterschieden. Der Mann vereinigt sich mit der Frau, und diese mit ihm, theils um körperlicher Freuden willen, die beyde der Geschlechtsverschiedenheit ihrer Naturen verdanken, theils zur Gründung einer Familie. Hier bringen sie ihr Eigenthum zusammen; hier erwirbt der Mann außer Hause, während das Weib daheim zusammenhält; hier findet er bessere Pflege und Fürsorge für seine Bequemlichkeit, sie sicherern Schutz und Schirm für sich und ihre Kinder, als jeder von ihnen es in Gesellschaft mit einer Person von seinem Geschlechte finden würde. Zuweilen treffen sie in gemeinschaftlichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0219" n="219"/> Gleichheit des Geschlechts auch die seinigen sind. 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Gleichheit des Geschlechts auch die seinigen sind. Diese Waffenbrüder, diese Jagdgenossen, machen unstreitig eine vollständigere Person ihres Geschlechts mittelst ihrer Vereinigung aus, als jedes einzelne Mitglied des nehmlichen Volks und Geschlechts. Ihre zusammengesetzte Person vertheidigt sich gegen alle fremde Angriffe wie ein einzelner Mann, greift an wie ein einzelner Mann; aber beydes mit verstärkten Kräften, und wenn der eine fällt, so muß der andere ihn rächen oder sterben.
Unter Modificationen, die ein jeder selbst mit leichter Mühe hinzufügen wird, liegt bey den Freundschaften der Weiber unter den wilden Völkern das nehmliche Bewußtseyn zum Grunde: ein Paar von Weibern, zu einer Person zusammengesetzt, ist mehr und besser daran, als ein einzelnes Weib.
Völker auf dieser untersten Stufe der Cultur behandeln ihre Weiber gemeiniglich wie Sklavinnen. Sie kennen keine wahre Geschlechtszärtlichkeit. Aber einer sehr genauen Verbindung, einer liebenden Ergebenheit, sind sie gegen ihre Gattinnen hin und wieder fähig, und diese wird dann deutlich von der Freundschaft unterschieden. Der Mann vereinigt sich mit der Frau, und diese mit ihm, theils um körperlicher Freuden willen, die beyde der Geschlechtsverschiedenheit ihrer Naturen verdanken, theils zur Gründung einer Familie. Hier bringen sie ihr Eigenthum zusammen; hier erwirbt der Mann außer Hause, während das Weib daheim zusammenhält; hier findet er bessere Pflege und Fürsorge für seine Bequemlichkeit, sie sicherern Schutz und Schirm für sich und ihre Kinder, als jeder von ihnen es in Gesellschaft mit einer Person von seinem Geschlechte finden würde. Zuweilen treffen sie in gemeinschaftlichen
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