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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.

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eines Molltons in den Grunddurton einen Wohlklang hervorbringt, der nicht mehr die Melodie der vorigen Art vervollständigt, aber die Gattung des Gesanges durch Harmonie vervollständigt. Allein auch hier wird die Beobachtung gehöriger Verhältnisse zwischen den Tönen verschiedener Leitern vorausgesetzt, und durch diese entsteht eine Vermählung stärkerer und zärterer Gatten, die in erhöheter Sanftheit zusammentreffen.

Doch! ich will mir nicht den Vorwurf der Schwärmerey zuziehen, indem ich die Neigungen des Menschen den Gesetzen, denen das Unbelebte huldigt, wirklich unterwerfe! Ich habe zu wenig praktische Kenntnisse in der Chemie und in der Physik, ich bin zu wenig in die höhere Theorie der Musik eingeleitet, um wahre Gleichheit zwischen ihren Grundsätzen und denen, welche bey Entwickelung der Natur des Menschen angenommen werden können, zu finden. Ich stelle also das Gesagte so lange als bloße Bilder auf, bis vielleicht Männer, die in jenen Wissenschaften gründliche Kenntniß mit Genie verbinden, in meinen Ahndungen Spuren der Wahrheit finden mögen.

Aber so viel glaube ich mit Zuverlässigkeit annehmen zu können: jeder Mensch vereinigt in sich die doppelte Disposition zur Stärke und zur Zartheit. Nur in so fern in seinem Wesen Stärke über Zartheit prädominiert, ist er positiver Art, männlichen Geschlechts: nur in so fern die Zartheit über die Stärke prädominiert, ist er negativer Art, weiblichen Geschlechts.

Wo der Mensch, (er mag männlichen oder weiblichen Geschlechts seyn,) seine Kräfte von der stärkern Disposition in höhere Wirksamkeit zu versetzen sucht, indem er stärkeren Eindrücken von andern Körpern, stärkeren

eines Molltons in den Grunddurton einen Wohlklang hervorbringt, der nicht mehr die Melodie der vorigen Art vervollständigt, aber die Gattung des Gesanges durch Harmonie vervollständigt. Allein auch hier wird die Beobachtung gehöriger Verhältnisse zwischen den Tönen verschiedener Leitern vorausgesetzt, und durch diese entsteht eine Vermählung stärkerer und zärterer Gatten, die in erhöheter Sanftheit zusammentreffen.

Doch! ich will mir nicht den Vorwurf der Schwärmerey zuziehen, indem ich die Neigungen des Menschen den Gesetzen, denen das Unbelebte huldigt, wirklich unterwerfe! Ich habe zu wenig praktische Kenntnisse in der Chemie und in der Physik, ich bin zu wenig in die höhere Theorie der Musik eingeleitet, um wahre Gleichheit zwischen ihren Grundsätzen und denen, welche bey Entwickelung der Natur des Menschen angenommen werden können, zu finden. Ich stelle also das Gesagte so lange als bloße Bilder auf, bis vielleicht Männer, die in jenen Wissenschaften gründliche Kenntniß mit Genie verbinden, in meinen Ahndungen Spuren der Wahrheit finden mögen.

Aber so viel glaube ich mit Zuverlässigkeit annehmen zu können: jeder Mensch vereinigt in sich die doppelte Disposition zur Stärke und zur Zartheit. Nur in so fern in seinem Wesen Stärke über Zartheit prädominiert, ist er positiver Art, männlichen Geschlechts: nur in so fern die Zartheit über die Stärke prädominiert, ist er negativer Art, weiblichen Geschlechts.

Wo der Mensch, (er mag männlichen oder weiblichen Geschlechts seyn,) seine Kräfte von der stärkern Disposition in höhere Wirksamkeit zu versetzen sucht, indem er stärkeren Eindrücken von andern Körpern, stärkeren

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eines Molltons in den Grunddurton einen Wohlklang hervorbringt, der nicht mehr die Melodie der vorigen Art vervollständigt, aber die Gattung des Gesanges durch Harmonie vervollständigt. Allein auch hier wird die Beobachtung gehöriger Verhältnisse zwischen den Tönen verschiedener Leitern vorausgesetzt, und durch diese entsteht eine Vermählung stärkerer und zärterer Gatten, die in erhöheter Sanftheit zusammentreffen.</p>
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[203/0203] eines Molltons in den Grunddurton einen Wohlklang hervorbringt, der nicht mehr die Melodie der vorigen Art vervollständigt, aber die Gattung des Gesanges durch Harmonie vervollständigt. Allein auch hier wird die Beobachtung gehöriger Verhältnisse zwischen den Tönen verschiedener Leitern vorausgesetzt, und durch diese entsteht eine Vermählung stärkerer und zärterer Gatten, die in erhöheter Sanftheit zusammentreffen. Doch! ich will mir nicht den Vorwurf der Schwärmerey zuziehen, indem ich die Neigungen des Menschen den Gesetzen, denen das Unbelebte huldigt, wirklich unterwerfe! Ich habe zu wenig praktische Kenntnisse in der Chemie und in der Physik, ich bin zu wenig in die höhere Theorie der Musik eingeleitet, um wahre Gleichheit zwischen ihren Grundsätzen und denen, welche bey Entwickelung der Natur des Menschen angenommen werden können, zu finden. Ich stelle also das Gesagte so lange als bloße Bilder auf, bis vielleicht Männer, die in jenen Wissenschaften gründliche Kenntniß mit Genie verbinden, in meinen Ahndungen Spuren der Wahrheit finden mögen. Aber so viel glaube ich mit Zuverlässigkeit annehmen zu können: jeder Mensch vereinigt in sich die doppelte Disposition zur Stärke und zur Zartheit. Nur in so fern in seinem Wesen Stärke über Zartheit prädominiert, ist er positiver Art, männlichen Geschlechts: nur in so fern die Zartheit über die Stärke prädominiert, ist er negativer Art, weiblichen Geschlechts. Wo der Mensch, (er mag männlichen oder weiblichen Geschlechts seyn,) seine Kräfte von der stärkern Disposition in höhere Wirksamkeit zu versetzen sucht, indem er stärkeren Eindrücken von andern Körpern, stärkeren

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/203>, abgerufen am 23.11.2024.