Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.körperlichen Begierden in natürlicher Verbindung, und diese Triebe sind ihrer Natur nach fortdauernd und ununterbrochen fortwährend. Wenn also einige Philosophen behauptet haben, daß wir im Stande der unausgebildeten Natur, ehe die Begriffe der körperlichen Schönheit und geselliger Auszeichnung sich entwickelt hätten, keine Eifersucht kennen würden; so läßt sich diese Behauptung gewiß nicht rechtfertigen. Die ohnehin unzuverlässigen Nachrichten, welche wir über die abweichende Empfindungsart gewisser roher Völker von der viel allgemeineren Stimmung der übrigen haben, *) beweisen weiter nichts, als daß unsere Instinkte auf einer Stufe von Rohheit stehen können, welche noch unter derjenigen ist, die wir an Thieren wahrnehmen. Denn schon unter diesen machen einige einen Unterschied unter ihren Gatten, und halten sich vorzüglich an diejenigen, die ihnen am besten gefallen. Selbst diejenigen, welche ihren Trieben ganz ungebunden huldigen, leben mit den Weibchen in der Zeit, welche die Natur zur Fortpflanzung der Gattung bestimmt hat, zusammen. Sie kämpfen bis aufs Leben für den alleinigen Besitz, und leiden nicht, daß sich die Weibchen von ihnen entfernen. Andere aber, welche ihr Instinkt so wie den Menschen auf gebundene Verhältnisse mit einzelnen Weibchen führt, leiden durchaus nur einen Mann, und verlangen ein ununterbrochenes, abgesondertes Zusammenseyn. Das Geflügel und das Bibergeschlecht, welche sich in größern Gesellschaften zu einzelnen Nestern und Häusern paaren, geben den Beweis. *) Ich werde mich im dritten Theile noch weiter darüber äußern.
körperlichen Begierden in natürlicher Verbindung, und diese Triebe sind ihrer Natur nach fortdauernd und ununterbrochen fortwährend. Wenn also einige Philosophen behauptet haben, daß wir im Stande der unausgebildeten Natur, ehe die Begriffe der körperlichen Schönheit und geselliger Auszeichnung sich entwickelt hätten, keine Eifersucht kennen würden; so läßt sich diese Behauptung gewiß nicht rechtfertigen. Die ohnehin unzuverlässigen Nachrichten, welche wir über die abweichende Empfindungsart gewisser roher Völker von der viel allgemeineren Stimmung der übrigen haben, *) beweisen weiter nichts, als daß unsere Instinkte auf einer Stufe von Rohheit stehen können, welche noch unter derjenigen ist, die wir an Thieren wahrnehmen. Denn schon unter diesen machen einige einen Unterschied unter ihren Gatten, und halten sich vorzüglich an diejenigen, die ihnen am besten gefallen. Selbst diejenigen, welche ihren Trieben ganz ungebunden huldigen, leben mit den Weibchen in der Zeit, welche die Natur zur Fortpflanzung der Gattung bestimmt hat, zusammen. Sie kämpfen bis aufs Leben für den alleinigen Besitz, und leiden nicht, daß sich die Weibchen von ihnen entfernen. Andere aber, welche ihr Instinkt so wie den Menschen auf gebundene Verhältnisse mit einzelnen Weibchen führt, leiden durchaus nur einen Mann, und verlangen ein ununterbrochenes, abgesondertes Zusammenseyn. Das Geflügel und das Bibergeschlecht, welche sich in größern Gesellschaften zu einzelnen Nestern und Häusern paaren, geben den Beweis. *) Ich werde mich im dritten Theile noch weiter darüber äußern.
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körperlichen Begierden in natürlicher Verbindung, und diese Triebe sind ihrer Natur nach fortdauernd und ununterbrochen fortwährend.
Wenn also einige Philosophen behauptet haben, daß wir im Stande der unausgebildeten Natur, ehe die Begriffe der körperlichen Schönheit und geselliger Auszeichnung sich entwickelt hätten, keine Eifersucht kennen würden; so läßt sich diese Behauptung gewiß nicht rechtfertigen. Die ohnehin unzuverlässigen Nachrichten, welche wir über die abweichende Empfindungsart gewisser roher Völker von der viel allgemeineren Stimmung der übrigen haben, *) beweisen weiter nichts, als daß unsere Instinkte auf einer Stufe von Rohheit stehen können, welche noch unter derjenigen ist, die wir an Thieren wahrnehmen. Denn schon unter diesen machen einige einen Unterschied unter ihren Gatten, und halten sich vorzüglich an diejenigen, die ihnen am besten gefallen. Selbst diejenigen, welche ihren Trieben ganz ungebunden huldigen, leben mit den Weibchen in der Zeit, welche die Natur zur Fortpflanzung der Gattung bestimmt hat, zusammen. Sie kämpfen bis aufs Leben für den alleinigen Besitz, und leiden nicht, daß sich die Weibchen von ihnen entfernen. Andere aber, welche ihr Instinkt so wie den Menschen auf gebundene Verhältnisse mit einzelnen Weibchen führt, leiden durchaus nur einen Mann, und verlangen ein ununterbrochenes, abgesondertes Zusammenseyn. Das Geflügel und das Bibergeschlecht, welche sich in größern Gesellschaften zu einzelnen Nestern und Häusern paaren, geben den Beweis.
*) Ich werde mich im dritten Theile noch weiter darüber äußern.
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