kommenen Form des Körpers ankämpfen müssen, als daß man ihnen den Streit durch die Nachbildung cenventioneller Beiwerke noch erschweren sollte.
Das schöne Bildniß wird immer verständlich bleiben, wenn es nur in der Hauptsache, im Aus- druck des individuellen Charakters des vorgestellten Helden in Formen, Mine und Stellung des Kör- pers, ähnlich bleibt: Hingegen das was durch gar zu große Treue schlecht geworden ist, wandert auf der Trödelbude nach dem Absterben der nächsten Verwandten, oder man geht, wenn es als öffent- liches Monument aufgestellt wird, ohne aufzublicken vorüber.
Die Gefahr die mit der treuen Uebereinstimmung des Dichters und des bildenden Künstlers zum Nach- theil beider verbunden ist, hat ein scharfsinniger Kunstrichter vor mir zu gut und ausführlich ausein- ander gesetzt, 2) als daß ich mich lange dabei auf- halten sollte. Ich kann hier nicht übergehen, was noch ein anderer Philosoph nach ihm und wie mich dünkt, nicht minder wahr gesagt hat. 3)
"Die schwerste und fast unmögliche Verbindung "der Künste ist, wenn Künste, welche Schönheiten "in einer Folge neben einander vorstellen, mit Kün- "sten, welche Schönheiten auf einander folgend vor- "stellen, vereinigt werden sollen.
Ich
2) Lessing im Laokoon.
3) Mendelsohn über die Hauptgrundsätze der schönen Künste und Wissenschaften.
Pallaſt Giuſtiniani.
kommenen Form des Koͤrpers ankaͤmpfen muͤſſen, als daß man ihnen den Streit durch die Nachbildung cenventioneller Beiwerke noch erſchweren ſollte.
Das ſchoͤne Bildniß wird immer verſtaͤndlich bleiben, wenn es nur in der Hauptſache, im Aus- druck des individuellen Charakters des vorgeſtellten Helden in Formen, Mine und Stellung des Koͤr- pers, aͤhnlich bleibt: Hingegen das was durch gar zu große Treue ſchlecht geworden iſt, wandert auf der Troͤdelbude nach dem Abſterben der naͤchſten Verwandten, oder man geht, wenn es als oͤffent- liches Monument aufgeſtellt wird, ohne aufzublicken voruͤber.
Die Gefahr die mit der treuen Uebereinſtimmung des Dichters und des bildenden Kuͤnſtlers zum Nach- theil beider verbunden iſt, hat ein ſcharfſinniger Kunſtrichter vor mir zu gut und ausfuͤhrlich ausein- ander geſetzt, 2) als daß ich mich lange dabei auf- halten ſollte. Ich kann hier nicht uͤbergehen, was noch ein anderer Philoſoph nach ihm und wie mich duͤnkt, nicht minder wahr geſagt hat. 3)
„Die ſchwerſte und faſt unmoͤgliche Verbindung „der Kuͤnſte iſt, wenn Kuͤnſte, welche Schoͤnheiten „in einer Folge neben einander vorſtellen, mit Kuͤn- „ſten, welche Schoͤnheiten auf einander folgend vor- „ſtellen, vereinigt werden ſollen.
Ich
2) Leſſing im Laokoon.
3) Mendelſohn uͤber die Hauptgrundſaͤtze der ſchoͤnen Kuͤnſte und Wiſſenſchaften.
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Pallaſt Giuſtiniani.
kommenen Form des Koͤrpers ankaͤmpfen muͤſſen,
als daß man ihnen den Streit durch die Nachbildung
cenventioneller Beiwerke noch erſchweren ſollte.
Das ſchoͤne Bildniß wird immer verſtaͤndlich
bleiben, wenn es nur in der Hauptſache, im Aus-
druck des individuellen Charakters des vorgeſtellten
Helden in Formen, Mine und Stellung des Koͤr-
pers, aͤhnlich bleibt: Hingegen das was durch gar
zu große Treue ſchlecht geworden iſt, wandert auf
der Troͤdelbude nach dem Abſterben der naͤchſten
Verwandten, oder man geht, wenn es als oͤffent-
liches Monument aufgeſtellt wird, ohne aufzublicken
voruͤber.
Die Gefahr die mit der treuen Uebereinſtimmung
des Dichters und des bildenden Kuͤnſtlers zum Nach-
theil beider verbunden iſt, hat ein ſcharfſinniger
Kunſtrichter vor mir zu gut und ausfuͤhrlich ausein-
ander geſetzt, 2) als daß ich mich lange dabei auf-
halten ſollte. Ich kann hier nicht uͤbergehen, was
noch ein anderer Philoſoph nach ihm und wie mich
duͤnkt, nicht minder wahr geſagt hat. 3)
„Die ſchwerſte und faſt unmoͤgliche Verbindung
„der Kuͤnſte iſt, wenn Kuͤnſte, welche Schoͤnheiten
„in einer Folge neben einander vorſtellen, mit Kuͤn-
„ſten, welche Schoͤnheiten auf einander folgend vor-
„ſtellen, vereinigt werden ſollen.
Ich
2) Leſſing im Laokoon.
3) Mendelſohn uͤber die Hauptgrundſaͤtze der ſchoͤnen
Kuͤnſte und Wiſſenſchaften.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/48>, abgerufen am 16.07.2024.
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