seine Soldaten anredet, wie er opfert, zur Stadt zurückkehrt, verschiedene Arten von Jagden hält u. s. w. Auch sieht man hier zwei allegorische Vorstellungen, die eine des Occidents, und die andere des Orients, unter zwei weiblichen Figuren, deren eine mit ihrem Wagen in die Höhe, die andere ins Meer fährt.
Ein geschickter Compositeur könnte hier Veran- lassung zu mancher guten Idee finden.
+ Pferdebezwingerin Monte Cavallo.
So nennt man zwei Jünglinge, welche an- springende Pferde halten, in colossalischer Größe. Sie stehen auf dem Monte Cavallo. Auf der Basis der einen Figur steht die lateinische Innschrift: Phidiae opus; auf der Basis der an- dern: Praxitelis opus, Wahrscheinlich neuere Zusätze: wenn es gleich möglich bleibt, daß diese Nahmen zur Aufbewahrung einer Ueberlieferung schon von den ältern Römern hinzugefügt sind.
Die richtigste Erklärung scheint diese zu seyn: Die Figuren stellen den Castor und Pollux vor.
Bildhauer von großer Einsicht setzen diese beiden Statuen unter das Beste, was sich aus dem Alter- thume auf uns erhalten hat, und M. Angelo nannte sie seine Lieblinge. Ich will nur dasjenige sagen, was ich selbst gesehen, selbst gefühlt habe. Die Pferde sind den Menschen aufgeopfert. Letztere ha- ben etwas sehr großes und sehr edles in Stellung und Köpfen. Dieser Eindruck des Ganzen bleibt, wenn gleich mehrere Beschädigungen und Ergänzungen der ursprünglichen Schönheit im Einzelnen vieles entzo-
gen
Ueber einige Kunſtwerke
ſeine Soldaten anredet, wie er opfert, zur Stadt zuruͤckkehrt, verſchiedene Arten von Jagden haͤlt u. ſ. w. Auch ſieht man hier zwei allegoriſche Vorſtellungen, die eine des Occidents, und die andere des Orients, unter zwei weiblichen Figuren, deren eine mit ihrem Wagen in die Hoͤhe, die andere ins Meer faͤhrt.
Ein geſchickter Compoſiteur koͤnnte hier Veran- laſſung zu mancher guten Idee finden.
† Pferdebezwingerin Monte Cavallo.
So nennt man zwei Juͤnglinge, welche an- ſpringende Pferde halten, in coloſſaliſcher Groͤße. Sie ſtehen auf dem Monte Cavallo. Auf der Baſis der einen Figur ſteht die lateiniſche Innſchrift: Phidiae opus; auf der Baſis der an- dern: Praxitelis opus, Wahrſcheinlich neuere Zuſaͤtze: wenn es gleich moͤglich bleibt, daß dieſe Nahmen zur Aufbewahrung einer Ueberlieferung ſchon von den aͤltern Roͤmern hinzugefuͤgt ſind.
Die richtigſte Erklaͤrung ſcheint dieſe zu ſeyn: Die Figuren ſtellen den Caſtor und Pollux vor.
Bildhauer von großer Einſicht ſetzen dieſe beiden Statuen unter das Beſte, was ſich aus dem Alter- thume auf uns erhalten hat, und M. Angelo nannte ſie ſeine Lieblinge. Ich will nur dasjenige ſagen, was ich ſelbſt geſehen, ſelbſt gefuͤhlt habe. Die Pferde ſind den Menſchen aufgeopfert. Letztere ha- ben etwas ſehr großes und ſehr edles in Stellung und Koͤpfen. Dieſer Eindruck des Ganzen bleibt, wenn gleich mehrere Beſchaͤdigungen und Ergaͤnzungen der urſpruͤnglichen Schoͤnheit im Einzelnen vieles entzo-
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Ueber einige Kunſtwerke
ſeine Soldaten anredet, wie er opfert, zur Stadt
zuruͤckkehrt, verſchiedene Arten von Jagden haͤlt u. ſ. w.
Auch ſieht man hier zwei allegoriſche Vorſtellungen,
die eine des Occidents, und die andere des Orients,
unter zwei weiblichen Figuren, deren eine mit ihrem
Wagen in die Hoͤhe, die andere ins Meer faͤhrt.
Ein geſchickter Compoſiteur koͤnnte hier Veran-
laſſung zu mancher guten Idee finden.
† Pferdebezwinger in Monte Cavallo.
So nennt man zwei Juͤnglinge, welche an-
ſpringende Pferde halten, in coloſſaliſcher
Groͤße. Sie ſtehen auf dem Monte Cavallo.
Auf der Baſis der einen Figur ſteht die lateiniſche
Innſchrift: Phidiae opus; auf der Baſis der an-
dern: Praxitelis opus, Wahrſcheinlich neuere
Zuſaͤtze: wenn es gleich moͤglich bleibt, daß dieſe
Nahmen zur Aufbewahrung einer Ueberlieferung ſchon
von den aͤltern Roͤmern hinzugefuͤgt ſind.
Die richtigſte Erklaͤrung ſcheint dieſe zu ſeyn:
Die Figuren ſtellen den Caſtor und Pollux vor.
Bildhauer von großer Einſicht ſetzen dieſe beiden
Statuen unter das Beſte, was ſich aus dem Alter-
thume auf uns erhalten hat, und M. Angelo nannte
ſie ſeine Lieblinge. Ich will nur dasjenige ſagen,
was ich ſelbſt geſehen, ſelbſt gefuͤhlt habe. Die
Pferde ſind den Menſchen aufgeopfert. Letztere ha-
ben etwas ſehr großes und ſehr edles in Stellung und
Koͤpfen. Dieſer Eindruck des Ganzen bleibt, wenn
gleich mehrere Beſchaͤdigungen und Ergaͤnzungen der
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/384>, abgerufen am 23.02.2025.
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