soll die eine ganz neu seyn, die andern sollen neu auf- gesetzte Köpfe haben. So meldet Hr. D. Volkmann.
Die Basreliefs die hier angebracht sind, sind von sehr verschiedener Güte. Einige, die man wahr- scheinlich von alten Monumenten des Trajans genom- men hat, zeichnen sich, wo nicht durch Schönheit, wenigstens durch vernünftige Anordnung, Ausdruck und Richtigkeit der Zeichnung aus. Hingegen die Figuren aus der Zeit Constantins sind auf einander gehäuft, incorrekt, unbedeutend: Kurz! Alles zeigt in diesen letztern den gänzlichen Verfall der Kunst. Nur der alte Stil ist noch immer vorhanden; noch immer zeigen sich Spuren vortrefflicher Grundsätze, bei der Ohnmacht sie in Ausübung zu bringen. Die alten Künstler aus dieser Epoche kommen mir wie Invaliden vor, denen man die Dressur der Jugend, selbst in der Art wie sie die zitternden Glieder fort- schleppen, anmerkt.
Unter den Basreliefs aus der Zeit des Trajans sind vorzüglich zwei berühmt.
+ Das eine stellt eine Schlacht dieses Kai- sers wider die Dacier: das andere eine alle- gorische Vorstellung des Sieges, seine Krö- nung mit einem Lorbeerkranze durch die Hand einer Victorie, vor. Die Figuren sind ein wenig schwerfällig, und vielleicht schon zu sehr nach einer gewissen Manier gearbeitet, ohne die Natur gehörig zu Rathe zu ziehen. Dies abgerechnet, haben sie viel Verdienst.
Die übrigen Basreliefs sind meistens Ovale. Sie stellen den Trajan in verschiedenen Handlungen vor: wie er den Parthern einen König giebt, wie er
seine
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an offenen Plaͤtzen der Stadt.
ſoll die eine ganz neu ſeyn, die andern ſollen neu auf- geſetzte Koͤpfe haben. So meldet Hr. D. Volkmann.
Die Basreliefs die hier angebracht ſind, ſind von ſehr verſchiedener Guͤte. Einige, die man wahr- ſcheinlich von alten Monumenten des Trajans genom- men hat, zeichnen ſich, wo nicht durch Schoͤnheit, wenigſtens durch vernuͤnftige Anordnung, Ausdruck und Richtigkeit der Zeichnung aus. Hingegen die Figuren aus der Zeit Conſtantins ſind auf einander gehaͤuft, incorrekt, unbedeutend: Kurz! Alles zeigt in dieſen letztern den gaͤnzlichen Verfall der Kunſt. Nur der alte Stil iſt noch immer vorhanden; noch immer zeigen ſich Spuren vortrefflicher Grundſaͤtze, bei der Ohnmacht ſie in Ausuͤbung zu bringen. Die alten Kuͤnſtler aus dieſer Epoche kommen mir wie Invaliden vor, denen man die Dreſſur der Jugend, ſelbſt in der Art wie ſie die zitternden Glieder fort- ſchleppen, anmerkt.
Unter den Basreliefs aus der Zeit des Trajans ſind vorzuͤglich zwei beruͤhmt.
† Das eine ſtellt eine Schlacht dieſes Kai- ſers wider die Dacier: das andere eine alle- goriſche Vorſtellung des Sieges, ſeine Kroͤ- nung mit einem Lorbeerkranze durch die Hand einer Victorie, vor. Die Figuren ſind ein wenig ſchwerfaͤllig, und vielleicht ſchon zu ſehr nach einer gewiſſen Manier gearbeitet, ohne die Natur gehoͤrig zu Rathe zu ziehen. Dies abgerechnet, haben ſie viel Verdienſt.
Die uͤbrigen Basreliefs ſind meiſtens Ovale. Sie ſtellen den Trajan in verſchiedenen Handlungen vor: wie er den Parthern einen Koͤnig giebt, wie er
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an offenen Plaͤtzen der Stadt.
ſoll die eine ganz neu ſeyn, die andern ſollen neu auf-
geſetzte Koͤpfe haben. So meldet Hr. D. Volkmann.
Die Basreliefs die hier angebracht ſind, ſind
von ſehr verſchiedener Guͤte. Einige, die man wahr-
ſcheinlich von alten Monumenten des Trajans genom-
men hat, zeichnen ſich, wo nicht durch Schoͤnheit,
wenigſtens durch vernuͤnftige Anordnung, Ausdruck
und Richtigkeit der Zeichnung aus. Hingegen die
Figuren aus der Zeit Conſtantins ſind auf einander
gehaͤuft, incorrekt, unbedeutend: Kurz! Alles zeigt
in dieſen letztern den gaͤnzlichen Verfall der Kunſt.
Nur der alte Stil iſt noch immer vorhanden; noch
immer zeigen ſich Spuren vortrefflicher Grundſaͤtze,
bei der Ohnmacht ſie in Ausuͤbung zu bringen. Die
alten Kuͤnſtler aus dieſer Epoche kommen mir wie
Invaliden vor, denen man die Dreſſur der Jugend,
ſelbſt in der Art wie ſie die zitternden Glieder fort-
ſchleppen, anmerkt.
Unter den Basreliefs aus der Zeit des Trajans
ſind vorzuͤglich zwei beruͤhmt.
† Das eine ſtellt eine Schlacht dieſes Kai-
ſers wider die Dacier: das andere eine alle-
goriſche Vorſtellung des Sieges, ſeine Kroͤ-
nung mit einem Lorbeerkranze durch die Hand
einer Victorie, vor. Die Figuren ſind ein wenig
ſchwerfaͤllig, und vielleicht ſchon zu ſehr nach einer
gewiſſen Manier gearbeitet, ohne die Natur gehoͤrig
zu Rathe zu ziehen. Dies abgerechnet, haben ſie
viel Verdienſt.
Die uͤbrigen Basreliefs ſind meiſtens Ovale.
Sie ſtellen den Trajan in verſchiedenen Handlungen
vor: wie er den Parthern einen Koͤnig giebt, wie er
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/383>, abgerufen am 28.07.2024.
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