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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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Anmerkungen
bläulichen Anstrich erhalten, und dennoch werde ich
die blaue Carnation von dem blaurothen Gewande
noch immer zu unterscheiden im Stande seyn: der
Schein der brennenden Oellämpchen färbt die Gegen-
stände gelb; inzwischen das gelblich weiße Gewand
ist noch deutlich von dem gelblich rothen zu unter-
scheiden: eben so verhält es sich mit dem röthlichen
Abglanz der Morgenröthe, mit dem finstern Lichte
der Dämmerung u. s. w.

Nun nehme man an: der Decorateur eines
Theaters ließe die Personen zur Rechten der Scene
von der Flamme des Weingeistes beleuchtet werden,
die zur Linken von der Flamme brennender Oel-
lämpchen; weiterhin aber ließe er das Tageslicht
auf die daselbst stehenden Figuranten fallen; was
würde daraus entstehen? natürlicher Weise eine
große Disharmonie der Farben. Das Auge würde
Abtheilungen machen, und die einzelnen gefärbten
Theile zu einem färbigten Ganzen nicht vereinigen
können. Hingegen wenn alle Figuren mit einer und
derselben Lichtart beleuchtet würden, mithin einen
gleichfärbigen Anstrich erhielten; so müßte daraus
ein einstimmiger Ton der Farbe entstehen, und es
würde alsdann ein Hauptgrund zur Harmonie vor-
handen seyn.

Der einstimmige Ton der Lichtstrahlfarbe un-
terstützt zwar die Harmonie der Farben unter sich,
aber er macht sie nicht allein aus. Die verschiede-
nen wesentlichen Farben eines jeden Objekts haben
ohne Rücksicht auf die Art des zuströmenden Lichts
die Beschaffenheit, daß sie in der Zusammenstellung

sich

Anmerkungen
blaͤulichen Anſtrich erhalten, und dennoch werde ich
die blaue Carnation von dem blaurothen Gewande
noch immer zu unterſcheiden im Stande ſeyn: der
Schein der brennenden Oellaͤmpchen faͤrbt die Gegen-
ſtaͤnde gelb; inzwiſchen das gelblich weiße Gewand
iſt noch deutlich von dem gelblich rothen zu unter-
ſcheiden: eben ſo verhaͤlt es ſich mit dem roͤthlichen
Abglanz der Morgenroͤthe, mit dem finſtern Lichte
der Daͤmmerung u. ſ. w.

Nun nehme man an: der Decorateur eines
Theaters ließe die Perſonen zur Rechten der Scene
von der Flamme des Weingeiſtes beleuchtet werden,
die zur Linken von der Flamme brennender Oel-
laͤmpchen; weiterhin aber ließe er das Tageslicht
auf die daſelbſt ſtehenden Figuranten fallen; was
wuͤrde daraus entſtehen? natuͤrlicher Weiſe eine
große Disharmonie der Farben. Das Auge wuͤrde
Abtheilungen machen, und die einzelnen gefaͤrbten
Theile zu einem faͤrbigten Ganzen nicht vereinigen
koͤnnen. Hingegen wenn alle Figuren mit einer und
derſelben Lichtart beleuchtet wuͤrden, mithin einen
gleichfaͤrbigen Anſtrich erhielten; ſo muͤßte daraus
ein einſtimmiger Ton der Farbe entſtehen, und es
wuͤrde alsdann ein Hauptgrund zur Harmonie vor-
handen ſeyn.

Der einſtimmige Ton der Lichtſtrahlfarbe un-
terſtuͤtzt zwar die Harmonie der Farben unter ſich,
aber er macht ſie nicht allein aus. Die verſchiede-
nen weſentlichen Farben eines jeden Objekts haben
ohne Ruͤckſicht auf die Art des zuſtroͤmenden Lichts
die Beſchaffenheit, daß ſie in der Zuſammenſtellung

ſich
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[344/0368] Anmerkungen blaͤulichen Anſtrich erhalten, und dennoch werde ich die blaue Carnation von dem blaurothen Gewande noch immer zu unterſcheiden im Stande ſeyn: der Schein der brennenden Oellaͤmpchen faͤrbt die Gegen- ſtaͤnde gelb; inzwiſchen das gelblich weiße Gewand iſt noch deutlich von dem gelblich rothen zu unter- ſcheiden: eben ſo verhaͤlt es ſich mit dem roͤthlichen Abglanz der Morgenroͤthe, mit dem finſtern Lichte der Daͤmmerung u. ſ. w. Nun nehme man an: der Decorateur eines Theaters ließe die Perſonen zur Rechten der Scene von der Flamme des Weingeiſtes beleuchtet werden, die zur Linken von der Flamme brennender Oel- laͤmpchen; weiterhin aber ließe er das Tageslicht auf die daſelbſt ſtehenden Figuranten fallen; was wuͤrde daraus entſtehen? natuͤrlicher Weiſe eine große Disharmonie der Farben. Das Auge wuͤrde Abtheilungen machen, und die einzelnen gefaͤrbten Theile zu einem faͤrbigten Ganzen nicht vereinigen koͤnnen. Hingegen wenn alle Figuren mit einer und derſelben Lichtart beleuchtet wuͤrden, mithin einen gleichfaͤrbigen Anſtrich erhielten; ſo muͤßte daraus ein einſtimmiger Ton der Farbe entſtehen, und es wuͤrde alsdann ein Hauptgrund zur Harmonie vor- handen ſeyn. Der einſtimmige Ton der Lichtſtrahlfarbe un- terſtuͤtzt zwar die Harmonie der Farben unter ſich, aber er macht ſie nicht allein aus. Die verſchiede- nen weſentlichen Farben eines jeden Objekts haben ohne Ruͤckſicht auf die Art des zuſtroͤmenden Lichts die Beſchaffenheit, daß ſie in der Zuſammenſtellung ſich

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/368>, abgerufen am 27.11.2024.