In der dritten Capelle rechter Hand ist das Gemählde der Himmelfahrt von Muziano. Die Köpfe und die Gewänder haben Verdienst, und die Färbung ist kräftiger, wie gewöhnlich.
In der Capelle Spada sieht man den heil. Carl Barromäus und den heil. Ignatius, welche die Maria anbeten. Sie sind von Carlo Maratti. Dem Kopf der Madonna fehlt es an Seele, die übrigen sind geziert. Die Farbe ist an- genehm und harmonisch.
Neben dem Altare hängen drei Bilder von Rubens, aus seiner früheren Manier. Man er- kennt schon seinen Stil in der Zeichnung der Körper und Gewänder, aber die Färbung hat noch nicht den angenehmen Glanz, der ihn in der Folge berühmt gemacht hat.
In der Capelle des heil. Philippus Neri hängt das Bildniß dieses Heiligen im Gebete an die Maria, nach Guido in Mosaik.
+ In der nächstfolgenden Capelle, die Darstellung der Maria im Tempel, von Fede- rico Barroccio. Die Figur der Maria hat den Reiz, der diesem Meister gewöhnlich ist, und einen angenehmen Ton der Farbe im Ganzen. Man sieht aber schon allerwärts deutliche Spuren des Verfalls des guten Geschmacks: Uebertriebenen Contraposto, gezierte Grazie, Mangel an wahrem Ausdruck, an- genehme aber falsche Farben, und schwerfällige Drapperien.
Eben dieses kann man von der Heimsuchung der Maria von demselben Meister sagen. Es hängt in der vierten Capelle.
Die
uͤber die einzelnen Kirchen.
In der dritten Capelle rechter Hand iſt das Gemaͤhlde der Himmelfahrt von Muziano. Die Koͤpfe und die Gewaͤnder haben Verdienſt, und die Faͤrbung iſt kraͤftiger, wie gewoͤhnlich.
In der Capelle Spada ſieht man den heil. Carl Barromaͤus und den heil. Ignatius, welche die Maria anbeten. Sie ſind von Carlo Maratti. Dem Kopf der Madonna fehlt es an Seele, die uͤbrigen ſind geziert. Die Farbe iſt an- genehm und harmoniſch.
Neben dem Altare haͤngen drei Bilder von Rubens, aus ſeiner fruͤheren Manier. Man er- kennt ſchon ſeinen Stil in der Zeichnung der Koͤrper und Gewaͤnder, aber die Faͤrbung hat noch nicht den angenehmen Glanz, der ihn in der Folge beruͤhmt gemacht hat.
In der Capelle des heil. Philippus Neri haͤngt das Bildniß dieſes Heiligen im Gebete an die Maria, nach Guido in Moſaik.
† In der naͤchſtfolgenden Capelle, die Darſtellung der Maria im Tempel, von Fede- rico Barroccio. Die Figur der Maria hat den Reiz, der dieſem Meiſter gewoͤhnlich iſt, und einen angenehmen Ton der Farbe im Ganzen. Man ſieht aber ſchon allerwaͤrts deutliche Spuren des Verfalls des guten Geſchmacks: Uebertriebenen Contrapoſto, gezierte Grazie, Mangel an wahrem Ausdruck, an- genehme aber falſche Farben, und ſchwerfaͤllige Drapperien.
Eben dieſes kann man von der Heimſuchung der Maria von demſelben Meiſter ſagen. Es haͤngt in der vierten Capelle.
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die Faͤrbung iſt kraͤftiger, wie gewoͤhnlich.
In der Capelle Spada ſieht man den heil.
Carl Barromaͤus und den heil. Ignatius,
welche die Maria anbeten. Sie ſind von Carlo
Maratti. Dem Kopf der Madonna fehlt es an
Seele, die uͤbrigen ſind geziert. Die Farbe iſt an-
genehm und harmoniſch.
Neben dem Altare haͤngen drei Bilder von
Rubens, aus ſeiner fruͤheren Manier. Man er-
kennt ſchon ſeinen Stil in der Zeichnung der Koͤrper
und Gewaͤnder, aber die Faͤrbung hat noch nicht den
angenehmen Glanz, der ihn in der Folge beruͤhmt
gemacht hat.
In der Capelle des heil. Philippus Neri
haͤngt das Bildniß dieſes Heiligen im Gebete
an die Maria, nach Guido in Moſaik.
† In der naͤchſtfolgenden Capelle, die
Darſtellung der Maria im Tempel, von Fede-
rico Barroccio. Die Figur der Maria hat den
Reiz, der dieſem Meiſter gewoͤhnlich iſt, und einen
angenehmen Ton der Farbe im Ganzen. Man ſieht
aber ſchon allerwaͤrts deutliche Spuren des Verfalls
des guten Geſchmacks: Uebertriebenen Contrapoſto,
gezierte Grazie, Mangel an wahrem Ausdruck, an-
genehme aber falſche Farben, und ſchwerfaͤllige
Drapperien.
Eben dieſes kann man von der Heimſuchung
der Maria von demſelben Meiſter ſagen. Es
haͤngt in der vierten Capelle.
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/339>, abgerufen am 16.02.2025.
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